Eine Säge heult in der Halle auf, das Holz kracht, Späne fliegen durch die Luft. „Das ist unser Momo", ruft Barbara Eckereder und deutet auf einen jungen Mann in einem knallroten Pulli. Er trägt Hörschutz über den schwarzen Haaren und schwere Stiefel. Er klopft sich die Späne von seiner Kleidung und grinst.
Mohammed, genannt Momo, ist einer der Menschen, die 2015 nach Europa flüchteten. Einer, der in Zeiten der großen Migrationsbewegung in Österreich Asyl beantragte. Er ist in Afghanistan geboren, seine Familie flüchtete aber als er fünf Jahre alt war in den Iran. Sein Vater war Soldat in der afghanischen Armee und musste flüchten, warum genau hat er Mohammed nie erklärt, nur dass sie ihn umbrächten, wenn sie blieben. Die Familie ging mit fünf Kindern in den Iran. 10 Jahre später wurde es für Momo immer gefährlicher, denn seine Familie lebt illegal im Iran. Entdeckte ihn die Polizei, würde er nach Afghanistan abgeschoben werden. So macht er sich mit 15 Jahren auf den Weg nach Europa.
Er kommt nach Braunau, eine Stadt in Oberösterreich an der Grenze zu Deutschland. Er will arbeiten und spricht mit seinen Betreuer*innen in der Geflüchtetenunterkunft, sie schlagen ihm vor, sich als Auszubildender in der Gastronomie zu bewerben. Doch Momo will Tischler werden, im Iran half er bei einem Tischler aus. Das erste Unternehmen lehnt ihn ab: „Sie wollten keinen Asylwerber", vermutet Momo.
Dann bewirbt er sich bei der Tischlerei Eckereder in Neukirchen an der Enknach, nahe Braunau, und bekommt keine Rückmeldung. Als die Geschäftsführerin Barbara Eckereder die Bewerbung durch Zufall zum zweiten Mal in der Hand hat, besucht sie ihn in seiner Unterkunft. Nach dem Kennenlernen ist ihr sofort klar, dass sie diesen jungen Mann als Lehrling in ihrem Unternehmen will, auch wenn sein Asylstatus ungeklärt ist. Nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Prüfung, ob ein*e Österreicher*in diesen Job an seiner Stelle machen könnte, darf er die Lehre beginnen.
Am Anfang fällt es Momo schwer, den Dialekt seiner Kolleg*innen zu verstehen. Im Innviertel, dem nordwestlichen Viertel Oberösterreichs, wird starker Dialekt mit bayrischen Färbungen gesprochen. Mit der Zeit versteht er auch den starken Slang. Er lernt seine Freundin kennen und beginnt Möbel für die gemeinsame Wohnung zu schreinern und sich ein eigenes Leben in Österreich aufzubauen. Barbara Eckereder betont immer wieder, wie schwer es ist, Lehrlinge und Fachpersonal zu finden. Tischler*in wolle heute kaum noch ein junger Mensch werden. Es ist eine anstrengende Arbeit, zu der viele nicht in der Lage sind. Umso seltener ist eine Erfolgsgeschichte wie die von Momo.
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