Jura in Hamburg oder Kunst in Berlin? Durchhalten oder endlich den Job wechseln? Wenn wir vor großen Entscheidungen stehen, fühlen wir uns manchmal verloren. Wie überlegen hin und her, fragen Freunde und Familie, gehen spazieren, zum Sport und machen eine Pro-und-Contra-Liste, nur um uns dann weiter im Kreis zu drehen.
(Bild: Giphy)
Warum fallen uns manche Entscheidungen so schwer?
"Entscheidungen fallen uns schwer, wenn wir einen Widerspruch zwischen Kopf und Bauch spüren", erklärt Expertin Maja Storch. Wenn man dann eine Pro- und Contraliste erstellt, kommt man dann zu keinem klaren Ergebnis.
Hier sind Tipps, wie man seine Gedanken und Gefühle in solchen Situationen sortieren kann:ist Trainerin, Buchautorin und Psychodramatherapeutin. Sie leitet das Institut für Selbstmanagement und Motivation in Zürich (ISMZ).
Buchtipp: "Das Geheimnis kluger Entscheidungen: Von Bauchgefühl und Körpersignalen" (2011) von Maja Storch.
Wie finde ich raus, was ich will?
Für eine gute Entscheidungsbasis muss man laut Maja Storch den Kopf und den Bauch koordinieren. Während der Kopf logisch argumentiert, setzt sich das Bauchgefühl aus unterbewussten Erfahrungen zusammen, die wir im Laufe unseres Lebens gesammelt haben.
Das Problem: Oft wissen wir gar nicht, woher unser Bauchgefühl kommt. Manche Menschen haben das schon in der Kindheit verlernt. Bei anderen führt der Druck der Gesellschaft, sich zusammenzureißen statt Gefühle zu zeigen, dazu, dass sie nicht mehr erklären können, warum sie etwas beunruhigt, oder bedrückt.
Schritt 1: Mit der Affektbilanz das Bauchgefühl entschlüsseln.
Um den Zugang zu unserer inneren Stimme zu finden, rät Maja Storch zur Methode der Affektbilanz: Auf ein leeres Blatt Papier zeichnet man für jede Entscheidungsmöglichkeit zwei Skalen von 0 bis 100.
Eine Skala steht für die positiven, die andere für die negativen Gefühle. Nun markiert man jede Skala mit einem kleinen Kreuz, mit 0 als dem niedrigsten und 100 als dem höchstmöglichen Wert.
Wichtig ist dabei: Möglichst intuitiv zu handeln, ohne groß nachzudenken.Anschließend vergleicht man die Affektbilanzen für die beiden Möglichkeiten: Klafft bei einer Entscheidung das Positive und das Negative weiter auseinander? Dann hat der Bauch gesprochen.
(Bild: Frauke Suhr / bento)
Schritt 2: Den Ideenkorb füllen.
Als nächstes ist der Verstand gefragt: Welche Entscheidung macht logisch am meisten Sinn?
Dafür rät Maja Storch, eine Handvoll Personen zu befragen - nicht nur Freunde, die uns schon lange kennen, sondern auch Fremde, die eine neue Perspektive auf das Thema haben.
Oft sehen andere Menschen neue Möglichkeiten und Wege, auf die wir selber nicht gekommen wären. Mit der Verbindung von Bauch und Kopf kristallisiert sich nun langsam eine Entscheidung heraus.
Schritt 3: Negative Aspekte reduzieren.
Die Entscheidung ist fast getroffen, doch vom Bauch her bleiben noch Zweifel? Dann ist jetzt noch einmal der Verstand gefragt:
Wie lassen sich die negativen Aspekte reduzieren?Vielleicht möchte man das Studium wechseln, aber dafür nicht weit wegziehen. Dann könnte man prüfen, ob es auch eine Möglichkeit gibt, das neue Fach an der alten Uni zu studieren. Nicht nur im Beruflichen, auch bei anderen wichtigen Entscheidungen lässt sich Maja Storchs Methode anwenden.
Maja Storch sagt: Millennials würden beruflich oft unter einem größeren Entscheidungsdruck stehen als frühere Generationen. Storch bezeichnet dieses Phänomen als den "Glücksterror".
Oft reiche es nicht mehr aus, einen Beruf zu finden und Geld zu verdienen.
"Viele Eltern sagen ihren Kindern: Du kannst machen, was du willst, Hauptsache du wirst glücklich. Genau das setzt sie aber unter Druck."
