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"Love Island" 2020: Ein Gentleman genießt und teilt

Die Insel der Liebe. Die Liebesinsel. Genau so heißt "Love Island" auf deutsch. Habt ihr darüber eigentlich schon mal nachgedacht, werte Leserinnen? Was ist Liebe für ein schönes Gefühl! Wenn ihr an jemanden denkt und sofort beginnt das Herz zu rasen, der Puls steigt, eine wohlig wärmende Welle breitet sich über den Körper aus und das Gegenüber fragt einen, warum man eigentlich so dümmlich vor sich hin grinst. Und davon ein ganzes Eiland voll? Das muss geradezu paradiesisch sein auf diesem "Love Island"! Nur die raffiniertesten Verführer dürften sich hier einen Platz sichern, wahre Großmeister des Eros, Romantiker vom Wuschel-Undercut bis zur Pediküre. Und die sind nun schon seit einer Woche auf "Love Island". Lasst uns also gemeinsam zurückblicken, auf das wir lernen, von denen, die nichts mehr zu lernen haben.


Brusthaar-Brüder auf "Love Island": Tim und Giulio rasieren sich - gegenseitig

Erste Lektion: Körperpflege ist das A und O auf "Love Island". Giulio und Tim stehen im Bad. Der eine rasiert dem anderen die Brust. Das nenne ich mal Aufopferung! Bro-Hairs bevor Hoe-Hairs, äh, nee, lassen wir das. Zumal ich nicht mal den Ansatz eines Haares auf Tims Brust sehen kann. Hat der überhaupt schon welche? Kommt da noch was? Egal. Es geht schließlich mehr um den Diskurs auf "Love Island". Den Austausch. Das Miteinander. Giulio: "Krass, bei dir wachsen die Haare in der Regel nach oben, bei mir wachsen die nach unten." Tim: "Nach unten ist doch besser, oder?" Giulio: "Ja, ich weiß nicht, spielt glaub ich keine Rolle so. Aber ist krass unterschiedlich bei den Typen." Ist das nicht gigantisch? Die ganze Problematik des Menschseins in einem kurzen Dialog auf "Love Island" zusammengefasst. Haar, ja, nein, von oben oder unten, wir alle sind unterschiedlich, aber doch Menschen! Wer sind dagegen Hegel und Kant, bloß alte weiße Männer! Die sich bestimmt nie gegenseitig rasiert haben.


Bei Giulio wurde auf "Love Island" auch "etwas gemacht"

Fehlt nur noch das andere Geschlecht. Wie nähert man sich dem auf "Love Island", so spirituell und brusthaarmäßig erleichtert? Schauen wir zunächst zu Luca und Nathalia. Eng umschlungen stehen sie da. Sie fragt: "Bist du müde?" Er: "Gerade geht's." Ich übersetze mal: "Knattern?" "Immer!" Es passiert aber nichts. Dieser Dialog hat offensichtlich beiden kognitiv alles abverlangt. Nicht einmal die körperlichen Primärfunktionen stehen auf "Love Island" noch zur Verfügung. So geht Erotik!


Vielleicht probieren wir es in der Zwischenzeit bei Chiara. Die ist nun wieder Single auf "Love Island", weil sie Jammer-Josua zurück zum Bizeps anstarren geschickt hat. Zeit für einen echten Charmeur, einen Meister der Worte, Cyrano de Bergerac ist eine semantische Blutgrätsche gegen ihn, Giulio! Bereit? Hier kommt die Ouvertüre: "Ist an dir eigentlich was gemacht?" Ungläubige Empörung auf der anderen Seite. Hat der das gerade wirklich ...? Logo! Klassischer Überraschungsangriff auf "Love Island", jetzt muss er nur noch den Treffer versenken. "Bei mir ist auch was gemacht." Spannungsaufbau, ready to take off. "Ich hab mein Glied vergrößern lassen." Verstanden? Glied? Vergrößern? Muahaha, was für ein Klopper! Welche Frau auf "Love Island" würde da nicht spontan die Babymaschine anwerfen? Chiara anscheinend nicht. Frauen!


