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Batterieherstellung: Kampf um die Zelle

Woher kommen die Zellen im Elektroauto?

European Battery Union (EBU) hört sich staatstragend und offiziell an. Es handelt sich jedoch um ein Firmenkonsortium unter Führung von Volkswagen und dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt. Das Unternehmen wurde 2016 von zwei ehemaligen Tesla-Managern gegründet. Bei der EBU sind noch weitere ungenannte Partner aus Forschung und Industrie aus sieben EU-Ländern mit dabei. Während die Gemeinschaftsidee in Europa mit dem Chaos rund um den Brexit leidet, soll die EBU der Zellfertigung "Made in Europe" Auftrieb verleihen.

Ab Anfang 2020 will die EBU nach eigenen Angaben Batterieforschung betreiben. Das reicht vom Abbau der Rohstoffe über neue Zelltechnologie und Zellfertigung bis hin zum Recycling von Batterien. Das Forschungsbudget stammt von den beteiligten Unternehmen, man bewirbt sich auch um Fördermittel der Bundesregierung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) hat eine Milliarde Euro ausgeschrieben. Derzeit bespricht das Wirtschaftsministerium die geplante Förderung mit der Europäischen Kommission, um möglichst bald mit der Auszahlung beginnen zu können.

In der ersten Runde bewarben sich über 30 Unternehmen beim BMWi. Zu den möglichen Kandidaten zählen das Batterieunternehmen Varta als auch der Chemiekonzern BASF. Bosch ist vermutlich nicht dabei. Das Unternehmen hatte bereits Anfang 2018 verkündet, nicht weiter in Zellforschung zu investieren.

Die Projektskizzen der Bewerber werden aktuell geprüft. Die Gründung der eingangs erwähnten EBU könnte ein Resultat des Ausschreibungsverfahrens sein, denn dort wird die Bildung von Konsortien ausdrücklich gewünscht."Deutschland und Europa brauchen eine innovative und umweltschonende Batteriezellproduktion. Batterien haben eine herausragende wirtschaftliche Bedeutung für die Elektromobilität und die Energiespeicherung im Rahmen der Energiewende", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, "Unser Förderaufruf zum Aufbau einer Batteriezellproduktion ist ein voller Erfolg und spiegelt die Aufbruchsstimmung hierfür in der Industrie wider."

All-in bei Volkswagen 

Volkswagen-Chef Herbert Diess setzt inzwischen auf All-in bei der Elektromobilität. Bis 2025 will der größte Autohersteller der Welt jährlich drei Millionen Elektroautos bauen. Diess möchte, dass sich alle deutschen Autohersteller auf den batterie-elektrischen Antrieb konzentrieren. Parallel noch einen Brennstoffzellen-Antrieb oder andere Technologien voranzutreiben, sei zu teuer. Alle anderen sollten ihm dabei folgen. Sonst könne Volkswagen den Verband der Automobilindustrie (VDA) verlassen, drohte Diess.

Auch die staatliche Förderung solle sich auf kleinere Elektroautos konzentrieren. Ein Vorstoß, den BMW und Daimler aufgrund ihrer Produktpalette nicht unbedingt mittragen wollen. Doch nach einer Telefonrunde mit VDA-Chef Bernhard Mattes, Harald Krüger (BMW), Dieter Zetsche (Daimler) und Herbert Diess zeigt man nach außen Einigkeit. Die kommenden zehn Jahre sollen vom Elektroauto dominiert sein. Punkt.

Dabei hat zumindest Daimler Pläne für die Brennstoffzelle. Einige Exemplare des SUV GLC F-Cell fahren bereits und ein Wohnmobil mit Brennstoffzelle wurde der Presse vorgeführt. Für Transporter und Kleinbusse, die längere Strecken fahren, setzt Daimler mittelfristig auf Wasserstoff und die Brennstoffzelle.

Gleichzeitig investiert der Stuttgarter Konzern rund eine Milliarde Euro in seine Batterieproduktion. Bis 2022 werden 130 elektrifizierte Pkw-Varianten aus dem Portfolio von Mercedes Benz angeboten. Hinzu kommen die Transporter, Busse und Lkws des Konzerns. Die Batterien dafür stammen aus neun Fabriken an sieben Standorten auf drei Kontinenten. Neben China, Thailand und den USA betreibt Daimler zwei Batteriefabriken im sächsischen Kamenz. Vier Produktionslinien entstehen in Mercedes-Benz-Werken in Deutschland. Bis 2020 wird der Standort im polnischen Jawor um eine Batterielinie erweitert.

Allerdings werden an allen Standorten zugelieferte Zellen zu Modulen und Batteriepaketen verbaut. Wer genau die Lieferanten sind, dazu sagt Daimler nichts. SK Innovation nennt auf seiner Webseite die Stuttgarter als Kunden. Daimler erklärt nur, man habe sich die Lieferung von Zellen im Wert von 20 Milliarden Euro bei verschiedenen Zulieferern gesichert. So wolle man Lieferengpässe und plötzliche Preiserhöhungen umgehen.

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