SZ: Was tut Reporter ohne Grenzen gerade für Journalisten und Journalistinnen in Russland?
Christian Mihr: Die Lage ist, wie die komplette Kriegslage, gerade sehr diffus. Wir sind zum einen mit vielen Journalistinnen und Journalisten in Russland in Kontakt und versuchen, sie bei einer möglichen Ausreise zu unterstützen. Das ist gerade in Russland nicht so einfach, weil sie, im Gegensatz zu Menschen, die aus der Ukraine gerade fliehen, ein Visum brauchen. Und es gibt natürlich keine direkten Flüge mehr in westeuropäische Länder, sondern die Einreise läuft über Drittstaaten. Es gibt unter den Journalisten vor Ort eine große Angst gerade. Das zweite, eher präventiver Art, ist unsere Collateral Freedom Action. Im Prinzip spiegeln wir zensierte Webseiten, legen diese in Clouds und versuchen, sie so wieder zugänglich zu machen. Das ist natürlich, muss man ganz ehrlich sagen, ein Tropfen auf den heißen Stein, aber besser als nichts. Und drittens bauen wir unsere sogenannten Tor-Bridges aus, um das anonyme Surfen und Bewegen im Netz zu ermöglichen. Ansonsten ist es eine sehr dynamische Lage.
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