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Keiner kannte Krisen - oder?

Öffentlicher Verkehr und Risiken sind nicht neu. /Foto: db Media Dietmar Braun

So wie jedes Jahr im Winter ein „Schneefall" für viele „überraschend" ist, war eine Pandemie und deren Konsequenzen eine „Überraschung". Es gilt: Risiko-Management versus „Verdrängung".


Die Situation während der Corona-Pandemie legt die unterschiedlichen Werte von allen sehr offen. Sie zeigt den Charakter und Qualität von Mitarbeitern, das gilt auch im öffentlichen Dienst, wo sich von dem Digital-Experten mit dem veralteten Wissen aus der „Zeit der Rohrpost" bis zu der verwaltungstechnischen „Paragraphen-Reiterin" eigenartige Charakteren immer noch austoben dürfen. In der Politik machen, wie schon vor der Krise, vor allem die „Schwätzer" die Schlagzeilen, die jetzt munter im Kaffesatz der Statistiken die Zukunft lesen oder gar als „Fakten" erkennen.


Die Demokratie ist in Gefahr, wenn in den „sozialen" Netzwerken die „Verschwörungs-Theoretiker" und „geistig verwirrte" Radikale weiter die Gerüchte anheizen, weil Sie sehr bewusst falsche Signale aussenden.


Transparenz ist sehr wichtig

Der perfekte Nährboden für Gerüchte und skurrile Theorien ist die Intransparenz in der Machtpolitik oder in der Szene der sich um eine Lösung streitenden wissenschaftlichen Experten. Was hier helfen kann, sind viel mehr Resilienz und Vernunft im Umgang mit Nachrichten, Meldungen und vor allem „Schlagzeilen".


In der Kommunikation liegen zwischen Sender und Empfänger Herausforderungen und potenzielle Störungen. In der digitalen Kommunikation verschärft sich dieses Problem noch einmal deutlich. So lassen sich Gestik und Mimik an den Bildschirmen schwer entschlüsseln, der Ton wird oft verzögert übertragen. Im persönlichen Gespräch mit Maske lässt sich die Mimik kaum lesen und die Gestik wird falsch interpretiert. Auch die Inhalte lassen zu wünschen übrig, korrekte Sprache mit den passenden Worten ist nicht jeder Frau oder Mann Sache, zumal im Home Office die „Torwächter-Funktion" oft völlig fehlt und bei schriftlichen Veröffentlichungen zeigt sich deutlich die Einsparung von Lektoren.


Muster bei Panik oder Pandemie

In Krisenzeiten reagieren wir alle noch nach archaischem Muster, wir erstarren oder schalten um auf Angriffsmodus. Wieso Regungslosigkeit schadet, verstehen in Gefahr viele Menschen leider sofort. Dass aber auch Aktionismus negative Auswirkungen hat, erkennen nur wenige. Es fühlt sich gut an, etwas tun zu können. Dass Helfer-Syndrom kann sich hier leider auch zum Nachteil wenden.


In Krisen verschieben sich der Zeithorizont und unsere Prioritäten. Wir konzentrieren uns voll und ganz darauf, nur die unmittelbare Situation möglichst einfach zu überleben. In diesem Modus übersehen wir leicht, wie sich eine Entscheidung auf lange Sicht für uns und andere auswirken wird.


Ein Rat zum Schutz des Gemeinwohls: Nehmen Sie sich gerade in der Krise bewusst Zeit, wenn Sie etwas zu entscheiden haben. Sammeln Sie Daten und Fakten, studieren Sie in Ruhe Prognosen und wägen sie die Alternativen ab. Nicht schnell ist wichtig, sondern fleißig recherchieren und ruhig mehr Gelassenheit im Handeln.


Fakten in Frage stellen

Hinterfragen von Quellen ist ratsam und jeder sollte sich ehrlich fragen, ob bestimmte innere Urteile schon zuvor gefällt wurden. Wir Menschen filtern zu gerne unbewusst alles an Fakten heraus, was wir nicht erwarten oder nicht hören wollen. Mit zunehmend Alter nimmt diese Tendenz stark zu, Studien zeigen, dass den Kindern noch viele Dinge auffallen, die Erwachsene gar nicht bemerken.


Fazit:

Der Charakter einer Pandemie bis hin zur Entwicklung eines Impfstoffs ist ein langer beschwerlicher Weg. Das ist leider so, und deshalb gilt: Zeit lassen, sich ehrlich machen und nur am Gemeinwohl orientiert als Mensch zu agieren. Viren sind älter als der Mensch selber, und gerade im Umgang mit den kleinen Zusammenhängen, wie Viren und Quanten, oder sehr großen, wie das Klima, kommen wir Menschen schnell an unsere Grenzen. Überlebt haben wir als Menschheit, wenn wir dem Prinzip der Liebe und Vertrauen folgen, aber an der richtigen Stelle auch den Mut für die Lösungen haben. Der Streit zwischen dem Verdrängungs-Mechanismus und mehr Mut zum Risiko-Management bleibt.


Dietmar Braun, freier Fachjournalist (DFJV)

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