Was für ein bewegend-besinnlicher TV-Abend: 4,9 Mio. Menschen sahen zu, als Carmen Nebel (59) am 2. Dezember im ZDF „Die schönsten Weihnachts-Hits" präsentierte. Viele Stars wie Helene Fischer (31), Andreas Gabalier (31) und Semino Rossi (53) halfen mit, um die große Benefizgala auch finanziell zu einem Erfolg zu führen: Rund 2,4 Mio. Euro wurden gespendet. Geld, das den beiden kirchlichen Hilfswerken „Brot für die Welt" und „Misereor" zugute kommt und dabei helfen soll, weltweit Not zu lindern.
Seit zehn Jahren moderiert Carmen Nebel diese TV-Spendengala. „Die Situation von armen Familien weltweit berührt mich sehr", erklärte die Moderatorin. „Spenden können helfen - davon konnte ich mich mehrmals mit eigenen Augen überzeugen", schreibt sie im Spendenaufruf für „Misereor".
Ausgerechnet diese Reisen zu den Hilfsprojekten sorgen nun für Wirbel. Durch BUNTE-Recherchen kam heraus: Die Moderatorin flog erste Klasse in die Elendsviertel dieser Welt. Und bezog vor Ort in Luxushotels Quartier. Laut Vertrag erstattet ihr das ZDF die Kosten für Business-Flüge und Top-Hotel.
Es ist eine StilfrageWie luxuriös Prominente zu Brennpunkten reisen, ist ihnen überlassen. Es ist aber eine Stilfrage, ob man erste Klasse zu kranken Kindern und den Ärmsten der Armen reisen sollte. Carmen Nebel ist für ihre Show in den letzten zehn Jahren mindestens vier Mal First Class zu Drehorten in Südafrika, Brasilien und Asien gejettet.
Weder „Misereor" noch „Brot für die Welt" kamen dafür auf - das tat ja größtenteils das ZDF. Wenn Hilfsorganisationen selbst für Reisekosten aufkommen, gelten strenge Reisekostenregeln: „Generell darf bei uns nur Economy geflogen werden. Übernachtet wird immer in Standardzimmern in Mittelklassehotels", erläutert Dirk Bathe, Sprecher der Hilfsorganisation „World Vision".
BUNTE-Recherchen ergaben, dass Nebel mit Begleitperson stets Business-Klasse fliegen darf. Aus BUNTE vorliegenden Unter-lagen wird allerdings ersichtlich, dass Nebel mehrmals mit dem vom ZDF für die Business Class erstatteten Geld First Class geflogen ist (also noch luxuriöser als ohnedies schon vereinbart).
2013 flog Carmen Nebel nach Brasilien. In Rio de Janeiro besuchte sie ein Kinderhilfsprojekt in den Favelas, den brasilianischen Elendsvierteln. 7130,61 Euro kosteten Hin- und Rückflug pro Person in der Business Class. Carmen Nebel saß in der First Class auf Platz 2G des Flugs LH 500 von Frankfurt.
Das ZDF hatte die Avenue City View Suite im Fünf-Sterne-Haus „Belmond Copa-ca-bana Palace" für 547 Euro die Nacht angefragt - gebucht wurde die wesentlich teurere Pool Ocean View Suite (Schlaf- und Wohnzimmer) für 689 Euro pro Person. Carmen Nebel und Begleitung blieben drei Nächte - dann ging es mit Flug LH 501 First Class zurück nach Frankfurt.
Auf BUNTE-Anfrage erklärte ZDF-Sprecher Peter Gruhne per Mail, „dass es sich bei den Kosten für Unterkunft und Reisen, wenn überhaupt, um einen Vertragsbestandteil handelt, und dass wir uns zu Vertragsinhalten naturgemäß nicht äußern können. Aber so viel kann ich Ihnen sagen: Keiner der ZDF-Moderatorinnen und Moderatoren würde ein First-Class-Ticket vom ZDF bezahlt bekommen."
Die Moderatorin flog - wieder First Class - nach PekingDas mag zwar sein, doch Carmen Nebel reiste mehrmals in Eigenregie First Class. Im September 2015 stand ein Besuch in der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator auf dem Programm. Sie sollte, begleitet von einem Kamerateam, eine Ausbildungsstätte für alleinerziehende Mütter besuchen, die dort mit ihren Kindern laut „Misereor" „unter erbärmlichen Umständen" leben. Die Moderatorin flog - wieder First Class - nach Peking. Und nahm als Begleitung ihre Sekretärin und gute Freundin mit. Gesamtpreis für die Flüge: 8900 Euro. Aber in Peking erkrankte die Moderatorin und flog heim. Das Filmteam reiste allein in die Mongolei und -produzierte vor Ort einen Vier-Minuten-Beitrag.
Auf einem weiteren Flug wurde Carmen Nebel vom damaligen „Misereor"-Chef Josef Sayer und Mitarbeitern (von Kirche und Produktionsfirma) begleitet. Der Theologie-Professor saß in der Business Class, die Mitarbeiter in der sogenannten Holzklasse - die Moderatorin flog First Class.
Das Verhalten von Carmen Nebel und das Geschäftsgebaren des ZDF sorgen für Irritationen: „Ich habe es noch nie erlebt, dass eine unserer Paten in einer Suite in einem Luxushotel abgestiegen ist", sagt „World Vision"-Sprecher Bathe. Die hätten nämlich „ein moralisches Problem" damit. „Wenn man tagsüber die Ärmsten der Armen besucht, würde keiner guten Gewissens abends noch an der Bar Champagner trinken ..."
Es geht um Menschen in NotEs ist nachvollziehbar, dass ein Star wie Carmen Nebel komfortabel reist. Champagner und Rote-Teppich-Auftritte genießt. Aber hier geht es nicht um den großen Auftritt, sondern um Menschen in Not. Da wäre es angebrachter, etwas Bescheidenheit und Demut an den Tag zu legen. Juristisch kann man Carmen Nebel absolut nichts vorwerfen. Sie scheint den finanziellen Rahmen, der ihr vertraglich zusteht, voll auszuschöpfen. Aber gehört sich das? BUNTE hat mehrfach versucht, mit Carmen Nebel zu sprechen. Leider wollte sie sich nicht äußern.
Dass es bei Flügen zu Charity-Einsätzen auch bescheidener geht, hat Carolin Reiber, Vorgängerin von Carmen Nebel bei der großen Weihnachts-Benefizgala, gezeigt: Bis zu ihrem Abschied vom ZDF 2005 sei sie fast immer, das erfährt BUNTE aus Senderkreisen, in der kostensparenden Economy-Klasse geflogen. Gelegentlich habe sie sich ein selbst bezahltes oder mit Flugmeilen erworbenes Upgrade gegönnt. Aber übernachtet habe sie stets, wie auch das restliche Team, in Mittelklassehotels. Dieses Verhalten, so berichten frühere Kollegen von Carolin Reiber, habe die Moderatorin als angemessen empfunden - angesichts der schwierigen Lage in den Entwicklungsländern.
Bleibt die Frage: Mehr als 18 000 Euro Reisekosten für einen ca. Vier-Minuten-Beitrag aus Brasilien für die gute Sache - ist das noch angemessen? Tobias Schmid, Vorstandsvorsitzender des Verbands Privater Rundfunk und Telemedien, sagt: „Das ist nun wirklich ausgemachter Unsinn. Schade um das Geld, mit dem man wirklich hätte helfen können. Und schade auch, dass das vom ZDF offenbar niemandem aufgefallen ist, wie hier mit öffentlichem Geld umgegangen wird. Dem Beitragszahler wird man das kaum vermitteln können."
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