Ahmed spielt mit einem Geodreieck, bohrt eine Ecke in die Innenseite seiner Hand, schaut in die Kamera seines Handys. Er sieht müde aus. Jeden Tag, erzählt er, schicke er Bewerbungen raus. Er will Großhandelskaufmann werden und sucht eine Lehrstelle. "Aber ich bekomme nur Absagen."
Ahmed ist 17 Jahre alt und heißt eigentlich anders, er hat aber Angst, noch schlechtere Chancen auf einen Job zu haben, wenn er unter seinem echten Namen über seine Situation berichtet. Ahmed lebt in St. Pölten. Eigentlich wollte er schon längst eine Ausbildung begonnen haben, aber weil er keinen Platz bekommt, geht er weiter aufs Gymnasium. Fast jeden Nachmittag verschickt er Bewerbungen, doch selbst für Wochenend-Jobs wie Pakete ausliefern oder Lager sortieren will ihn gerade niemand. "Wenn ich negativ denke, dann glaube ich, es liegt an meinem Namen. Dann versuche ich es positiv zu sehen und denke, Unternehmen können wegen Corona niemanden einstellen."
Ahmed ist mit seinen Sorgen nicht allein. Rund 70.000 Menschen unter 25 Jahren sind in Österreich arbeitslos, das sind 16,1 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Mit 9,7 Prozent Jugendarbeitslosigkeit hat das Land zwar den drittniedrigsten Wert in der EU – Studierende oder Schüler wie Ahmed erfassen diese Zahlen aber noch gar nicht und auch jene nicht, die sich nicht beim AMS melden. Und wer sagt, dass diejenigen, die derzeit noch in Ausbildung sind, später auch einen Job finden? Europaweit ist die Wirtschaft zuletzt nirgendwo so stark geschrumpft wie in Österreich.
"Besorgniserregend" nennt Johann Bacher die Situation. Der Professor für Soziologie an der Johannes Kepler Universität Linz macht sich nicht nur Sorgen um die wirtschaftlichen Folgen der Jugendarbeitslosigkeit, sondern auch um die gesellschaftlichen.
Wer in diesen Zeiten mit jungen Menschen spricht, hört häufig von bereits zugesagten Jobs oder Lehrstellen, die wegen Corona wieder abgesagt worden seien. Man hört von Existenzängsten und Frust. Die Jungen müssen in Unternehmen oft als Erste gehen, weil sie leichter zu kündigen sind, in befristeten oder prekären Dienstverhältnissen stecken, weniger Stunden arbeiten und meist keine Familien zu Hause haben. Bevor sich Betriebe von der Stammbelegschaft trennen, müssen diejenigen gehen, in die weniger investiert wurde.