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Coworking - das innovative Büro von heute

Im 21. Jahrhundert hat uns die schnelle Digitalisierung der Arbeitsorganisation mehr Möglichkeiten denn je beschert. Das Büro ist überall und jederzeit verfügbar. „Arbeit geschieht nicht bei der Arbeit“ lautet die neue Devise.

Wie sieht das Büro heute aus? Ein bequemes Sofa? Ein Loft zum Wohnen? Ein Flughafen? Oder ist es vielleicht der Strand? Seit einigen Jahren tobt eine Debatte um die Zukunft unserer Arbeit. „Wir haben gelernt, dass Fleiß in Stunden gemessen wird, Effizienz in Anwesenheit und Einsatzbereitschaft anhand der Menge von Privatleben, die wir bereit sind, unserem Job zu opfern“, sagt der deutsche Journalist und Buchautor Markus Albers. Dass sich diese alte Sichtweise zunehmend auflöst, ist inzwischen klar und nur noch eine Generationenfrage. „Wäre es nicht super, nach Ergebnissen und nicht nach Arbeitszeit bezahlt zu werden?“, fragt sich Sebastian Kühn in seinem Handbuch für Digitale Nomaden. Die Frage ist, welche Arbeit wir in Zukunft überhaupt noch leisten werden.


Studien der Oxford-Universität deuten darauf hin, dass rund die Hälfte aller Berufe in den USA durch Automatisierung ersetzt werden. Inzwischen sind über 50 Millionen Amerikaner – rund 30 Prozent der Arbeitskräfte – in den USA in der sogenannten „Freelance Economy“ tätig. Im Jahre 2020 sollen es sogar 40 Prozent werden.

Bindungsangst auf dem Arbeitsmarkt

Die Nachfrage nach solchen Arbeitskräften nimmt stetig zu. Mittlerweile sind über 30 Millionen Menschen auf den elf größten Crowdsourcing-Plattformen registriert, wie eine Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation in Genf zeigt. Es entstehen damit nicht nur neue Berufsmuster wie die des Digitalen Nomaden, sondern es sind auch in Großunternehmen dringend neue Ideen gefragt, wie sie ihre Angestellten bei Laune halten können.


Flexible Arbeit, flexible Räume. © Jose aljovin on Unsplash

Desksharing, Homeoffice und Freelance-Arbeit sind dabei beliebte Alternativen. Statt für 500 Mitarbeiter einen eigenen Arbeitsplatz einzurichten, spart man sich die Hälfte; viele Mitarbeiter sind sowieso permanent in Meetings, auf Geschäftsreisen oder im Homeoffice. 2015 haben beispielsweise die Niederlande gesetzlich verankert, dass jeder Arbeitnehmer ein Recht auf einen Arbeitsplatz zu Hause hat.

Freie Platzwahl

Es ist offensichtlich, dass das klassische Büro hinfällig geworden ist. Das Meeting geht über Skype, das Dokument liegt nicht auf dem Server, sondern in der Cloud, der Kaffeeklatsch wird über Facebook abgehalten. Das Büro als das Herz eines Unternehmens wird aber nicht zum Relikt, sofern die Organisation sich zunehmend als Netzwerk versteht – ähnlich wie es Coworking Spaces bereits heute vormachen. „Ein Coworking Space ist ein Spiegel der ökonomischen, sozialen und arbeitstechnischen Trends. Es geht um Teilen, Netzwerken und offene Arbeitsgemeinschaften“, schreibt Matthias Schuermann in ‘Coworking Space: A Potent Business Model for Plug ‘n’Play and Indie Workers’.

Der Arbeitsplatz verliert seine klare Abgrenzung: Die Clouds erlauben neue Formen von Homeoffice oder „Anywhere“-Office. Damit entstehen neue Lebensentwürfe, bei denen Arbeit und Freizeit, Teilzeit oder Gleitzeit, Projekt und Auftrag ineinanderfließen.

Der Arbeitsplatz ist da, wo ich bin. Ein Drittel der Deutschen checkt schließlich auch außerhalb der Arbeitszeit seine E-Mails. Bei der Berliner Service-, Design-Agentur IXDS werden konsequent 32 Stunden pro Woche gearbeitet. Und zwar von allen, auch den Vorgesetzten. „Am fünften Tag der Woche machen die Angestellten, was sie wollen: ausschlafen, die Familie sehen, Seminare geben oder ein Buch schreiben“, sagt Leiterin Verena Augustin im Gespräch.

Das Ende des Feierabends

Doch das Mantra des ewigen Freiheitsdrangs hat auch seine Schattenseiten: Die Digitalen Nomaden schaffen die Arbeit ab, in dem sie die Trennung von Arbeit und Freizeit auflösen. Damit arbeiten sie aber dem zu, was sie eigentlich verhindern wollen: die allumfassende Arbeit, immer, jederzeit und für alle.

Das hatte vor fünf Jahren auch Marissa Mayer, der ehemalige CEO von Yahoo, erkannt und ihre Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurück ins Büro befohlen. „Bei Yahoo zu sein ist nicht nur ein Job, den man tagtäglich erledigt. Es geht um eine Zusammenarbeit, die nur in unseren Büros möglich ist“. Eine Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen hat ergeben, dass der Stress zu Hause ebenso groß ist wie in einem Großraumbüro. Viele Beschäftigte klagen gerade im Heimbüro über Erschöpfung und Schlaflosigkeit aufgrund der Arbeit.

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