Ende August erscheint „Am Wochenende Rapper", das langersehnte Debüt-Album des Gelsenkirchener Künstlers Weekend. Ein treffender Titel, der keinesfalls für ein entspanntes Image steht. Denn Christoph Wiegand, so heißt der durch verschiedenste Internet-Videos bekannt gewordene Musiker, arbeitet trotz großen Festival-Auftritten weiterhin Woche für Woche als Sozialarbeiter. Kürzlich sorgte er mit seiner Unterschrift beim Stuttgarter Label Chimperator für Schlagzeilen in der Rap-Szene. Nach der ironischen Ankündigung, Wiegand produziere jetzt Punchline-Pop, war die Angst der Fans vor kommerzieller Musik groß. Dass Weekend weiterhin echten Rap produziert und seiner Arbeit trotz Album und baldiger Tour treu bleiben will, verriet er im Interview mit Florian Gehm und Tom Schliemann.
Vor kurzem wurde dein Signing beim Stuttgarter Label Chimperator für viele überraschend bekannt gegenben. Wie kam's zu dem Deal?Weekend: Ich bin ja schon länger beim Booking von Chimperator und wir haben dabei festgestellt, dass wir uns sehr mögen. Hin und wieder haben dabei auch über das Album gesprochen und jetzt, wo es fertig ist, haben wir gemerkt, dass wir das immer noch zusammen machen möchten. Das Projekt stand sogar schon länger fest, aber wir haben einfach ein bisschen mit der Bekanntgabe gewartet.
Laut der jüngsten Pressemeldung deiner Label-Heimat machst du jetzt 'Punchline-Pop'. Einige deiner Facebook-Fans sind bei dem Gedanken reichlich wütend geworden. Bist du noch ein 'realer' Rapper oder müssen wir uns Sorgen machen?Weekend: Ich bin jetzt in erster Linie arrogant und reich. [lacht] - Nein, diese Pressemeldung war natürlich ironisch gemeint. Ich habe diese Ironie verstanden und muss zugeben, dass ich das ganze sehr witzig fand. Gleichzeitig habe ich mich aber auch sehr gewundert, dass viele meiner Fansdas nicht richtig verstanden haben. Schließlich spielt meine Musik doch viel mit Ironie und baut immer wieder darauf auf.
Dein neues Album „Am Wochenende Rapper" erscheint am 31. August. Wenn du wirklich nur am Wochenende Musik machst, was treibst du dann unter der Woche?Weekend: Unter der Woche gehe ich ganz normal arbeiten. Ich bin noch immer als Sozialarbeiter tätig und mache den Job auf jeden Fall weiter. Allerdings habe ich aufgrund der Musik inzwischen nur noch eine halbe Stelle, so dass ich nun auch Montags und Dienstags freihabe. Aber ab Mittwoch sitze ich dann wieder im Büro und helfe Menschen.
Du hast bereits angesprochen, dass dein Album schon fertig ist. Wie zufrieden bist du mit dem Gesamtwerk? Schließlich hast du dir doch einige Zeit zum Arbeiten gelassen.Weekend: Ich habe wirklich unglaublich viel Arbeit in das Projekt gesteckt und war nie zufrieden. Gleichzeitig haben aber immer alle zu mir gesagt, ich soll ruhig sein und das Album endlich abgeben, weil's fertig ist. Ich habe aber trotzdem immer weitergemacht und kann die Musik jetzt mit gutem Gewinnen veröffentlichen. Wenn es jetzt jemandem nicht gefällt, dass kann ich wenigstens nichts dafür. Dann liegt es einfach an meinem scheiß Geschmack [lacht].
Seit dem ich deinen Song über deine Freundin gehört habe, mache ich mir ein wenig Sorgen um dein Liebesleben. Wie geht es Schatz, dem 'Arschloch'?Weekend: Ich glaube, es geht ihr ganz gut. Sie sitzt irgendwo im Backstage und sonnt sich gerade. Aber ehrlich: Auch der Song ist gnadenlos überspitzt. In Wirklichkeit ist sie nämlich ganz toll. Ich finde es aber einfach schön, den VBT-Humor [Anm. d. Red.: Video-Battle-Turnier] auf das echte Leben anzuwenden. Ich möchte nicht Battle-Songs gegen imaginäre Personen schreiben, sondern lieber gegen mich selbst oder Menschen aus meinem privaten Umfeld.
