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Kommentar: Bremer Asylanträge sinken

Blick über ein provisorisches Zeltlager für geflüchtete Menschen in der Nähe von Mytilini.

In Moria beißen Ratten Kinder im Schlaf, so berichten es Augenzeugen, und in Bremen sinkt die Zahl der Asylanträge um 38 Prozent zum Vorjahr. Da stimmt doch was nicht. Wie kann die Zahl der Geflüchteten, die in Bremen unterkommen wollen, in einem Jahr so stark zurückgegangen sein, in dem in Griechenland ein Camp brannte. Auf den deutschlandweiten Rückgang der Zahlen ist Bundesinnenminister Horst Seehofer Stolz, als sei die Zahl der Geflüchteten an den Grenzen der EU nicht mehr hoch. Es ist nicht die Zahl der Hilfesuchendenden, die sinkt, sondern die Zahl derer, die Hilfe aus Deutschland bekommt. Das ist kein Grund stolz zu sein - im Gegenteil.

In Bremen stehen keine Flüchtlingsheime leer. Das wäre ja auch die Höhe. Corona macht die Situation in den Heimen und die Frage nach der richtigen Auslastung schwierig. Doch eins ist klar: Alles ist besser als die Zustände in den Flüchtlingslagern an den Grenzen Europas. Bremen sollte neue Plätze schaffen. Gerade die stillgelegte Tourismusbranche bietet Chancen: Im letzten Jahr ist eine Jugendherberge umfunktioniert worden. Warum nur eine? Von den 1553 Menschen, die Seehofer nach dem Brand in Moria versprochen hat aufzunehmen, sind bisher erst 291 in Deutschland eingereist. Der Brand ist inzwischen vier Monate her. Alles ziehe sich wegen der Pandemie. Deutschland will Menschenleben schützen. Aber offensichtlich gibt es zweierlei Maß. 

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