Der "Love Island"-Sprachkurs: Bongiorno, Bonflonzo, Bonbonballerballerbingbong

Bei so viel Liebesverweigerung gibt es nur einen Mann, der es auf "Love Island" richten kann. Das G36 der Liebe, der Leopard 2 der Erotik, der Eurofighter des Beischlafs, Verteidigungsminister-Enkel Henrik von und zu Bonflonzo. Der Mann, der sogar eine eigene Sprache erfunden hat. "Bonflonzo? Das ist eine Erweiterung des Wortes Bondschoooorno." Wer kennt es nicht: Bongiorno, Bonflonzo, Bonbonballerballerbingbong. Bald nicht nur auf "Love Island" sondern auch im Duden eures Vertrauens: "Kommt ein bisschen klatschiger aus dem Nacken und ist ganz geil."


Das zeitlich begrenzte Ziel seines Sprachexkurses ist übrigens Aurelia. Passenderweise spendiert ihm RTL Zwei zur Belohnung für stetiges Abliefern auf "Love Island" eine Nacht im Separée. Wie es da aussieht? "Ohhh, Bondschorno, Bonflonzo!" Ist ja schon gut. Ich dolmetsche mal für euch: Wenn ihr euch in Hamburg in gewissen Gegenden verirrt und euch eine freundliche Dame, der sicher ganz kalt ist, zu Kaffee, Kuchen und Rettich polieren herein bittet, sieht das dort genauso aus. Hab ich gehört.


Aufwärmen auf "Love Island" ist der halbe Koitus

Jedenfalls ist die Wanne bereits gefüllt und Henrik schneller in seiner Badehose als Aurelia "Uppsi, ich hab die Herdplatte angelassen", sagen kann. Außerdem ist er bereits beim Stretching. Als Profi-Liebhaber auf "Love Island" weiß er, dass Aufwärmen der halbe Koitus ist. Wenig später liegen beide in der Wanne und Henrik schickt die Marine los. Mit Worten kann er auch überzeugen: "Aurelia ist sehr sexy und hat einen schönen Bikini." Man achte auf die Reihenfolge! Da können eure Teilzeitfreunde-weil-Ryan-Gosling-immer-noch-nicht-zurückgerufen-hat-Typen echt noch was lernen, wenn sie am Badesee mal wieder fragen, ob der sechs Jahre alte Neckholder-Badeanzug neu ist. Männer!


Zurück zu Aurelia und Henrik auf "Love Island". Der hat inzwischen die Infanterie losgeschickt. Kommentar von Aurelia: "Wir haben nur gekuschelt." Und danach offenbar mit ein Military-Reitturnier unter der Bettdecke veranstaltet. Zeit für eine Pause? Nicht mit Hormon-Henrik. Nach erfolgreicher Granatenzündung springt er aus dem Bett, um Josua aufzuwecken und von seinem erfolgreichen Manöver auf "Love Island" zu berichten. Er hastet weiter, stößt auf Melina, sein Fähnrich salutiert noch immer stramm. Kein Grund, warum nicht auch der Rest der Belegschaft etwas davon haben sollte. Er umarmt Melina. Also, oben rum. Hauptsächlich. Dann noch eine Kippe und zurück zu Aurelia. Was für ein Tag! Opa Stoltenberg wäre stolz! Da der aber nicht mehr unter uns weilt, zitieren wir das, was er immer zu Helmut Kohl zwischen den Sitzungen des Bundestags sagte: "Kommt ein bisschen klatschiger aus dem Nacken und ist ganz geil. Bonflonzo!


PS: Beim Verfassen dieser Kolumne wurden keine Brusthaare verletzt. Tipps für eine flott-flauschige Haut geben Tim und Giulio unter: www.brusthaarbrothersfromdifferentmothers.de

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