Es ist so kalt, dass der Atem in der Luft hängt. Colonian Stallion sitzt auf einer Bierbank im Backstage und wartet darauf, in den Ring zu steigen. Ein halbes Jahr hat er sich auf diesen Kampf vorbereitet. Nun wird der Feuerwehrmann Rene Marx alias Colonian Stallion auf der größten Laienboxgala Deutschlands gegen BÄM kämpfen. In drei Kämpfen geht es für sechs Amateurboxer um den Weltmeistertitel des Boxverbands International Raging Bull Federation (IRBF), rund 1900 Zuschauer sind dazu am Freitag in die Halle Tor 2 im Technologiepark in Köln gekommen.
In der Halle spielt gerade die Legendary Ghetto Dance Band, Rene Marx macht sich fertig für den Kampf. Sein Trainer Manfred Gebauer wickelt ihm Tape um die Handgelenke, um Daumen und Mittelhand, dann noch schwarzen Bandagen. Rene boxt ein paar Mal in die Luft, sein Manager tritt hinter ihn und legt ihm die Hände auf die Schultern. "Angst habe ich keine, aber nervös bin ich schon", sagt Rene.
Es ist soweit. "Wir werden einen neuen Messias finden", ruft der Ansager ins Mikrofon, das Publikum jubelt. Die meisten sind dem Dresscode der "halbseidenen" Abendgarderobe gefolgt - Lackstiefel, getönte Brillen, Paillettenkleider und Luden-Look.
Es läuft Eminems "Till I collapse". "Ein Lied mit brutalem Beat und Text", so Rene. Sein Kontrahent BÄM tritt mit "Sabotage" von den Beastie Boys gegen ihn an. Schnell werden die Holzschemel aus dem Ring geräumt, ein roter Plastikeimer mit einer Wasserflasche mit Spritzrohr und einem Wasserbeutel steht bereit. Der Ringrichter, ganz in weiß gekleidet, schneidet mit der Hand durch die Luft.
Der Kampf hat begonnen. Trainer Manfred brüllt: "Linke Gerade, rechte Gerade!". Boxer BÄM drängt Colonian Stallation in dessen Ecke des Rings. Die Runde ist vorbei.
Schnell schiebt Manager Gregor den Hocker in die Ecke und drückt Rene den Wasserbeutel in den Nacken. Insgesamt müssen die Boxer über vier Runden á zwei Minuten kämpfen wie es das Reglement im Amateurboxen vorsieht. Das Publikum wählt BÄM zum Sieger. Statt Champagner gibt es ein riesiges Glas voll Kölsch und den IRBF-Weltmeistergürtel.
"Wenn es nach Punkten gegangen wäre, hätte ich ein Quäntchen vorne gelegen", sagt Rene Marx. "Aber ich hätte die Linke mehr ausspielen müssen, als er in den Infight gehen wollte", fügt er hinzu. Die zwei anderen Kämpfe sind vorbei, die Party kann beginnen. Das heißt für den Boxer mit dem Kampfnamen Colonian Stallion auch mal wieder Alkohol zu trinken. "Jetzt geht`s ab", sagt Rene Marx und dann fügt er noch hinzu, "Ich habe meiner Freundin eben einen Heiratsantrag gemacht und sie hat "ja" gesagt". Er freut sich jetzt, wie es Gewinner tun.
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