Die Selecao hat gespielt. Woran man es den ganzen Montag über in Salvador erkannt hat? Mehr Gelb-Grüne T-Shirt als sonst, mehr Straßenverkäufer, die jedem Vorüberziehenden eine Flagge aufdrängeln wollen und natürlich die Totenstille während des Spiels.
Erst bei einem Tor knallen Feuerwerkskörper, als ob Brasilien soeben den so heiß herbeigesehnten sechsten WM-Titel gewonnen hätte.
Da am heutigen Dienstag auch noch ein Feiertag in Brasilien ist, haben sich die Leute gleich einmal gedacht, wir verlängern uns das Wochenende, genießen erst einen Tag am Strand und danach den berauschende 4:1-Sieg Brasiliens über Kamerun.
Gut, dass es auch alles wie geplant funktioniert hat.
Wenn Brasilien verliert, merkt man es eben so schnell. Die Menschen werden grantiger und in gewissen Vierteln auch aggressiver. Fußball bestimmt einfach das Leben - auch in der Niederlage.
Natürlich weiß jeder Mensch auf Erden, dass Brasilien ein fußballverrücktes Land ist. Aber, um es wirklich zu verstehen, muss man an einem Spieltag einfach mal vor Ort gewesen sein. Die Straßen sind für 90 Minuten wie leergefegt, in den Bars stapeln sich die Fans. In wirklich jeder gastronomischen Einrichtung hängen gefühlt tausende Fernseher! Egal, wo man sich hinsetzen mag, einen TV-Bildschirm hat man immer im Blick, man kann sich dem Spiel also gar nicht entziehen.
Nicht nur während des Spiels ist die Fußballhölle los. Auch schon in den Stunden davor lebt der Geist des Erfolges in den Straßen. Wer gewinnt? Na klar, immer Brasilien! Da wird vor dem abschließenden Gruppenspiel auch schon einmal vom Finale gegen Deutschland geschwärmt. Ganz eindeutig mit einem Sieg des Gastgebers. Jeder deutsche Fan wird sich da schmerzlich an 2002 erinnern...
Noch ist es nicht so weit, aber die Brasilianer träumen nur vom sechsten Titel - auch wenn sie arbeiten, am Strand liegen oder eben - natürlich - Fußball spielen.