In Berichten zu den Fällen Lisa-Maria Kellermayr und Hans-Jörg Jenewein wurden medienethische Grenzen überschritten. Was falsch lief – und wie korrekte Suizidberichterstattung aussieht.
So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Dieser Grundsatz gilt hierzulande spätestens seit 1987 für Berichterstattung über Suizide. Damals startete eine Studie in Wien: Medien verzichteten auf Sensationsberichte über Selbstmorde in U-Bahnen. Das Resultat: Die Zahl der Suizide in U-Bahnen sank deutlich. Die Wiener Studie lieferte einen der ersten Belege des sogenannten Werther-Effekts; benannt nach dem Goethe-Roman „Die Leiden des jungen Werther" - der einen Schwung an Nachahmungs-Suiziden auslöste.
Sensationsträchtige Medienberichte über Suizide können weitere Suizide auslösen. Der Ehrenkodex des Presserats fordert angesichts der Nachahmungsgefahr daher „große Zurückhaltung" bei Suizidberichten. Das ist mittlerweile medienethischer Konsens - eigentlich.
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