Radiobeitrag: https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-profit-aktuell/audio-wie-man-seine-daten-vor-facebook-...
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Viele Menschen fühlen ein Unbehagen: Sie wissen, dass Facebook und seine Tochterfirmen eine immense Neugierde entwickelt, unentwegt Daten sammelt und die Persönlichkeit durchleuchtet. Mit ein paar Grundsätzen kann jeder ein Stück Privatsphäre verteidigen.
Geizen Sie mit persönlichen DatenDie Verbraucherzentrale NRW rät generell, so wenige Daten wie möglich im Netz anzugeben, da sie - einmal verbreitet - nicht mehr gelöscht werden können. Das gilt besonders für Informationen aus dem Privatleben, Interessen und finanziellen Angelegenheiten sowie Passwörter und Kontodaten.
Kontrollieren Sie BerechtigungenImmer mehr Menschen nutzen Facebook und die Tochter-Anwendungen WhatsApp und Instagram auf dem Smartphone. Damit geben sie Facebook die Möglichkeit, tief in ihr Leben zu blicken, denn die Apps fordern beispielsweise Berechtigungen für den Zugriff auf den Standort, das Adressbuch, die Kamera und das Mikrofon. Über die Einstellungen des Smartphones können diese Berechtigungen aber eingeschränkt werden.
Unterschätzen Sie nie CookiesWebseiten wie Facebook legen digitale Identitätsmarker direkt im Internetbrowser ab. Dank ihnen kann Facebook den Nutzern durch das Netz folgen, auch wenn sie gar nicht in dem Netzwerk angemeldet sind. Das funktioniert beispielsweise über implementierte Gefällt-Mir-Knöpfe. Um das zu verhindern gibt es mehrere Möglichkeiten:
Cookies löschen. Man kann im Internetbrowser einstellen, dass Cookies nach jeder Sitzung direkt gelöscht werden. Das hat allerdings den Nachteil, dass beispielsweise Passwörter oder Formulardaten immer wieder eingegeben werden müssen. Verschiedene Browser nutzen: Wer auf den Komfort durch Cookies nicht verzichten will, könnte einen eigenen Browser ausschließlich für Facebook benutzen. So kann der Konzern den Nutzern beim Surfen auf anderen Seiten nicht mehr so leicht folgen. Plug-Ins verwenden: Es gibt Erweiterungen für den Browser, die Facebook beim Folgen durch das Netz behindern. Dafür blockieren sie Anwendungen Dritter, die auf vielen Webseiten eingebaut sind. Solche Erweiterungen sind beispielsweise „Ghostery", das in den meisten Browsern und mobilen Betriebssystemen funktioniert, „Privacy Badger" für Chrome, Firefox und Opera, sowie „NoScript" nur für Firefox-Nutzer. Nutzen Sie alternative DiensteEs gibt viele Dienste, deren Funktionen den Facebook-Anwendungen ebenbürtig sind, die aber mehr Wert auf Datenschutz legen. Die Nutzerzahlen sind allerdings deutlich niedriger. Wer seine Daten streut, macht es dem einzelnen Dienst schwerer, ein exaktes Profil anzulegen.
Facebook-Alternativen: Es gibt eine Menge sozialer Netzwerke, die das Thema Datenschutz höher gewichten. Diaspora beispielsweise ermöglicht den Nutzern, selber zu entscheiden, wo ihre Daten gespeichert werden sollen. Nebenan.de ist ein Nachbarschaftsnetzwerk, das dem deutschen Datenschutzgesetz unterliegt.
Instagram-Alternativen: EyeEm aus Deutschland richtet sich eher an professionelle Fotografen. Sie können ihre Aufnahmen sogar über das Portal verkaufen.
WhatsApp-Alternativen: Mittlerweile bietet auch Facebooks beliebter Kommunikationsdienst WhatsApp die sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung an. Der Konzern kann die Nachrichten seiner Nutzer nach eigenen Angaben nicht mehr mitlesen. Nutzungsdaten wertet das Unternehmen aber weiterhin aus und darf sie auch an Facebook abgeben . Alternativen mit deutlich weniger Datenhunger sind beispielsweise Threema oder die deutsche App Hoccer, die von Stiftung Warentest empfohlen wird.
Wie kommt Facebook an die Daten?Jeder Facebook-Nutzer stimmt in den Datenschutzrichtlinien zu, dass Facebook alle eingegebenen Daten wie Name, Telefonnummer, Standort und das Verhalten in dem sozialen Netzwerk analysieren darf. Doch die Arme des Sammelapparats reichen weit darüber hinaus, wie die Verbraucherzentrale NRW warnt: Wer sein Adressbuch bei Facebook hochlädt, verrät auch die Kontaktdaten von Freunden, die vielleicht nichts mit dem Netzwerk zu tun haben wollen. Gefällt-mir-Knöpfe vieler Online-Shops senden dem Konzern Informationen über die Besucher zu, auch wenn diese kein Facebook-Konto haben. Darüber hinaus räumen sich auch Tochterunternehmen wie WhatsApp und Instagram das Recht ein, Daten ihrer Nutzer an Facebook weiterzugeben. Schließlich kauft Facebook nach eigenen Angaben noch Informationen von den Datenhändlern Acxiom und Datalogix, die sich wiederum beispielsweise bei Einwohnermeldeämtern oder bei Kundendaten von Unternehmen bedienen.
Was macht Facebook mit diesen Daten?Facebook verdient sein Geld mit zielgenauer Werbung. Wenn eine Firma beispielsweise Männer um die 40 mit zwei Kindern erreichen möchte, filtert Facebook diese Zielgruppe aus seinem Datenpool heraus. Die Werbekunden können auch noch weitere Merkmale einstellen, die ungefähre Höhe des Einkommens etwa, ob ein Bekannter demnächst ein Jubiläum feiert, oder ob jemand schwanger ist. Facebook versichert, dass die Werbekunden von dem Konzern nie die Identität der betroffenen Menschen erfährt.
Wenn Sie wissen wollen, was Facebook über Sie weißFür Facebook-Nutzer: Facebook versucht aus dem Verhalten der Nutzer ihre Interessen herzuleiten. Die können Sie in den Einstellungen für Werbung unter dem Link https://www.facebook.com/ads/preferences/ einsehen. Dort sehen Sie dann, mit welchen Themen das Netzwerk Sie warum in Verbindung bringt. Facebook möchte sogar, dass Sie falsche Einträge löschen, damit es noch relevantere Werbung anzeigen kann.
Eine weitere Möglichkeit ist das Aktivitätenprotokoll, in dem Facebook Ihre Aktionen wie Likes, neue Freunde oder Kommentare dokumentiert. Sie erreichen es über die Facebook-Einstellungen. Dort können Sie sich auch eine Kopie der Daten herunterladen, die Facebook von Ihnen hat. Das sind unter anderem Chat-Protokolle, angeklickte Werbeanzeigen und IP-Adressen. Facebook weist aber selbst daraufhin, dass diese Aufstellung nicht vollständig ist.
Für alle anderen: Jeder Bürger hat gemäß der europäischen Datenschutzrichtlinie das Recht, eine Kopie der Daten zu seiner Person bei einem Unternehmen anzufordern, also auch bei Facebook. Allerdings weist der Datenschutzaktivist Max Schrems darauf hin, dass Facebook sich dabei nicht kooperativ zeigt und die Bürger sich im Zweifel bei der EU-Kommission beschweren sollten.
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