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BITTE LÄCHELN!


Foto: Nationalpark Bayerischer Wald

In diesem Jahr dreht sich bei den Wildtieren alles um den Luchs. Denn die “Schutzgemeinschaft Deutsches Wild” hat ihn zum Wildtier 2011 gewählt. Im Nationalpark Bayerischer Wald ist das Tier schon seit 2008 ein Star. Der Luchs wird dort immer wieder fotografiert. Doch wozu das alles?

Ein herrlicher Sommerabend im Tierfreigehege Ludwigsthal im Bayerischen Wald. Der Luchs schleicht in seinem eingezäunten Territorium um einen Baumstamm und setzt sich behutsam auf eine Wurzel. Die Besucher fangen an zu tuscheln: „Guck doch, da drüben sitzt einer.“ Er ist ca. so groß wie ein Schäferhund doch ähnelt er mehr einer Katze als einem Hund. Mit seinem rundlichen Kopf schaut das gefleckte Tier von einer in die andere Richtung und zwickt dabei die Augen leicht zusammen, denn Luchse sind eigentlich nur nachtaktiv. Vom Weg um das Gehege ist er für Menschen oft nur sehr schwer zu erkennen. Mit seinem getigerten Fell passt er sich der Waldumgebung an. Bekommen die Besucher ausnahmsweise einen Luchs zu sehen, zücken sie die Fotoapparate in Rekordgeschwindigkeit. Seine Pinselohren zucken leicht beim Blitz der Kamera.


Merkmale Luchs:

Quelle: www.luchsprojekt.de

 

Wanderer fühlen sich von den Kameras beobachtet


Auch in der freien Wildbahn wird der Luchs fotografiert. 2008 wurden im Nationalpark Bayerischer Wald sogenannte Fotofallen aufgestellt. Wenn sich dort etwas vor der Linse bewegt, wird der digitale Fotoapparat ausgelöst. Natürlich erwischt die Kamera nicht nur Luchse, auch andere Tiere und Menschen werden festgehalten. Wanderer, die in der Dämmerung noch unterwegs sind, werden hin und wieder von dem Blitz der Fotofallen überrascht. „Manche fühlen sich dadurch beobachtet und beschweren sich bei der Nationalparkverwaltung“, erklärt Diplomforstwirtin Kirsten Weingarth, „doch eigentlich sieht man auf dem Bild nur die Beine der Menschen. Die Kameras sind nämlich auf die Größe der Luchse eingestellt und nicht für Menschen gedacht.“ Anderen wiederum machen die Schnappschussbilder von ihrer unteren Hälfte nichts aus. „Ich weiß doch wofür die Bilder gemacht werden und dass es den Leuten vom Nationalpark bestimmt egal ist, dass ich da vorbeigelaufen bin“, betont Manuela Gruber, die gerne in der Natur unterwegs ist.


Platzierung der Fotofallen


„Das Winterhalbjahr ist der beste Zeitpunkt für den intensiven Fotofalleneinsatz. Vor und während der Ranzzeit legen Luchse große Strecken zurück und die menschlichen Störungseinflüsse sind geringer als im Sommerhalbjahr“ sagt Weingarth. Es werden jeweils zwei Kameras gegenüber installiert, um den Luchs genau zu identifizieren. Die Fellzeichnung jedes einzelnen Luchses ist unterschiedlich, also vergleichbar mit dem menschlichen Fingerabdruck. So können die Tiere voneinander unterschieden werden - also auch gezählt und die Population geschätzt werden. Der Standpunkt eines Fotofallenpaares wird systematisch ausgewählt. „Über das Gebiet des Nationalparks Bayerischer Wald muss man sich ein Raster mit 2,7 km pro Seite vorstellen. In jedem zweiten findet man solche Vorrichtungen“, so Weingarth. Die Kameras werden häufig an Wegen aufgebaut, denn auch Luchse benutzen im Winter lieber die bereits ausgetretenen Wege.


Auf dem Foto tappst Noras Jungtier am 10.12.08 in Neuhütte durch die Fotofalle.                                 Foto: Nationalpark Bayerischer Wald


Mensch und Luchs


Im Nationalpark Bayerischer Wald sind derzeit zehn Luchse bekannt und acht weitere Jungtiere, die in absehbarer Zeit jedoch abwandern. Zusätzlich sind zurzeit 6 Stück der Raubkatzen auf der Durchreise im Nationalpark. Doch Angst braucht vor dem scheuen Tier niemand zu haben. „Wenn Sie in freier Natur einen Luchs sehen, dann gehen Sie nach Hause, machen sich eine Flasche Sekt auf und freuen Sie sich“, scherzt die Diplomforstwirtin Weingarth.