In ein paar Wochen geht es für dich zusammen mit FiST und Persteasy auf große Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Dieses Jahr hast du auch in der Jury vom VBT gesessen. Wie ist es für dich, diese anderen Seiten kennenzulernen?Weekend: Kurz gesagt einfach mega gut. Nachdem ich in den letzten zwei Jahren das Turnier gewonnen hatte, habe ich mich entschieden lieber am Album zu arbeiten, als weiter reinen Battle-Rap zu machen. Trotzdem fand ich es sehr schön, weiterhin dabei sein zu können. Der Veranstalter hat mir wirklich einen großen Gefallen getan, indem er mich in die Jury geholt hat. Es steckt einfach so viel Herzblut in dieser ganzen Sache!
Wie beurteilst du denn die aktuellen und kommenden VBT-Generation aus Jury- und Gewinnersicht?Weekend: Ich fand dieses Jahr auf jeden Fall Pimf und Donetesy sehr krass, die leider beide aus zeittechnischen Gründen ausscheiden mussten. Das kann ich allerdings auch sehr gut nachvollziehen. Wenn du an diesem Turnier teilnimmst, dann kannst du kaum noch etwas anderes machen. Du hast keine Zeit rumzuhängen oder zu verschnaufen: In zwei Wochen muss das Video fertig sein; die Zeit ist da wirklich sehr knapp. Und wenn irgendwas dazwischen kommt oder du krank wirst, dann bist du eben raus.
Du hast selbst schon die neue Richtung angesprochen, die du mit deinem Album einschlagen willst. Wie hast du dich rückwirkend musikalisch verändert?Weekend: Rein musikalisch betrachtet habe ich mich auf jeden Fall deutlich weiterentwickelt. Meine Musik ist heute qualitativ auf einem ganz anderen Level, als in meinen zwei Jahren im VBT. Wenn ich heute die Sachen aus meiner Anfangszeit höre, dann finde ich einiges einfach nicht gut gerappt. Trotzdem kann ich hinter allen Tracks auf jeden Fall dahinter stehen!
Du hast durch die vielen Turnier-Songs bereits viele Features gehabt. Gibt es noch bestimmte Musiker, mit denen du gerne zusammen arbeiten würdest?Weekend: Auf meinem Album sind auf jeden Fall einige Traumgäste versammelt; das ist für mich echt der Wahnsinn! Aktuelle ist beispielsweise das Album von Gentikk wirklich der Hammer, auch wenn eine Zusammenarbeit vielleicht im Moment etwas unpassend wäre. MoTrip feiere ich auch krass, habe allerdings mal gehört, dass das nicht so auf Gegenseitigkeit beruht. Aber das macht ja auch nichts. Richtig, richtig gut sind auch noch Kamp und WhizzVienna, die ich jedem wirklich nur ans Herz legen kann. Vielleicht kommt bei denen ja mal was raus!
Über deine mögliche Chart-Platzierung spekulieren wir jetzt lieber noch nicht. Trotzdem ist Rap in Deutschland momentan so erfolgreich wie noch nie. Ein Großteil deiner Kollegen ist hoch in den Charts eingestiegen. Was hörst du eigentlich selbst für Musik?Weekend: Ich höre eigentlich eher amerikanischen Rap. Ich bewege mich selbst zu viel in der Deutschen Rap-Szene. Wenn du die Künstler dann kennst, ist es schwer noch ihr Fan zu bleiben - zumindest für mich. Ansonsten macht mich viel altes Zeug, zum Beispiel von Creutzfeld & Jacob sehr glücklich. Beim Thema Amerikanischer-Rap: Flume ist übrigens auch richtig cool!
Fotos: Doppelpack Journalismus (Tom-F. Schliemann | Florian Gehm)