1 subscription and 1 subscriber
Article

Abstrakte Ideen und Themen aufspüren- Fotoausstellung: Jan Banning, RED UTOPIA

CPN-Maoist (Baidya), Pokhara, Gandaki zone (Nepal) © Jan Banning

Kommunismus 100 Jahre nach der Russischen Revolution zu sehen bis zum 13.01.2019 im ZEPHYR – RAUM FÜR FOTOGRAFIE Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

Was ist 100 Jahre nach der Oktoberrevolution und 200 Jahre nach dem Geburtsjahr von Karl Marx von der kommunistischen Ideenwelt übriggeblieben?

Nicht viel, meint der Niederländer Jan Banning. Er setzte sich distanziert mit diesem Thema auseinander und dokumentierte und sezierte die Welt der kommunistischen Parteien anhand von deren Büros: Es sind in der Regel dürftig ausgestattete Verwaltungsstuben. Der Ort spielte keine Rolle. Dies kann Russland, Italien, Portugal, Nepal oder Indien sein. In diesen Ländern entstanden die Fotos.


Glaube an eine bessere Welt und das Gute im Menschen

Die Fotos zeigen Idealisten, die im Zeitalter des Kapitalismus ihren Glauben an eine bessere Welt nicht verloren haben. Obgleich die Umsetzung der kommunistischen Ideen und deren Praxistauglichkeit von der Geschichte längst widerlegt scheint, verbindet die Genossen der Glaube an das Gute im Menschen und den Sieg der gerechten Sache. Mag es dies auch in der fernen Zukunft liegen.


Die Serie rote Utopie entstand in fünf Ländern

In Russland träumen verschiedene übriggebliebene alte Kommunisten von der Rückkehr an die Macht in Anlehnung an Joseph Stalin. In Südindien ringen die seit 1957 mitregierenden Genossen bei den Wahlen um Prozente. Meist sind es junge, gut ausgebildete Parteimitglieder, die aktiv an der Verbesserung der Welt tüfteln, etwa durch den Bau von Wasserleitungen oder Beratungen in Armenvierteln. Ähnlich engagierten sich die italienischen jungen Kommunisten, die Jan Banning traf. Mit den Vorstellungen der alten Aktivisten und Partisanen haben sie nur noch wenig gemeinsam. Jan Bannings Serie RED UTOPIA entstand in den Jahren 2013 bis 2017 in Städten und Dörfern von fünf Ländern, in denen politisch aktive Gruppen den Geist des Kommunismus am Leben halten.


Büsten und Porträts von Marx, Engels und Lenin

Bereits die Ausstattung der Büros verdeutlicht, dass hier die Historie des Kommunismus eine gewichtige Rolle spielt. Oft schmücken die Räumlichkeiten, Hammer, Sichel, rote Fahnen oder Wimpel, Fotos, Porträts und Büsten von Marx, Engels und Lenin, oder auch von Stalin und Mao und lokalen Größen. Die schlichte Ausstattung der Büros ermöglicht Rückschlüsse auf die schlechte finanzielle Lage und das historische, ideologische Verständnis der Genossen. Bei ZEPHYR wird diese Serie erstmals in Deutschland gezeigt.


Law and Order (2015) und The Sweating Subject (2016)

Weitere Fotos von Jan Banning in der Ausstellung im ZEPHYR stammen aus der Serie „Law & Order“. Sie stellen Szenen aus der Strafjustiz von fünf Länder gegenüber: Amerika, Frankreich, Uganda und Kolumbien. Hier sind vier recht unterschiedliche Kontinente vertreten.  Banning fotografiert Justizgebäude, Gefängnisaufseher und Verurteilte in Gefängnissen. Die Aufnahmen stellen das allgemeine Selbstverständnis von Gerechtigkeit in Frage und regen zum Nachdenken an.


Stammesführer und Wilde in Uganda

Bei den Fotos der Reihe „The Sweating Subject“ aus dem Jahr 2016 handelt es sich um Bilder von Stammesführern mit deren Hofstaat in Ghana, in die sich Jan Banning als „Sweating Subject“ einschrieb. Dies ist ein Bereich, der seine Wurzeln in der Kolonialzeit hat. Banning experimentiert mit alten ethnografischen Fotos, die Kolonialherren und Wilde zeigen. Der Holländer vertauscht dabei die Rollen.

Banning versucht mit seinen fotografischen Arbeiten abstrakte schwer fassbare Themen wie Verwaltung oder Justiz und Ideen von einer besseren Welt mit Fotos darzustellen. Er spürt Unterschieden in verschiedenen Gesellschaften und Kontinenten nach.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr 


Original