Maja Storch sagt dazu: "Jeder darf im Leben Fehler machen." Glücksmomente wären wie Caipirinha trinken und Jazz hören - ein schöner Augenblick, aber nichts, was ewig bleibt.
Niemand könne sein ganzes Leben lang glücklich sein, das sei schlicht unerreichbar. Was man anstreben solle, sei vielmehr eine gute Zufriedenheit - "das reicht völlig aus".
An der Stelle: Wärst du ein guter Chef? Mach unser Quiz! Wie treffen andere eine Entscheidung? Hier erzählen drei Menschen, wie sie es gemacht haben: Felix S., 23:
Nach dem zweiten Semester hatte ich plötzlich das Gefühl: Jura ist doch nicht das Richtige für mich. Das Studium an sich war in Ordnung. Aber mich störten die Klausuren, mit ihrer streng dogmatischen, trockenen Sprache. Früher in der Schule hab ich gerne Gedichtsanalysen geschrieben.
Ich stand vor der schwierigen Frage: Soll ich weitermachen oder das Fach wechseln? Mich interessierten sowohl Kommunikationswissenschaft als auch Politikwissenschaften. Um mir die Entscheidung leichter zu machen, besuchte ich parallel Vorlesungen in beiden Fächern.
Am schwierigsten fiel mir jedoch, mir einzugestehen, dass Jura nichts für mich ist. Meine Kommilitonen rieten mir dazu weiterzumachen,es würde sicher noch besser werden. Ich zögerte die Entscheidung immer weiter hinaus.
Erst als die Bewerbungsfrist für einen Studienwechsel verstrichen war, wachte ich auf. Es war komisch, aber in dem Moment, als ich es verpasst hatte, wurde mir erst klar, was ich wirklich wollte. Doch nun hatte ich die Frist dafür versäumt. Eine kleine Welt brach in mir zusammen. Mindestens eine Woche lang hab ich mich richtig schlecht gefühlt, bin sinnlos mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren.
Ich ging nicht mehr zur Uni. Ein halbes Jahr lang jobbte ich, danach ging ich zwei Monate lang reisen. In dieser Zeit hat sich meine Entscheidung weiter gefestigt, das Studienfach zu wechseln.
Der Abstand von meinen Jura-Kommilitionen hat mir dabei geholfen. Damals nach dem Abi wollte ich schnell studieren und viel Geld verdienen. Heute hab ich es gar nicht mehr so eilig damit. Meine erste Studienwahl für Jura war rein rational, für den Studienwechsel habe ich mich dann aus dem Bauch heraus entschieden.
Heute studiere ich nun meine beiden Wunschfächer Kommunikationswissenschaft und Politikwissenschaften in einem Zweifachbachelor und fühle mich glücklich damit. Einige meiner früheren Kommilitonen beneiden mich nun sogar und sagen "Hätte ich doch damals auch das Fach gewechselt!" Aber jetzt trauen sie sich nicht mehr.
Sascha A., 28
Vor fünf Jahren ist ein guter Freund von mir tödlich verunglückt. Er wurde nur 24 Jahre alt. Ich hatte mich zu diesem Zeitpunkt gerade für eine Weiterbildung in meinem Beruf angemeldet.
Doch nach diesem Erlebnis begann ich auf einmal, alles in Frage zu stellen: Wollte ich überhaupt Karriere machen? Ganz plötzlich, aus dem Bauch heraus, entstand bei mir der Gedanke: Heute in sechs Monaten haue ich ab, auf eine Weltreise ohne Rückflugticket.
Meine Freunde und Familie hielten mich für verrückt und glaubten nicht, dass ich es wirklich durchziehen würde. Aber gerade, dass niemand mich ernst nahm, festigte schließlich meine Entscheidung.
Gegen den Rat aller kündigte ich meinen sicheren Job und verkaufte alles, was ich hatte: Mein Auto, meine Möbel, auch die Wohnung gab ich auf. Am Ende besaß ich nur noch mein Bett und das, was ich in einem Rucksack tragen konnte.
Ich buchte ein One-way-Flugticket nach Neuseeland, ohne wirklich Englisch sprechen zu können. Erst als ich im Flugzeug saß, bekam ich Bammel: Wie sollte es danach für mich weitergehen, ohne Job und ohne Wohnung?
