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Was macht eigentlich... Isabelle Patissier?

Multitalent. Hat die Vertikale gegen Langstreckenrennen in der Wüste getauscht. In beiden Disziplinen kämpfte sich Patissier auf vorderste Ränge.

Als eine der jüngsten Athletinnen kletterte Patissier 1986 quasi über Ncht an die Weltspitze. Als Kletterikone der 90er-Jahre prägte sie das Feld ein ganzes Jahrzehnt lang. Und heute?


"Spider Woman", "Gazelle of the Canyons" oder "La princesse d'escalade" – mit diesen Etiketten feierte die Presse die französische Kletter-Queen der 90er-Jahre. Fast mühelos durchstieg die 1,71 Meter große Athletin schwierigste Routen, manchmal barfuß, immer mit entspannter Miene. Blonder Pferdeschwanz, Schmollmund à la Bardot und manchmal ein silbriges Glitzertrikot – so brachte sie Glamour in die Kletterszene. Isa war ein gefragtes Fotomotiv. Zeitgenossen beschreiben ihren Stil als geschmeidig, sogar stromlinienförmig. Dagegen wirkte Lynn Hill, die stärkste Kontrahentin, kämpferischer. „Es sieht fast zu leicht aus bei Isabelle“, staunte Konkurrentin Robyn Erbesfield.

”Klettern ist wie ein ästhetischer Tanz die Felswände hinauf, auf einem extremen Level natürlich“, sagte Patissier einmal. Geboren am 1. März 1967 bei Lyon, geht sie früh mit den Eltern Bouldern und Bergsteigen, fährt Skirennen, konzentriert sich aber dann aufs Klettern. Mit 19 gewinnt sie 1986 den ersten offiziellen Wettkampf – barfuß. Als erste Frau schafft sie 1988 eine 8b-Route, die „Sortilèges“ (Zauber) in Cimai, den Lieblingsfelsen von Stars wie Patrick Edlinger, Stefan Glowacz und Lynn Hill. Drei Jahre führt sie das Feld an, bis die sechs Jahre ältere Lynn Hill mit einer 8b+-Route („Masse Critique“) in Führung geht. Zwei Mal wird Patissier Weltmeisterin, gar vier Mal französische Meisterin. Mit ihren Preisgeldern und rund sechs Sponsoren hat sie ein komfortables Leben. Frauen wie Patissier, Hill und Catherine Destivelle beweisen, dass Sportklettern keine Frage reiner Kraft ist. „Weltmeisterin zu werden, war der heilige Gral für mich“, sagt sie. 1995 hört sie auf. 1993 heiratet sie Nicolas Hulot, der heute Staats- und Umweltminister in der Regierung Macron ist. Die Scheidung folgt 1996.

Dann entdeckt Isabelle eine zweite Leidenschaft: den Motor- und Rallyesport. Auch zwischen den Sanddünen der Sahara ist sie eine Attraktion. „Es ist eine reine Männerwelt, aber die ziehe ich hundert Mal einem Milieu von Tussen vor“, sagt sie. Seit 2000 fährt sie Rennen in Tunesien, Marokko, Oman und Dubai. 2004 gewinnt sie die Rallye Paris-Dakar in der Kategorie „Production“, heiratet ihren Co-Piloten und Mechaniker Thierry Delli-Zotti. 2011 belegt sie den 16. Platz, 2012 den 29. Platz. 2014 gründet sie eine Rallye-Fahrschule, auch mit Kursen für Frauen. (...)
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