Als es um die Frage ging, wer aus der miss-Redaktion in der Abfallstation (McDonald's
nennt das liebevoll 'Lobby') arbeiten will, war meine Hand sofort in
der Luft. Ich wollte immer schon wissen, ob die Fastfoodkette den
Müll wirklich so haarklein trennt, wie sie behauptet. Als Antwort
bekomme ich fünf Tafeln vorgesetzt, auf denen genau abgebildet ist,
was in welchen Müllsack gehört. Die Säcke und Schilder sind sogar
farblich abgestimmt, damit es gar keine Missverständnisse mehr geben
kann. Und tatsächlich: Nur fünf Prozent des Mülls sind tatsächlich
Müll, der Rest wird recycelt und wieder verwendet.
Und das ist gar
nicht so einfach wie man denkt! Die aufgerissene Marmelade gehört in
den Restabfall und nicht zum Kunststoff, weil sie etwas Organisches
enthält. Das Burger-Papier gehört nicht zum Papier, weil es mit
Käse verklebt ist. „Mach dir nichts draus, nach einer Woche kannst
du das blind“, muntert mich meine Kollegin auf, als sie merkt, wie
ich die Tafeln hypnotisiere. Überhaupt: Alle Kollegen sind
wahnsinnig lieb und eilen mir zur Seite, sobald sie ein Problem
vermuten. Die meisten wissen nicht, dass ich aus einer Redaktion komme und
begrüßen „die Neue“ herzlich.
Auch die Kunden sind freundlicher
als erwartet. Die Mehrheit bedankt sich artig, wenn ich ihre Reste
abserviere und über den Tische wische. Nur ein einziger Mann
reagiert auf die Frage „Darf ich das schon mitnehmen?“ mit einem
wütenden Blick in seinen Becher und schießt mir dann wortlos das
rote Plastiktablett rüber. Nach der Grantscherm-Attacke wird es
Zeit, eine Runde mit Schaufel und Besen zu drehen. Zu meinen
Lobby-Aufgaben gehört auch, die Fenster und Türen sauber zu halten
(ihr glaubt nicht wie viele Erwachsene gedankenlos Glasflächen
antatschen!), den Boden zu wischen und Tabletts abzuräumen.
Letzteres ist streng geregelt: nach dem letzten Bissen des Kunden
dürfen maximal 60 Sekunden vergehen, dann muss das Tablett weg sein.
Wenn heute die obligatorischen Testesser kommen und ich das übersehe,
kracht es wegen mir in der ganzen Filiale. Im Recyclingkammerl werde ich nach der ersten großen Kundenwelle
stutzig. Es tut fast weh, was da alles im Müll landet: drei
verschlossene Schälchen Frühstücks-Butter, eine Handvoll
Kaffeezucker, ein ganzer Becher Café Latte. „Schäm dich, da war'n
die Augen wieder z'groß“, höre ich meine Oma schimpfen. Beim
Boden wischen mit dem Riesen-Mop komme ich dann noch richtig ins
Schwitzen. Ganz ehrlich, lieber Mäcy: einen heißen Sommer kann ich
mir in eurer Uniform (lange Hose aus festem Stoff, Poloshirt aus
Acryl) nicht vorstellen! Ansonsten war's in Ordnung bei euch. Lieben Gruß
an die Kollegen!
Eva Helfrich
Linz
Feature