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1. Todestag von Elizabeth II.: „Ich vergesse oft, dass wir jetzt einen König haben" - WELT

Meinung Zum 1. Todestag von Elizabeth II.

„Ich vergesse oft, dass wir ja jetzt einen König haben"

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Ein Leben ohne die „Großmutter der Nation" konnte sich unsere Autorin, in England geboren und aufgewachsen, nicht vorstellen. Nun ist ein Jahr seit dem Tod der Queen vergangen. Wirklich verinnerlicht hat es nicht jeder.

Hast du das mit der Queen gehört?", „Arme Queen", „RIP Lizzy". Mehrere WhatsApp-Nachrichten erschienen auf meinem Bildschirm. Es war der 8. September 2022. Ja, ich hatte es gehört. Die News waren ja überall. Ich war gerade in meiner Heimatstadt Sheffield, wo ich zur Hochzeit meines Schulfreundes eingeladen war.

Alles passierte auf einmal. Der Buckingham Palast hatte bekannt gegeben, dass die Queen schwer erkrankt war. Es kommt eigentlich nicht oft vor, dass der Buckingham Palast etwas so Persönliches über das Wohlergehen der Queen bekannt gibt. Die Spekulationen fingen an, als die Royals sich auf den Weg nach Balmoral machten. Dann kam die Nachricht.

Wie geht es jetzt weiter? Was passiert als Nächstes? Das waren Fragen, die mir mein spanischer Mann neugierig stellte und auf die ich keine Antwort hatte. Seine Royals hatten nämlich die Rollen noch zu Lebzeiten des spanischen Königs getauscht. Die Situation in Großbritannien war für uns beide neu.

Es wurde bekannt gegeben, dass die Öffentlichkeit ihre Anerkennung bekunden und Abschied von der Königin nehmen könne. Für mich war es unmöglich, nach London zu reisen. Völliges Chaos. In London schien bereits ganz England versammelt zu sein. Es hatten sich Warteschlangen gebildet - bis zu zwei Tage musste man warten. Ich verfolgte die Nachrichten von meinem Wohnzimmer aus. Die meisten Fernsehsender berichteten ohnehin über die Queen. Meine Mutter und ich saßen wie gebannt vor dem Fernseher. Das war Geschichte, die sich vor unseren Augen abspielte.

Es gab Rückblicke, denkwürdige Momente und natürlich den Paddington-Bär-Sketch in Wiederholung. TV-Bilder zeigten, wie Charles auf Menschenmengen traf und wie die Briten „God Save the King" riefen. Es wurde mir langsam klar. Wir haben jetzt einen neuen Monarchen. Keine Sekunde ist vergangen und Charles hatte den Thron bestiegen. Mir war klar: Es wird einige Zeit dauern, bis ich mich daran gewöhnen würde. Elizabeth II. war immerhin 32 Jahre lang „meine Queen".

Die Zeit verging wie immer im Flug. Inzwischen ist es ein Jahr her. Ich vergesse dennoch oft, dass wir ja jetzt einen König haben. Wenn ich über den Monarchen spreche, muss ich mich manchmal noch selbst korrigieren: „die Queen" ach nein „der King". Als ich die englischen Löwinnen beim Finale der FIFA-Frauen-WM die Nationalhymne hab singen hören (ja, mein Mann erinnert mich ständig an das Ergebnis ...), klang es für mich, als ob etwas fehlte. Die Betonung der Vokale im Englischen von „i" bis „ee" war irgendwie zu kurz.

Ähnlich bei den Briefmarken. Anstatt Briefmarken mit dem Gesicht der Queen zu kaufen, zeigen die Briefmarken nun das Profil von King Charles III. Briefmarken konnten wohl relativ schnell erneuert werden, aber der Umtausch von Münzen und Banknoten scheint länger zu dauern. Vielleicht ist das der Grund für die Verwirrung?

Ein Bekannter von mir musste kürzlich einen neuen britischen Reisepass beantragen. Wir waren recht überrascht, dass auf der Innenseite immer noch „In the Name of Her Majesty" steht. Offenbar müssen die Behörden alle bereits gedruckten Pässe erst einmal aufbrauchen. Wohl Sparmaßnahmen. Na ja, so ist es auch besser für die Umwelt.

Allerdings wird es bestimmt ewig dauern, bis auf den berühmten roten Briefkästen „CIII R" statt „EII R" steht. Verstreut über England gibt es noch Briefkästen mit der Aufschrift „VR" aus der Zeit von Queen Victoria. Man hat sich hier nicht die Mühe gemacht, das Symbol zu ändern.

Dinge brauchen Zeit und es gibt auch Bemühungen, die die Queen in Erinnerung und auch weiterhin präsent halten. Anlässlich ihres 100. Geburtstags wurde ein Denkmal für das Jahr 2026 geplant. Der Flughafen Touquet-Paris-Plage in Frankreich soll sogar nach ihr benannt werden. Und dank Fergies Instagram-Account erhalten wir unter anderem regelmäßig ein Update über die geliebten Corgis der Queen namens Muick und Sandy. Wo auch immer die Queen war, ihre Corgis schwänzelten an ihrer Seite.

Ach - und da ist ja noch der Royal Kalender, der traditionell ganz im Sinne der Queen weitergeführt wird. King Charles und die Queen Consort Camilla haben gerade den Sommer in Balmoral verbracht. Der König hat seinen offiziellen Geburtstag ganz wie die Queen gefeiert, und da durfte natürlich die Parade „Tropping the Colour" nicht fehlen.

Die Royal Weihnachtsfeiertage werden wohl weiterhin in Sandringham stattfinden. Und ich habe natürlich nicht vergessen, die Weihnachtsansprache von „His" Royal Highness im vergangenen Dezember zu schauen. Die Traditionen werden weiterleben, aber die Monarchie ist wohl kleiner und moderner geworden, auch wenn Prunk und Zeremonie noch eine Rolle spielen.

Apropos Traditionen: Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir uns damit abfinden mussten, dass Daniel Craig nicht mehr den James Bond im Geheimdienst Ihrer Majestät spielen würde. Wer weiß, wer als Nächstes in die Rolle schlüpfen wird. Wie bei vielen Veränderungen: Es wird dauern, bis wir uns daran gewöhnen.

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