Lange Zeit waren Elektroautos nur etwas für Idealistinnen und Technikfreaks. Doch jetzt zeichnet sich der Durchbruch ab: Hersteller bringen viele neue Modelle auf den Markt und dank hoher Kaufprämien greifen die Menschen zu. Was aber bedeutet das für unsere Wirtschaft und Gesellschaft, wie verändern sie sich? Diesen Fragen geht ZEIT ONLINE im Elektroauto-Schwerpunkt "Die Wende ist da" nach.
In Willstätt steht eine Fabrik, die ihrer Zeit weit voraus ist. Hier, zwischen Straßburg und dem Schwarzwald, kräht morgens in einem Garten ein Hahn. Nebendran stellt in einem Industriepark das Schweizer Unternehmen Leclanché die zentrale Komponente für das Zeitalter der Elektromobilität her: Zellen für Lithium-Ionen-Batterien. Schon im Jahr 2011 begann die Serienproduktion. Da alle anderen Fabriken nur fertige Zellen aus Asien zu Batteriepaketen zusammenbauen, ist das Werk von Leclanché bis heute die einzige Batteriezellenfertigung in Deutschland.
Doch ausgerechnet jetzt, als Werksleiter Olaf Luche Besuch durch die Produktionshalle führt, bewegt sich nichts. Luche, graumeliertes Haar, weißer Kittel, steht ratlos vor der ersten Maschine der Produktionsstraße. Hier wird eigentlich eine schwarze Schicht aus Nickel, Mangan, Kobalt und Lithium auf beide Seiten einer Aluminiumfolie aufgebracht. So entsteht eine Kathode, der eine Pol einer Batteriezelle. Aber gerade bewegt sich die Folie keinen Millimeter.
Überall im Land sollen künftig Batteriezellen hergestellt werden. Tesla plant eine Produktion in Grünheide, Volkswagen in Salzgitter, der chinesische Konzern CATL im thüringischen Arnstadt. Rund ein Dutzend Großvorhaben sind es mittlerweile, etwa doppelt so viele in ganz Europa. Die weltweite Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien wird sich bis 2030 verzehnfachen, schätzt die EU. Eine neue Industriebranche mit Milliardenumsätzen entsteht.