Es erschien mir wie ein Akt der Kastration, als mein Kumpel Jörg vor fünf Jahren seine CD-Sammlung auf den Dachboden verbannte. Erweiterter Platzbedarf seiner Kleinfamilie und so weiter. Dass er „ein paar Sachen ja noch auf dem Computer" hatte, minderte mein Entsetzen keineswegs. Müsste ich meine akustische Nahrung aus quäkigen PC-Boxen aufnehmen - meine Seele würde dahinwelken wie der Ficus in einem Bauamtsbüro.
Heute kann ich mich selbst kaum daran erinnern, wann ich zum letzten Mal meinen CD-Player benutzt habe. Das prächtige Produkt britischer Hi-Fi-Kunst staubt unangeschlossen unter meinem Verstärker vor sich hin. Sein teures Kabel hängt nun an meinem Netzwerk-Player, der Musik per W-Lan von meiner Festplatte zieht.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das hier wird keine Eloge auf iPod-Docks und Online-Musikdienste, keine Kapitulation vor der MP3-Datei. Die überlasse ich gerne der U-Bahn-beschallenden Proletenjugend. Natürlich habe ich Spotify auf meinen Smartphones. Aber das Hochamt der Musik sieht anders aus - und es klingt deutlich besser.
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