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Doch bei allen Zweifeln hatte ich das Gefühl, das Richtige zu tun. Am Ende war ich mehr als zwei Jahre lang unterwegs, in Neuseeland, Asien und Kanada. Ich genoss die Freiheit und lebte nur im Hier und Jetzt. Eines Abends in Taiwan saß ich mit Freunden zusammen und hielt ihnen eine Rede darüber, wie unwichtig das Materielle sei und worauf es im Leben wirklich ankäme.
In derselben Nacht bekam ich eine E-Mail von meinem früheren Arbeitgeber: Sie boten mir einen guten Job an und wollten, dass ich sofort anfange.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich kaum noch Geld auf dem Konto. Ich stand vor einem Dilemma: Gerade noch hatte ich meinen Freunden erzählt, dass mir die Freiheit wichtiger sei als alles andere. Andererseits reizte mich das Angebot nun doch.
Die ganze Nacht überlegte ich, schrieb Pro- und Contra-Listen. Auch meine Eltern fragte ich um Rat. Sie rieten mir, den Job anzunehmen. Dieses Mal hab ich auf sie gehört und ganz rational mit dem Kopf entschieden. Zehn Tage später saß ich im Flugzeug in Richtung Deutschland.
Heute bin ich wieder in meinem alten Leben angekommen. Sogar die Weiterbildung, die ich damals nicht angetreten habe, werde ich jetzt noch aufnehmen.
Erst dachte ich, es würde schwierig werden, den Personalern meine Reise zu erklären. Doch dann waren sie sogar ganz fasziniert davon. Heute weiß ich, dass es im Leben immer weiter geht, egal wofür man sich entscheidet.
Maja B., 28:
Als mir mein Professor nach dem Masterabschluss eine Promotionsstelle anbot, freute ich mich. Es fühlte sich gut an, intelligent genug für einen Doktortitel zu sein. Die erste Zeit war aufregend und spannend.
Doch bald kämpfte ich mit immer mehr Schwierigkeiten: Als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist man komplett von seinem Doktorvater abhängig. Er betreut deine Dissertation, benotet sie am Ende und ist gleichzeitig auch dein Chef in deinem Arbeitsalltag an der Uni.
Als ich mich in Eigeninitiative weiterbilden wollte, bekam ich keine Unterstützung.Ich fühlte mich immer unwohler und irgendwann kam bei mir der Gedanke auf, alles abzubrechen. Statt der Unikarriere konnte ich meinen ursprünglichen Plan wieder aufnehmen, mit meinem Lehramtsstudium in die Schule zu gehen.
Allerdings hatte ich nun schon fast drei Jahre Arbeit in die Promotion investiert. Ein halbes Jahr lang kämpfte ich mit der Entscheidung, fühlte ich mich hin- und hergerissen. Erst ein Gespräch mit einem Arzt, den ich aufsuchte, weil auch mein Körper langsam anfing, zu rebellieren, war der Weckruf. Durch den Stress hatte ich eine Darmentzündung bekommen.
Der Arzt schickte mich mit der Aufgabe nachhause, mir ganz genau zu überlegen, warum ich einen Job mit einer schlechten Arbeitsatmosphäre machen möchte, der mich unglücklich macht und den ich auch nicht dringend brauche, um Arbeit zu finden.
Zwei Wochen lang setzte ich mich intensiv damit auseinander. Am Ende fiel mir als Antwort darauf, warum ich promovieren wollte, nur ein: Weil ich es angefangen habe und weil ich es könnte. Das war mir zu wenig.
Der krasseste Moment war, als ich das erste Mal meinem Freund gegenüber laut ausgesprochen habe, dass ich überlege, die Promotion abzubrechen. Er hat meine Entscheidung unterstützt und ich habe mich danach direkt freier gefühlt. Manchmal weiß man erst, was man will, wenn man mit jemandem darüber redet.
Gelernt habe ich aus der Sache, dass man sich von den Erwartungen anderer lösen und sich fragen sollte: Was ist mir eigentlich selber wichtig? Das Leben ist einfach zu kurz, um sich von einem Job dauerhaft unglücklich machen zu lassen.
Deutschen Sicherheitsbehörden ist bereits erlaubt, SMS mitzulesen und Telefonate abzuhören. Geht es nach Innenminister Thomas de Maizière sollen bald auch Messengerdienste ausgespäht werden ( Tagesspiegel). Dienste wie WhatsApp und Threema verschicken ihre Nachrichten mit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung.
Das bedeutet: Sie lassen sich nicht so leicht hacken und ausspähen. Das bedeutet aber auch: Für Kriminelle sind die Dienste eine gute Möglichkeit, sich unbeobachtet auszutauschen.