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Boomer für den Boom

Kettenreaktion bei Kilian Schramm: Dem Unternehmenschef fehlen Handwerker, Aufträge müssen warten. Bild: Markus Burke

Handwerker betreiben „Auftragstriage“, Tausende Stellen bleiben unbesetzt: Der Fachkräftemangel gilt als Deutschlands größte Wachstumsbremse. Eine Lösung? Ran an die Rentner!

Wer sich mit Kilian Schramm verabreden will, erlebt einen Mann am Limit. E-Mails verschickt er am Samstagmorgen um 3:16 Uhr. Einen Termin? Bitte über einen Link in der Signatur buchen. Ob Schramm dann allerdings zur Verabredung auftaucht, ist nicht sicher. Wer weiß, wo es gerade mal wieder klemmt. Bei Schramm, Chef des gleichnamigen Münchner Handwerksbetriebs und Experte für alles zwischen Sanitär, Heizung und Gebäudesanierung, ist der Ausnahmezustand Normalität. Das heißt in Zahlen: 130.000 Anfragen pro Jahr bei 80 Mitarbeitern. Und nun? „Auftragstriage“, sagt Schramm. 

Das heißt: Die dringendsten Anfragen bearbeitet er mit seinem Team zuerst. Wo es nicht eilt, müssen Kunden auch mal länger auf einen Termin warten. „Wenn Sie einen Handwerker suchen, geht niemand ans Telefon“, sagt Schramm, „und kommen wird erst recht keiner.“ Schramms Geschichte ist eine, die viele Unternehmenschefinnen und -chefs derzeit erzählen – und wer nun darauf hofft, dass es bald besser wird, der irrt sich gewaltig: Das ist erst der Anfang. Die geburtenstarken Jahrgänge erreichen langsam das Rentenalter. Knapp ein Viertel der aktuell sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist 55 Jahre oder älter. Fast 13 Millionen Erwerbstätige gehen bis 2036 in Rente.

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