Wir lieben sie, besonders in der kalten Jahreszeit: unsere eigenen vier Wände, unser Nest, unser Versteck vor der Welt. Im besten Fall ist die Wohnung der Inbegriff für Regeneration und Sicherheit. Im schlimmsten Fall macht sie uns sukzessive krank, ohne dass der Verdacht auf sie zurückfällt. Doch - bevor Sie jetzt den Putz von den Wänden kratzen - die gute Nachricht: Für die Belastung unseres Wohnumfeldes sorgen wir zum Großteil selbst - daher können wir uns auch selbst davon befreien. Wie? Das verraten wir Ihnen gerne.
„Wir verbringen 90 Prozent unserer Lebenszeit in geschlossenen Räumen. Wenn man sich das vor Augen hält, wird klar, wie stark sie uns beeinflussen", erklärt die Linzer Wohnpsychologin Barbara Perfahl. Der Mensch verbraucht ca. 10.000 Liter Luft pro Tag. Das macht sie - weit vor Nahrung und Wasser - zu unserem wichtigsten Lebenselixier. Den Großteil davon atmen wir in geschlossenen Räumen, weswegen die Qualität der Raumluft ausschlaggebend ist. Luftfeuchtigkeit, Reinheit und Temperatur beeinflussen maßgeblich unsere Lebensqualität und damit unsere Gesundheit.
Blauer Dunst und Billigmöbel: Schadstoffe in der Luft Mit unseren alltäglichen Aktivitäten wie Kochen, Putzen oder Heizen belasten wir die Luft mehr als uns lieb ist. Unsere Komplizen dabei: Gasherde, Teppiche, Zigaretten, Haushaltschemikalien, Baustoffe, Möbel, Kamine, etc. Häufig der gemeinsame Nenner: Formaldehyd. Dieser unliebsame Schadstoff findet sich in Tabakrauch ebenso wie in Spanplatten, Klebern, Lacken und Desinfektionsmitteln. Er steht im Verdacht, nicht nur Schleimhäute und Atemwege zu reizen, sondern auch Kopfschmerzen zu verursachen und bei dauerhafter Einwirkung krebserregend zu wirken. Abhilfe verschafft zum Beispiel, in geschlossenen Räumen aufs Qualmen zu verzichten und möglichst wenig Möbel aus Spanplatten zu kaufen - auch wenn diese nicht nur billig sind, sondern meist auch schwer im Trend: Massivholz ist die gesündere Wahl. Auch der grüne Daumen darf aktiv werden: Grünpflanzen sind natürliche Formaldehyd-Fresser, sie wandeln das Reizgas in harmlose Stoffe um. Als besonders effektiv gelten die Birkenfeige, die Strahlenaralie und die Efeutute. Die Dosis macht das Gift: Farben und Lacke Farben gehören zum täglichen Leben und spielen eine wesentliche Rolle für unser Wohlbefinden. Dass sie auf Körper und Seele wirken, ist wissenschaftlich erwiesen: Farben erzeugen Stimmungen und entscheiden mit darüber, wie wohl man sich fühlt, wie angeregt oder produktiv man ist. Herkömmliche Wandfarben, wie man sie im Baumarkt findet, bestehen aus vier Komponenten: Bindemitteln, Pigmenten, Lösemitteln und Hilfsstoffen. Während alle vier Bestandteile als nicht unbedingt gesundheitsfördernd gelten, haben es zwei davon besonders in sich: Lösemittel und Hilfsstoffe. Ohne Lösemittel wären die meisten Farben nur zähflüssige Pampe oder ein feuchter Klumpen. Ihr schnelles Verdunsten sorgt für eine gleichmäßige Verbindung mit dem Untergrund. Gleichzeitig gelangen aber auch leichtflüchtige, schädliche Substanzen in die Raumluft. Auch Hilfsstoffe wie Weichmacher, Verdickungsmittel, Trocknungsbeschleuniger, Fungizide und Konservierungsstoffe werden ihrem zweifelhaften Image gerecht. Viele Heimwerker und Maler klagen daher über schmerzhafte Kontaktallergien. Neben Haut- und Schleimhautreizungen sind sogar Schädigungen des Zentralnervensystems, der Leber oder der Nieren möglich. Häufig lässt sich nicht genau feststellen, welcher Stoff Auslöser der Gesundheitsprobleme ist - die Summe macht's. Um sich die Lust auf Farbe nicht verderben zu lassen, gilt daher, genau auf die Inhaltsstoffe zu achten. Als sich die Anfragen nach natürlichen Alternativen häuften, entschloss sich Seril-Farben-Inhaber Lukas Stöger, eigene Lehmfarben herzustellen (seril-farben.at). Das Naturprodukt, das es in vielen Farbnuancen gibt, bietet nämlich allerlei Vorteile: es ist ebenso atmungsaktiv wie emissions-und lösemittelfrei. Besonders gut eignet sich Lehmfarbe für Wohnräume, Schlaf- und Kinderzimmer, da sie die Luftfeuchtigkeit reguliert und antistatisch wirkt. Lehm als einer der ältesten Baustoffe der Welt schont in seiner Herstellung Ressourcen, benötigt wenig Energie und gibt keine Schadstoffe ab. Auch mit lösemittelfreien Lacken und Klebstoffen, v.a. bei Böden - wo sich Kinder bevorzugt aufhalten - tut man einen wertvollen Schritt in Richtung Gesundheit.