In seiner Jackentasche stecken Silvesterböller. Ohne sie geht er in der Dämmerung nicht mehr raus. Mate Radu* hat Angst. Sogar hier, am Bahnhof von Băile Tușnad. Mitten in seiner Kleinstadt. Er hat diesen Treffpunkt selbst vorgeschlagen. Weil es der beste Ort ist, um seine Angst zu erklären. Weil er an diesem Ort fast getötet worden wäre.
Fünf Jahre ist es her, dass Mate Radu im Morgengrauen zum Bahnsteig hastet. Radu ist von Beruf Tankstellenwärter, zur Arbeit pendelt er in die nächstgelegene Stadt. Als er an diesem Tag den Bahnhofsvorplatz erreicht, sieht er etwas Braunes neben dem Müllcontainer. Einen Bären. Radu dreht um, rennt weg, doch der Bär verfolgt ihn, holt ihn ein, springt mit den Krallen voran in seinen Rücken, beim Sturz zertrümmert Radus Knie. Der Bär steht über ihm, schnappt und kratzt, nach einigen Sekunden lässt er von ihm ab und verschwindet in den transsilvanischen Wäldern, die Băile Tușnad umgeben. Anderthalb Monate verbringt Radu im Krankenhaus. Als er entlassen wird, verklagt er das rumänische Umweltministerium. Radu sagt: "Es gibt zu viele Bären. Man muss wieder mehr von ihnen schießen."