In einer Biografie britischer Autoren erscheint der kosovarische Präsident und ehemalige Guerillachef Hashim Thaci als Superstar. In Pristina wird vermutet, dass die Imagekampagne mit der befürchteten Anklage wegen Kriegsverbrechen zu tun hat.
Einem Politiker, der sich in einer Biografie verewigen will, bleiben in der Regel drei Möglichkeiten: Erstens, er sucht einen Ghostwriter für seine Memoiren. Zweitens, er stellt sich den Fragen von unabhängigen Journalisten, die für ein Sachbuch recherchieren. Drittens, er engagiert Autoren, die für ein passendes Honorar genau das aufschreiben, was er über sich lesen möchte. Letztgenanntes ist der ideale Rettungsring für Politiker mit beschädigtem Image, also auch für Kosovos Präsidenten Hashim Thaci. Dem ehemaligen Guerillachef steht das Wasser bis zum Hals.
Er könnte von einem internationalen Sondergericht in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt werden. Thaci, der die Vorwürfe stets bestritten hat, soll in den letzten Jahren Verträge in Millionenhöhe mit Lobby-Firmen und Anwaltskanzleien in den USA und England abgeschlossen haben. Jetzt strahlt der 50-Jährige mit meliertem Haar und Lachgrübchen vom Umschlag eines druckfrischen Buches. Ebenso schmeichelhaft ist der Titel: "New State, Modern Statesman". Die Autoren sind zwei britische Journalisten, die bisher weder aus Kosovo noch der Region berichtet haben.
In Pristina sorgt das Buch, in dem Thaci mit Churchill, Mandela und George Washington verglichen wird, für Diskussionen. Journalisten werfen den Autoren vor, Fakten zu verzerren und Legenden zu stricken. Oppositionelle fordern eine parlamentarische Untersuchung. Sie soll vor allem eine Frage klären: Hat sich der Präsident mit Steuergeldern eine Biografie gekauft? In Wien, wo Thaci sein Buch an der renommierten Diplomatischen Akademie präsentierte, scheint sich niemand diese Frage gestellt zu haben. Pensionierte Diplomaten klopften ihm freundschaftlich auf die Schulter. Anstatt einer kritischen Diskussion gab es Anbiederung und Lobeshymnen am Podium - auch vom Gastgeber, dem Direktor der Akademie. Auslandkosovaren holten sich Autogramme und machten Selfies mit dem Präsidenten, der mit dem Buchumschlag um die Wette lächelte. Vier Fernsehsender übertrugen die Bilder in die Heimat Kosovo. Dort ist das Buch übrigens nicht erhältlich.
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