ERLANGEN-LAND - Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. So ähnlich erging es wohl den fünf Landratskandidaten bei einer etwas anderen Wahlkampftour durch Erlangen-Höchstadt. Unter anderem ging es um vorsichtige Hopser auf dem Trampolin, Zielübungen bei der Feuerwehr und einen knappen Sieg mit Jesuslatsche.
Sechs Stationen haben sich die Organisatoren des
Kreisjugendrings (KJR) für ihre „Poli-Tour“ am Sonntag herausgesucht.
Um möglichst viele Jugendliche im Landkreis zu erreichen, erstreckte
sich die Tour deshalb von Höchstadt über Röttenbach, Baiersdorf,
Buckenhof, Eckental und Herzogenaurach. „Damit wollen wir Werbung
machen, um die Jugendlichen mehr für Politik und den Landkreis zu
begeistern“, erklärte Traugott Gossler, Geschäftsführer des KJR.
Neugierig
und gespannt waren aber nicht nur die Organisatoren über ihren ersten
Versuch, sondern auch die Landratskandidaten Alexander Tritthart (CSU),
Christian Pech (SPD), Manfred Bachmayer (Bündnis 90/Grüne), Martin
Oberle (FW) und Michael Dassler (FDP).
Nach einer kurzen
Vorstellungsrunde in der Fortuna Kulturfabrik in Höchstadt waren schon
Kreativität und Schnelligkeit gefordert — beim Spiel „Montagsmaler“. Da
die Kulturfabrik lange Zeit Schuhe herstellte, haben die
Jugendpflegerinnen Julia Weiland und Julia Gally diverse Schuharten als
Begriffe ausgewählt, die die fünf Männer gegenseitig zeichnen und
erraten mussten. Überraschenderweise kannten sich alle fünf gut mit
Schuhen aus und brachten ihre Gedanken geschickt und flink aufs Papier.
Im Finish gegen Michael Dassler konnte sich Christian Pech mit einer
Jesuslatsche durchsetzen und den kleinen Pokal mit nach Hause nehmen.
Nach
einem kurzen Frühstück rollte der Bus los Richtung Röttenbach, wo
bereits das Aktivteam auf die Landratskandidaten wartete. Erstwählerin
Katharina Beck fragte in der Schulturnhalle, wie die Kandidaten die
Sportvereine in Zukunft unterstützen wollen. „Wir müssen das Ehrenamt
weiter stärken und wieder attraktiver machen, indem man zum Beispiel
Infos weitergibt und über Rechtliches aufklärt“, sagte Alexander
Tritthart, der als ehemaliger Kassierer im Sportverein die Probleme des
Ehrenamts bestens kennt. Auch seine Mitstreiter möchten die Vereine und
das Ehrenamt weiter finanziell fördern, Manfred Bachmayer will dazu auch
gemeinschaftliche Veranstaltungen, wie Familienradtouren quer durch den
Landkreis, ausrichten.
Sportwartin Brigitte Beck schickte
danach allesamt zum Sitz-Sprung-Training aufs Trampolin. Obwohl sich die
Kandidaten vorher als relativ unsportlich einschätzten, zeigten sie
sich auf dem Sprungtuch doch recht fit und waren mit Spaß bei der Sache.
Die Chance nutzte Jugendwartin Nicole Wahl und übergab ihnen gleich
einen Mitgliedsantrag — zur Erleichterung der noch schnaufenden
Politiker gibt’s diese aber auch als passive Mitgliedschaft. Eine
Medaille und Urkunde erhielten aber alle.
Weiter ging es hiernach
zum Jugendclub JOB unter der Mehrzweckhalle in Baiersdorf. Dort haben
die Jugendlichen seit Jahren massive Probleme mit den Anwohnern.
Deswegen wollten sie von den Kandidaten wissen, ob sie denn eine Lösung
für die Situation haben. SPD-Kandidat Christian Pech plädierte auf das
Verständnis der Anwohner, „schließlich waren ja alle mal jung“. Doch die
Gespräche haben bisher nichts gebracht, die Lage sei wirklich sehr
festgefahren. „Das ist eindeutig Aufgabe der Kommunalpolitiker. Man muss
da wieder Interesse für den Jugendclub schaffen, zum Beispiel durch
einen Tag der offenen Tür, schließlich ist die Jugend die Zukunft der
Stadt“, sah Manfred Bachmayer die Situation. So fanden es auch die
Jugendlichen, denn den Jugendclub gibt es immerhin schon seit den 80er
Jahren, also lange bevor die Anwohner hinzugezogen sind.
Zum
Mittagessen fuhr der Bus dann zur Feuerwehr nach Buckenhof. Bevor die
Kandidaten aber zum Gulaschessen durften, mussten sie sich draußen beim
Schlauch ausrollen, Seilsack werfen und Wasserstrahl-Zielschießen
beweisen.
In Eckental beim evangelischen Kinderhaus folgte eine
kurze Kaffeepause, bei der sich die Kandidaten von der Jugendarbeit
informieren ließen und natürlich auch selbst für Frage und Antwort den
Bürgern zur Stelle standen.
Schon ging es weiter nach
Herzogenaurach, dem letzten Haltepunkt. Auch hier war eigentlich
geplant, dass Jungwähler die Kandidaten ausfragen und über ihre Anliegen
sprechen konnten, doch leider hat sich, wie auch bei den anderen
Stationen, kaum ein Jugendlicher eingefunden. Jugendliche für die
kommunale Politik zu begeistern — vielleicht eine Aufgabe für den
künftigen Landrat?
FLORIAN ECKL
Original