77.000 Ukraine-Vertriebene sind in Österreich registriert. Wie geht es den Menschen, die hier Zuflucht gesucht haben?
"Ich fühle mich moralisch verpflichtet, zu helfen", sagt Tanja Maier, nachdem sie an einem Tisch im Wiener Kultcafé Hawelka Platz genommen hat. Die Amerikanerin spricht fließend Russisch. Seit Kriegsbeginn ist die Unterstützung von ukrainischen Geflüchteten ihr Lebensinhalt. Sie sammelt Spenden für Supermarkt-Gutscheine. Gut 5000 Stück, je im Wert von 50 Euro, hat sie an Ukraine-Vertriebene vermittelt. Hinzu kommt die ständige Nachrichtenflut von Ukrainerinnen und Ukrainern in Notlagen. Allein Maiers Telegramgruppe zählt 1300 Kontakte. Heute wird sie die Geschichten von einigen von ihnen übersetzen.
Als Erste beginnt die 37-jährige Iryna H. zu erzählen: "Wir sind zu Kriegsbeginn in überfüllten Zügen aus Charkiw geflohen. Wir, das sind meine 70-jährige Mutter, mein krebskranker Mann und mein vierjähriger Sohn." Seit 8. März sind sie in Wien, wurden von einer britischen Familie aufgenommen, die eine Wohnung frei hatte. "Diesen großherzigen Menschen bin ich ewig dankbar", sagt Iryna H. Der Gesundheitszustand ihres Mannes verschlechterte sich durch die Strapazen der Flucht massiv. Er kam ins Krankenhaus, wurde operiert. "Die medizinische Versorgung funktioniert meist gut", sagt Tanja Maier.