Da steht einer, mit einem Stirnband quer über den Kopf gebunden, Harley-Davidson-Jacke, geschätztes Alter um die 50. Vor ihm ein junges Mädchen, pinke Haare, Hot Pants, Strapse. Ein paar Meter weiter eine Gruppe Hipster, Schnurrbärte über der Oberlippe hochgezwirbelt, schreckliche Brillen aus den 1990er Jahren. Daneben Rock-Chicks im gesetzten Alter, die das Leder ihrer Jugend noch einmal auftragen. Und ganz hinten, das steht einer mit Zylinder, Sonnenbrille, Hut und Lockenperücke, ganz so wie sein Vorbild.
Slash hat es wohl geschafft, so etwas zu werden, was man eine lebende Rocklegende nennt, generationenübergreifend. In einer Reihe mit Lemmy von Motörhead oder Angus Young von AC/DC ist er mittlerweile überlebensgroß. Der Held jener, für die das Gitarrensolo noch der Höhepunkt des Liedes war. Des Exzesses, des Rock'n'Rolls, der gefährlich war, der vor Sex nur so triefte.
Als seine Band Guns N' Roses 1987 in die Musikszene einschlugen, da waren sie alles, was ihre Zeitgenossen nicht waren: räudig, schmutzig, aber auch dekadent und unausstehlich. Legendär die Ausraster von Sänger Axl Rose, der zu Konzerten Stunden zu spät erschien oder sie nach einigen Minuten einfach wieder abbrach. Mit nur drei regulären Alben spielten sich Guns N' Roses in den Rock-Olymp. Danach endeten sie so, wie alle Bands mit zu großen Egos enden: Sie zerstritten sich, bis nur noch einer übrig blieb und die Band mit Mietmusikern weiterführte.
Seitdem schreien alle Fans nach einer Reunion der Originalmitglieder. Die weigern sich bisher beharrlich. Der Hauptgrund scheint der Zwist zwischen Axl Rose und Slash zu sein. Der eine ein gnadenlose Egomane, der andere der Typ, der einfach nur Gitarre spielen will. Von ihrer großen Vergangenheit können sie sich trotzdem nicht lösen.