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Panzerfahren in Sachsen-Anhalt: Warum fasziniert das schwere Militärgerät?

Panzerfahrten-Anbieter Mario Tänzer: Das Erbe der Eltern um Militärtechnik erweitert

In der Ukraine töten Panzer Menschen, im Harz sorgen sie für Freizeitspaß: Die Nachfrage nach Panzerfahrten ist ungebrochen hoch. Kriegsbegeisterung spürt Anbieter Mario Tänzer bei seinen Kunden nicht. Was denn dann?

Thomas Wittmann taucht ein. Die Sonne brennt auf die dunkle Kappe, als der Körper unter seinem hellblauen Poloshirt in ein schmales, rundes Loch abgleitet. Von oben gibt Janine Vogel, eine Frau in Tarn-T-Shirt und Kappe Instruktionen. Sie sagt Sätze wie: »Die Gänge gehen nicht so leicht rein. Das ist eine alte Lady. Da darfst du nicht zimperlich sein.« Oder: »Durch das Wasser müssen wir wirklich – ganz – langsam – fahren.« Ob Wittmann denn schon einmal so etwas gesteuert habe, fragt die 34-Jährige. »Einen Leo«, also einen Leopard-Panzer, antwortet er. Vogel daraufhin: »Vergiss alles, was du gelernt hast.«

Der 41-Jährige darf heute am Ortsrand von Benneckenstein im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt Panzer fahren. Ein Abenteuer fernab der Bundeswehr oder des Militärs. Wittmann muss dafür nur einen Gutschein einlösen, der ihn zu einem »aufregenden, unvergesslichen Erlebnis« führt, wie es auf der Website des Anbieters heißt. Der Mann hinter dem Spektakel heißt Mario Tänzer. Er betreibt zusammen mit seinen Eltern und seiner Frau »ein DDR-Erlebnis- und Technikmuseum«, wie er den Komplex aus Panzerfahrparcours und ostdeutschem Fahrzeug- und Technikmuseum nennt. Wer zu ihm kommt, kann zuschauen, mitfahren oder selbst fahren.

Es ist ein Geschäftsmodell, bei dem es zum Fahrtwind auch Gegenwind gibt. Eines, das es seit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schwer hat. Das weiß Tänzer, das wissen die anderen wenigen Anbieter von Panzerfahrten in Deutschland. Bei Anrufen sind sie zurückhaltend. Ein Besuch? Eher nicht, »schlecht für das Geschäft«. Vielleicht im Herbst. Ein Vermittler, der früher noch 150 Gutscheine im Monat verkauft hat, sagt, dass es deutlich weniger wurde. Der Krieg spiele da sicher eine Rolle. …

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