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Interview

»Es ist oft ein sehr großer Kampf«

Anna D. arbeitet als Deutschlehrerin an einem Wiener Sprach- und Bildungsinstitut im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF). Im Interview erzählt sie von den schlechten Arbeitsbedingungen in ihrer Branche während der Pandemie, was sie sich von der Politik erwartet und wie sie sich selbst in ihrer Arbeit mit Corona angesteckt hat.

Wie ist die Situation in deiner Arbeit momentan?

Sehr chaotisch. Jeden Tag gibt es Probleme mit den 3-G-Nachweisen der Kursteilnehmer:innen. Jeden Tag gibt es Diskussionen über die Maske. Die Aufgaben, für die eigentlich die Politik zuständig wäre, muss hier jeden Tag ich selbst erledigen. Es ist oft ein sehr großer Kampf.

Was wurde deiner Meinung nach von der Politik verabsäumt?

Es war unterm Strich einfach ein riesengroßes Chaos in den letzten zwei Jahren. Schlechte Hygienekonzepte, keine Testmöglichkeiten, kein Distanzunterricht. Im Gegensatz zu den Schulen, Kindergärten oder Unis gab es für uns nie wirklich konkrete Regeln. Als gefühlt alle im Distanzunterricht waren, wurde bei uns auf Präsenzunterricht gesetzt.

Fühlst du dich sicher in deiner Arbeit?

Nein. Von positiven Personen zum Beispiel haben wir oft erst nach einigen Wochen erfahren. Die Personen sind einfach nach ein paar Wochen wieder aufgetaucht und erst dann wurde uns mitgeteilt, dass sie Corona hatten. Es gab keine Quarantänebestimmungen für uns als Kontaktpersonen, kein Contact Tracing, gar nichts. Meistens haben wir erst davon erfahren, als es schon zu spät war. Ich habe selbst eine infizierte Person mehrere Tage unterrichtet – einige Tage später war ich selbst positiv.

Wie hast du darauf reagiert?

Ich war sehr wütend. Vor allem auch, weil wir – im Gegensatz zu Lehrer:innen – nicht für die Impfung vorgesehen waren. Obwohl wir ständig in direktem Kontakt mit unseren Kursteilnehmer:innen standen, wurde unserer Branche die Impfung vorerst verweigert. Am dritten Tag meiner Quarantäne bekam ich dann eine E-Mail, wo drinnen stand, dass ich mich ab sofort impfen lassen kann.

Hast du Nachwirkungen von deiner Corona-Infektion und wenn ja, wie wirken sich die auf deine Arbeit aus?

In letzter Zeit ist es besser geworden. Eine Zeit lange habe ich aber täglich mit Erschöpfung, Kopfschmerzen und Schwindel zu kämpfen gehabt. Ich habe auch meine Stunden reduziert, da ich das ansonsten nicht mehr geschafft hätte.

Was würdest du anders machen, wenn du für das Pandemiemanagement in deiner Branche zuständig wärst?

Ich hätte schon sehr viel früher sehr viel strengere Hygienekonzepte umgesetzt. Maskenpflicht, Test- und Impfangebote an unseren Standorten, strengere Zutrittskontrollen. Man könnte so vieles tun und so wenig ist getan worden.

Was würdest du dir von der Politik wünschen?

Es muss viel mehr Aufklärung her. Was bisher passiert ist, reicht bei weitem nicht aus. Es bräuchte eigene Personen, die in vielen verschiedenen Sprachen tagein, tagaus für Aufklärung über die Impfung sorgen. Es braucht viel mehr niederschwellige Test- und Impfangebote, die jeden erreichen. Wenn das nicht passiert, dann wird sich die Lage nicht verbessern.