Ein Smartphone ist auf eine junge Frau mit Biker-Jacke und einen Typ à la Gangster gerichtet. „Seid ihr bereit?", fragt die Frau mit dem Smartphone. Als die beiden nicken, springe ich zur Seite hinter eine Klamottenstange. Auf diesem Video möchte ich nicht unbedingt zu sehen sein, denke ich und lausche weiter. Es stellt sich heraus, dass sie sich für eine Musikshow gegenseitig ein Outfit aussuchen wollen. „Bevor wir loslegen", sagt die Biker-Frau, „verrate uns doch mal, welcher Klamottentyp du bist. Damit ich auch besser weiß, wonach ich für dich suchen soll." Der Gangster überlegt kurz und sagt dann: „Es kommt immer ganz drauf an. An einem Tag bin ich voll der Fancy-Typ, an einem anderen mehr der Casual-Typ. Heute bin ich eher der Military-Look-Typ."
Er trägt tatsächlich eine Hose in Camouflage. Ich frage mich, warum und wann es diese nach Krieg stinkende Tarnfarbe geschafft hat, in Mode zu kommen. Ich google und kann es kaum glauben - in den Sechzigern? Da wurde Camouflage zum Zeichen der Vietnamgegner, die sich des militärischen Motivs bemächtigten und es umzudeuten versuchten. Heute ist Camouflage reiner Kommerz, und viele spielen den Modekrieg mit, wenn sie mal der „Military-Look-Typ" sein wollen. Ich will nicht, ich gehe lieber.