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Easy Jet will in zehn Jahren mit Elektroflugzeugen abheben | NZZ

Die Fluggesellschaft Easy Jet spannt mit dem kalifornischen Startup Wright Electric zusammen. Ziel ist, in zehn Jahren alle Kurzstrecken der Airline mit batteriebetriebenen Flugzeugen zu bedienen.


In rund zehn Jahren möchte die Fluggesellschaft Easy Jet mit Elektroflugzeugen unterwegs sein - zumindest auf allen Kurzstreckenflügen. Dafür hat sich das britische Unternehmen nun definitiv mit dem kalifornischen Startup Wright Electric zusammengetan, wie Easy Jet am Mittwoch mitteilte. Auf der Website von Wright Electric ist bereits ein futuristisch anmutendes Flugzeug mit Easy-Jet-Logo zu sehen. Bereits im März hatte Easy Jet Interesse am kalifornischen Aviatik-Startup bekundet, als dieses seine Pläne für Null-Emissionen-Flüge vorstellte.


Gleichauf mit herkömmlichen Passagierflugzeugen

Wright Electric hat bereits einen Zweisitzer entwickelt, der mit Batterien fliegen kann. Zurzeit tüftelt das kalifornische Unternehmen an einem Flugzeug, dass während zweier Stunden mit Strom fliegen kann. Wright Electric wurde 2016 von einem Team von Raumfahrtingenieuren gegründet. Die Mitglieder des Teams kommen von der Nasa, Boeing oder Cessna.

Die Pläne des kalifornischen Jungunternehmens für die Zukunft sind aber weitaus ambitionierter: Wright Electric will Passagierflugzeuge bauen, die in zehn bis zwanzig Jahren Kurzstreckenflüge abdecken könnten und Platz für 120 bis 200 Passagiere bieten sollen. Diese Flugzeuge sollen etwa gleich schnell wie herkömmliche Maschinen sein und rund 540 Kilometer weit fliegen können. So könnten rund 20 Prozent der betriebenen Flüge von Easy Jet mit den neuen Flugzeugen abgedeckt werden.


Im März dieses Jahres hat Wright Electric diese ehrgeizigen Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt. Jetzt haben sich das kalifornische Startup und die britische Fluggesellschaft zusammengetan. Easy-Jet-Chefin Carolyn McCall schwärmt, zum ersten Mal sei eine Zukunft ohne Kerosin denkbar. "Die Frage ist nicht, ob es elektrisch betriebene Flugzeuge geben wird, sondern nur noch, wann solche Flieger bereit sind", sagt McCall.


Auf Auto folgt Flugzeug

Die Easy-Jet-Chefin zeigt sich überzeugt, dass die Flugzeugindustrie der Automobilindustrie folgt und an Transportmitteln arbeitet, die leiser und klimaneutraler sind. Wright Electric gibt an, dass Elektroflugzeuge bis zu 50% leiser und 10% günstiger für die Betreiber seien.

Easy Jet sagt weiter, dass das Ziel sei, in zwanzig Jahren alle Kurzstreckenflüge mit batteriebetriebenen Flugzeugen durchzuführen. Bereits 2021 möchte der neue Partner Wright Electric einen ersten Prototyp eines Passagierflugzeugs vorstellen, der dann regelmässig fliegen soll. Bis zur Reife wird es aber noch rund zehn Jahre dauern. Dann könnten auf Strecken von Berlin nach Wien oder von Genf nach Paris sowie Amsterdam nach London solche Elektro-Passagierflugzeuge zum Einsatz kommen.


Es geht nicht nur um CO2-Emissionen

Die Entwicklungen von Wright Electric sind für die Fluggesellschaften, die ständig unter Kostendruck stehen, interessant. In der Automobilindustrie sind nach dem Dieselskandal ernsthafte Bemühungen um die baldige flächendeckende Einführung von Elektroautos im Gange - auch, um dem Bedürfnis der Käufer nach mehr Verantwortung gegenüber der Umwelt gerecht zu werden.


In der Aviatik ist die Entwicklung ähnlich: Immer mehr Passagiere fliegen immer öfter und machen sich deshalb vermehrt Gedanken um ihren ökologischen Fussabdruck. Doch bei der bevorstehenden Einführung von Elektroflugzeugen geht es nicht nur um Überlegungen zur Klimaneutralität, sondern in erster Linie um Kosten.


Bereits eine kleine Einsparung bei jedem Flug rechnet sich für einen Betreiber wie Easy Jet, der über eine grosse Flotte verfügt und Flüge möglichst günstig, rasch und effizient durchführen muss, damit das Geschäftsmodell funktioniert.

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