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Mit Handbremse bergauf

Die Rheinstars Köln gehen als demütiger Wildcard-Empfänger in die neue ProA-Saison. Beim Mediengespräch erläuterten Stephan Baeck und Arne Woltmann Ziele und Probleme des Neulings.

Kontrollierter Optimismus: Die treffendste Beschreibung für den Gemütszustand von Rheinstars-Geschäftsführer Stephan Baeck und Coach Arne Woltmann vier Tage vor dem Start in die neue ProA-Saison. Das Match gegen die Bayer Giants Leverkusen am kommenden Sonntag markiert außerdem den Auftakt zur mittelfristig angelegten „Mission BBL" der Kölner. Am Mittwoch beim Mediengespräch demonstrieren die Verantwortlichen jedoch deutlich, dass jenes Ziel in diesem Jahr nicht die Messlatte für den Erfolg der Mannschaft sein darf.

Nach einem Sieg denken sie gleich an die Champions League. Dieses Stigma haftet den Fans des 1. FC Köln seit Ewigkeiten an. Damit es die eigenen Anhänger nicht so schnell von den Fußballkollegen übernehmen, schlagen Baeck und Woltmann ruhige Töne an. Vechta, Nürnberg, Jena und Gotha seien die Favoriten. „Wir müssen erstmal den Schritt aufholen, eine Liga übersprungen zu haben", mahnt Woltmann, dessen Team aufgrund der BBL-Wildcard für die Crailsheim Merlins in die ProA aufrückte.

Gelingen soll dies mit einem der jüngsten Kader der Liga. Die Routiniers Bernd Kruel und Marin Petric sind die einzigen Spieler über 25 Jahre. Zudem kann nur Ex-Gießener Jonathan Malu auf ausreichend ProA-Erfahrung zurückgreifen. Ausgleichen soll das Team seine Defizite durch Einsatz und Willen. „Wir sind in der Liga nicht unter den Teams mit den Top-Talenten. Aber ich musste im Training nie mehr Intensität einfordern", so Coach Woltmann. Außerdem verspricht er: „Man kann sich darauf verlassen, dass die gesamte Mannschaft hinter jedem Ball herhechten wird. Derjenige, der Wischer sein wird, wird viel zu tun bekommen."

Neben einer spielerischen Weiterentwicklung strebt der Verein auch infrastrukturelle Verbesserungen an. „Wir müssen mit Hochdruck an einer eigenen Trainingsstätte arbeiten, um unser Ziel, den Aufstieg in die BBL, erreichen zu können", erklärt Stephan Baeck. Schon allein die Statuten der Eliteklasse erfordern diese Maßnahme. Für den Geschäftsführer „eine der Hauptaufgaben in den nächsten ein bis zwei Jahren." Momentan trainieren die Rheinstars hauptsächlich in den Räumlichkeiten des ASV Köln, dessen zahlreiche, andere Fachsparten jedoch ebenfalls Raum für ihre Übungen benötigen. Auf lange Sicht ein Problem für eine professionelle Sportmannschaft. Woltmann: „Du hast nicht die Intimität, die du brauchst, um als Mannschaft zusammenzukommen." Und Baeck ergänzt: „Es ist wichtig für junge Spieler, manchmal vor oder nach dem Training noch 100 Schüsse extra zu nehmen. Das ist momentan nicht möglich."

Ob die Maßnahmen von Arne Woltmann und Stephan Baeck Früchte tragen, wird zum einen die Tabelle zeigen. Zum anderen werden sie sich am Zuspruch der Fans messen lassen müssen. Der Anfang ist gemacht. Am ersten Tag verkaufte man gleich 200 Dauerkarten für die Heimspiele der regulären Saison. Sieben davon in der Lanxess-Arena. Erst kürzlich verlegten die Rheinstars auch die Partie gegen den Aufstiegsaspiranten RASTA Vechta ins „Henkelmännchen". Baeck rechnet für diese Events mit ca. 2500 Zuschauern. „Wir wissen, dass die Lanxess-Arena atmosphärisch Anforderungen an uns stellt", sagt er. Potenzial beim Fanzuwachs sieht der Europameister von 1993 besonders beim jungen Publikum. Laut einer von den Rheinstars in Auftrag gegebenen Umfrage besuchen momentan vor allem Kölner im Alter von 35 bis 49 Jahren die Spiele. Arbeitet man auch daran so kontrolliert optimistisch wie bislang, dürfte in der ehemaligen Kölnarena das Dach brennen.

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