Benjamin Dau, 35, ist Luxusmakler. Er arbeitet auf dem deutschen Markt und auf Mallorca und hat seine Immobilien schon an bekannte Sport- und Musikgrößen verkauft. Im Interview mit dem stern verrät er Details aus seinem Berufsalltag - und ob es genauso spannend ist wie in den erfolgreichen Netflix-Serien "Selling Sunset" und "Selling the OC".
Herr Dau, welche exklusiven Objekte haben Sie bereits vermittelt?
In dem Bereich gilt tatsächlich: Man kann sich alles das vorstellen, was man aus dem Fernsehen kennt. Und es gibt nichts, was man sich nicht vorstellen kann. Alles ist möglich. Im Bremer Bereich habe ich gerade eine Immobilie vermittelt, da konnte man vom Obergeschoss über eine Wendeltreppe in den Pool rutschen. Wie im Freizeitpark. Es war ein Innenpool im Kellerbereich.
Das klingt ausgefallen. Welche besonderen Objekte und Geschichten sind Ihnen noch in Erinnerung?
Ich muss sagen, es gibt sie wirklich: die dunklen Zimmer aus "50 Shades of Grey". Bei denen denke ich mir: Hier kann ich keine Fotos machen. Oder: Das wird schwierig zu vermarkten. Aber es gibt immer den passenden Deckel dafür. Ein Kunde hat auch ein Haus für sich und seine 15 Papageien gefunden. Jeder Papagei hat quasi ein eigenes Zimmer. Und manche Papageien haben sich nicht vertragen, die brauchten dann getrennte und klar abgegrenzte Zimmer. 700qm Wohnfläche für die. Und neben dem Haupthaus noch ein Personalhaus für die Papageienpfleger, auch nochmal 400qm. Der liebste Papagei hieß Charlie und war immer in seiner Nähe. Bei den Besichtigungen war Charlie auch dabei und saß auf seiner Schulter. Er hat oft gesagt: "Heute ist das Wetter gut".
Gab es auch schon Wünsche, die Sie nicht erfüllen konnten?
Ein Kunde aus dem Sportbereich ist nach London gezogen. Sein größtes Problem war, seine 24 Autos mitzunehmen. Es waren vor allem Ferraris und er konnte sich nicht entscheiden, welches er hier lassen sollte. In der Londoner Innenstadt so etwas Großes zu finden, war uns von hier aus nicht möglich. Apropos Autos: Was ich fast schon als Trend bezeichnen würde, ist, dass teure Autos auch gern mal mit im Wohnzimmer stehen und nur durch eine Glasscheibe vom Wohnraum abgetrennt sind.
Wie sind diese superreichen Kunden denn privat? Hatten Sie schon mal Berührungsängste?
Am Anfang war es immer was ganz Besonderes. Aber dann hatte ich ein Schlüsselerlebnis. Jemand kam zu mir und meinte: Hey, ich bin ganz normal. Behandle mich ganz normal wie jeden anderen Kunden auch oder ich bin weg. Meine Kunden sind Schauspieler, Politiker, Musiker oder auch Geschäftsleute aus der Ölindustrie. Die haben einen engen Terminplan und so müssen die Besichtigungen durchorganisiert werden. Wie bei "Selling the OC" werden sie auch von uns abgeholt und wir planen auch Mittagessen. Diesen Superreichen ist es superwichtig, dass ihre Freiheit gewahrt bleibt und nicht rauskommt, wer das Haus jetzt gekauft hat. Es sollen nicht jeden Tag Paparazzi vor der Tür stehen. Und natürlich ist Einbruch ein großes Risiko in diesen Kategorien.
An welchen ungewöhnlichen Orten haben Sie schon Immobilien verkauft?
Wir treffen uns in Hotels, Bars, gehen was essen. Es geht darum, wie viel Vertrauen sie uns schenken. Man sollte zum Beispiel nicht bei Instagram posten, dass wir gerade zusammen was essen sind. Denn die Kunden kommen immer wieder. Meistens kaufen sie mehrere Häuser oder Wohnungen. Ein Kunde von mir kauft pro Jahr um die 20 Wohnungen. Es ist eine Käuferschicht, die sich den Makler besonders aussucht. Es geht um eine persönlichere Bindung. Einmal war ich einkaufen mit einer reichen Dame. Nach gefühlt 300 Shops und 5 Stunden Shopping saßen wir bei Dior in der Boutique auf zwei Rundhockern. Auf dem Tablet habe ich ihr Bilder einer Berliner Wohnung gezeigt und sie hat gesagt: Benni, ich vertrau dir und kaufe. Ohne die Wohnung vorher je betreten zu haben. Und der Vertrag wurde auch tatsächlich unterschrieben. Man ist per du in der Szene. Ich bin immer Benni, mein Benni. Eine ältere Dame und ein älterer Herr, sehr wohlhabend, kneifen mich immer in die Wange, wenn wir uns sehen und sie mal wieder investieren wollen.
Welches Smalltalk-Thema geht immer?
Kinder. Wenns um die eigenen Kinder geht, erzählen eigentlich alle immer gern und viel: ob superreich oder superarm: Kinder sind für alle das größte, meiner Erfahrung nach. Auch wenn es natürlich bei jedem etwas anders läuft. Die Dame aus dem Dior-Shop hat zum Beispiel Nannys.
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