In Koblenz liegen 40 000 Liebesbriefe aus mehreren Jahrhunderten. Die Sprachwissenschaftlerin Eva Lia Wyss hat sie gesammelt und ein Archiv gegründet. Im Interview erklärt sie, was die Briefe über eine der intimsten aller Beziehungen erzählen.
Von Eva-Maria Manz
Mein Zuckertörtchen, mein wildes Kätzchen - wer liebt, der säuselt. Die Sprachwissenschaftlerin Eva Lia Wyss erforscht seit 27 Jahren Liebesbriefe. Sie erklärt, inwiefern die Briefe viel über gesellschaftliche Veränderungen verraten und warum der Liebesbrief lange eine männliche Textsorte war.
Frau Wyss, schreibt heute überhaupt noch jemand Liebesbriefe?
Natürlich, aber durch die neuen Medien hat der Liebesbrief sich verändert. Heute schreibt man kleine Notizen auf einen Zettel zu Hause, ansonsten E-Mails und Chatnachrichten. Handgeschriebene Briefe werden zu besonderen Anlässen verfasst, zu Jahrestagen, Geburtstagen. Liebespaare sind jetzt dauernd in Kontakt. Es gab Zeiten, da schrieb man einen Brief in die Kaserne und wartete wochenlang auf Antwort.
Seit wann forschen Sie zu Liebesbriefen?
Das Liebesbriefarchiv habe ich vor 27 Jahren gegründet. 1997 in Zürich hatte ich zur Einsendung von Briefen in den Medien aufgerufen und habe rasch sehr viele Briefe auf dem Pult gehabt. Dafür habe ich dann Forschungsgelder bekommen. 2013 hatte ich etwa 6000 Briefe, mit denen ich nach Koblenz umgezogen bin, wo ich meine Professur angetreten habe. Seitdem ist das Liebesbriefarchiv an der Universität Koblenz, ein Teil unserer Arbeit erfolgt an der TU Darmstadt.
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(Vollständiges Interview für Abonnenten)
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