Die Fassade des riesigen JW-Marriott-Hotels in Orlando in Florida ähnelt der eines Schlosses. Es liegt inmitten einer Gartenanlage, es gibt auf dem Gelände einen Golfplatz, Pools und Geschäfte, Disneyland und SeaWorld sind gleich nebenan. Die National Federation of Republican Women (NFRW) hat hier zu einer der größten Konferenzen für Amerikas konservative Frauen geladen. "Frau trägt hier in der Regel Kleid, viel und auffälliges Geschmeide, gerne glitzernd in den Nationalfarben Rot-Weiß-Blau", beschreiben Annett Meiritz und Juliane Schäuble die Szenerie in ihrem Buch Guns n' Rosé. Konservative Frauen erobern die USA. Die Teilnehmerinnen eint das Credo der NFRW: "Faith, family, freedom", also "Glaube, Familie, Freiheit", drei in ihren Augen bedrohte Güter. Sie treten an, Amerika vor den Linken zu retten. Gerade jetzt, wo eine demokratische Regierung an der Macht ist, gilt es, sich reinzuhängen. "In der Politik wird nicht geheult. Wir müssen kämpfen", sagte die Republikanerin Nikki Haley einige Wochen später bei einem Vortrag.
Konservative Frauen in den , so beobachten Meiritz und Schäuble, greifen zunehmend nach der Macht. Sie werden nicht nur sichtbarer, sondern auch einflussreicher. Bei den Präsidentschaftswahlen 2020 zogen so viele republikanische Frauen wie noch nie ins Repräsentantenhaus des US-Kongresses. Die Zeitschrift Marie Claire nannte es eine "conservative pink wave", eine konservative pinke Welle. Gleichzeitig sind sie für viele ein Mysterium, ein Oxymoron: ein traditionelles Hausfrauen- und Mutterideal vertreten und selbst in politische Machtpositionen streben - "Was stimmt nicht mit denen?", schrieb der britische Guardian einmal. Und wenn sie die MeToo-Bewegung verdammen oder gegen das Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch eintreten, nennt nicht nur die Vanity Fair sie "Verräterinnen ihres Geschlechts".
Amy Coney Barrett als wichtiges VorbildAnnett Meiritz und Juliane Schäuble berichten seit einigen Jahren für deutsche Medien aus den USA und wollten sich die Bewegung einmal genauer ansehen. Sie haben Events wie die Konferenz der NFRW in Orlando besucht und mit verschiedensten Frauen der konservativen Bewegung gesprochen. Ihre Beschreibungen sind auch mit Blick auf die Midterms am 8. November besonders interessant, denn hier gilt den Frauen besondere Aufmerksamkeit. Nachdem im Juni das verfassungsmäßige Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch gekippt worden war und viele republikanisch regierte Staaten daraufhin Abbrüche stark erschwert oder ganz verboten hatten, gingen Beobachter davon aus, dass Frauen diese Wahlen nutzen würden, um ihrer Wut über diese Entscheidung Ausdruck zu verleihen. Davon also, dass allein dieses Thema die Republikaner massiv Stimmen kosten würde. Nun drängen andere Themen wie die Inflation in den Vordergrund, aber wie Frauen abstimmen werden, bleibt entscheidend.
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Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es eine Frau war, die es erst möglich gemacht hat, dass das verfassungsmäßige Recht auf einen Schwangerschaftsabbruch gekippt wurde: Amy Coney Barrett, von Trump berufene Richterin am Supreme Court und "die mächtigste Konservative der USA", wie Meiritz und Schäuble schreiben. Als Republikanerin, Katholikin und Mutter aus dem heartland Amerikas sei sie für konservative Frauen ein wichtiges Vorbild. Sie stehe für christliche Werte, für hart erarbeiteten Erfolg und für die scheinbar problemlose Vereinbarkeit von Familie und Karriere. Und sie steht für einen neuen Typus konservativer Frauen, die selbst nach Macht und Ämtern streben, statt nur Werbung für männliche Kandidaten zu machen.
Politisches Engagement konservativer Frauen in den USA an sich ist nicht neu. Bereits in den Siebzigerjahren kämpfte etwa die Aktivistin Phyllis Schlafly gegen den Equal-Rights-Verfassungszusatz. Sie sah in der rechtlichen Gleichstellung von Mann und Frau keine Gerechtigkeit, sondern, wenn Frauen nun etwa gedrängt würden, außerhalb des Hauses zu arbeiten, den Verlust weiblicher Privilegien. Danach wurde es jedoch stiller um die konservativen Frauen. Während im demokratischen Lager in den Neunzigerjahren der Frauenanteil stark zunahm, traten die Republikaner auf der Stelle. Erst seit Kurzem wird die Partei weiblicher, versucht gezielt Themen anzusprechen, die sie mit Frauen assoziiert, wie etwa Bildung.
In Zeiten knapper Mehrheiten sind auch die Republikaner auf Wählerinnen angewiesen. Sie brauchen die Stimmen der Frauen. "Dafür müssen sie auf die richtigen Themen setzen, aber auch das Gesicht der Partei weiblicher machen", schreiben Schäuble und Meiritz, "das ist eine Überlebensfrage." Obwohl sie sich nach wie vor schwerer damit täten, Frauen in Machtpositionen zu bringen, kandidierten in den nun anstehenden Kongresswahlen so viele Frauen für die Republikaner wie nie zuvor. Das Buch zitiert unter anderem die Politikprofessorin Melissa Deckman, die einen "langsamen, aber stetigen Aufstieg einer neuen Generation konservativer republikanischer Frauen" erkennt.
Die Fassade des riesigen JW-Marriott-Hotels in Orlando in Florida ähnelt der eines Schlosses. Es liegt inmitten einer Gartenanlage, es gibt auf dem Gelände einen Golfplatz, Pools und Geschäfte, Disneyland und SeaWorld sind gleich nebenan. Die National Federation of Republican Women (NFRW) hat hier zu einer der größten Konferenzen für Amerikas konservative Frauen geladen. "Frau trägt hier in der Regel Kleid, viel und auffälliges Geschmeide, gerne glitzernd in den Nationalfarben Rot-Weiß-Blau", beschreiben Annett Meiritz und Juliane Schäuble die Szenerie in ihrem Buch Guns n' Rosé. Konservative Frauen erobern die USA. Die Teilnehmerinnen eint das Credo der NFRW: "Faith, family, freedom", also "Glaube, Familie, Freiheit", drei in ihren Augen bedrohte Güter. Sie treten an, Amerika vor den Linken zu retten. Gerade jetzt, wo eine demokratische Regierung an der Macht ist, gilt es, sich reinzuhängen. "In der Politik wird nicht geheult. Wir müssen kämpfen", sagte die Republikanerin Nikki Haley einige Wochen später bei einem Vortrag.