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Shared Living: Tipps zum WG-Leben in Wien

Für viele Studierende in Wien ist eine WG der Wohn- und Lebensmittelpunkt. Hier daher unsere Tipps für ein harmonisches Miteinander.

Ein Umzug in eine (neue) WG ist ein bisschen so, als würde man ganz subtil an einem Stück seiner Identität schrauben. Im ersten Moment fällt der Unterschied kaum auf, doch je mehr Zeit vergeht, desto bedeutsamer wird das Zusammenleben. Zugegeben, für das doch so simple WG-Leben wirkt dieses Bild sehr komplex. Dabei steht eine WG für so vieles. Gerade als Student in Wien ist eine WG oft zuhause, Freunde und Alltag zugleich. Sie ist Rückzugs- und Feierort und kombiniert alltäglichen Smalltalk mit tiefgehenden Abendgesprächen. Wer in einer WG wohnt, wohnt nicht bloß in einer Wohnung, sondern in einem eigenen kleinen Mikrokosmos. Und man ist immer mittendrin.

Jeder, der aus dem Waldviertel nach Wien zieht, hat in Sachen Wohnsituation drei Möglichkeiten: eine eigene Wohnung, ein Zimmer im Studentenwohnheim oder ein Zimmer in einer WG. Ein Wohnheimzimmer spricht wahrscheinlich nicht jeden an und eine eigene Wohnung muss man sich erst einmal leisten. Wer sich in diesem Zwiespalt befindet, für den ist ein WG-Zimmer eigentlich ideal. Man hat die Freiheit einer eigenen Wohnung, zahlt weniger und ist nicht allein. Der letzte Punkt ist auch von Vorteil, wenn man gerade erst nach Wien gezogen ist und dort noch keinen Freundeskreis aufgebaut hat - vor allem in Zeiten der Distanzlehre. Eine WG in Wien ist dann nicht nur eine Wohnsituation, sondern auch ein soziales Umfeld.

Gemeinsam wohnen ist natürlich auch eine Herausforderung - sowohl für WG-Neulinge als auch Veteranen. Es müssen Mieten, der Haushalt und womöglich auch Tagesabläufe koordiniert werden. Wieder einmal gilt: An sich sind diese Dinge simpel. Auf Dauer ergeben sich jedoch immer wieder Probleme. Und wenn man wegen Home-Learning und Home-Office ständig zuhause sitzt, muss man sich nun einmal irgendwie arrangieren. Deshalb haben wir hier unsere Tipps und Tricks für ein erfolgreiches Miteinander in der WG gesammelt.

Im Vorhinein: Augen auf bei der WG-Suche!

Dass man bereits bei der Suche nach einer passenden Wohngemeinschaft auf passende MitbewohnerInnen und ein gutes Zimmer und die Lage achten sollte, ist eigentlich selbstverständlich. Vor einiger Zeit haben wir sogar einen eigenen Artikel zum Thema WG-Suche verfasst.

Für die Eiligen aber hier noch einmal kurz der wichtigste Eckpunkt: Kaum etwas (abgesehen von einem passablen Zimmer) ist bei der WG-Suche wichtiger, als dass man sich mit seinen MitbewohnerInnen gut versteht - natürlich nicht nur in Wien, sondern überall. Zwischenmenschliche Interaktion ist der Grundstein des Zusammenlebens. Wenn sie nicht funktioniert, droht das Konstrukt „Wohngemeinschaft" schnell zu zerfallen. Daher beginnt der erste Tipp für ein harmonisches Zusammenleben eigentlich schon vor dem Einzug. Wer einfach das erstbeste Zimmer nimmt, trifft damit nicht unbedingt die beste Wahl. Dasselbe gilt übrigens für WGs mit Freunden. Die Ansprüche an gute Freunde und gute Mitbewohner können sich überschneiden, sind aber nicht immer deckungsgleich. Daher sollte man auch eine WG in Wien mit Freunden zumindest einmal zu Ende denken.

Kommunikation - das Kernstück des WG-Lebens

Würde man sämtliche WG-Erfahrungen und -Tipps zusammenfassen, würde sich vermutlich ein Wort ganz besonders herauskristallisieren: Kommunikation. Ein aktiver, offener Umgang miteinander ist für das Zusammenleben unabdingbar. Redet als WG miteinander, wie und wann ihr arbeitet, wann ihr etwas für die Uni macht und Ruhe braucht, wann Prüfungen anstehen, wann ihr feiern wollt, wie viel Besuch in Ordnung ist und alles, was euch über den Tag so beschäftigt. Denn damit man rücksichtsvoll miteinander umgehen kann, muss erst einmal klar sein, auf was man überhaupt Rücksicht nehmen soll.

Mögliche Probleme und Ungereimtheiten sollte man natürlich gleich ansprechen und nicht warten, bis sich genügend Frust angestaut hat. Zugleich ist es aber sinnvoll, im Kopf zu behalten, dass deine MitbewohnerInnen auch nur Menschen sind. Dein Mitbewohner hinterlässt jeden Abend Chaos in der Küche? Sprich es an. Aber nicht sofort als Vorwurf. Vielleicht ist die Arbeit oder Uni gerade ungewöhnlich stressig und er vergisst deshalb darauf. Redet darüber, was euch auffällt. Oft gibt es eine sinnvolle Erklärung dafür und zur Selbsterkenntnis reicht meist eine kleine Erinnerung an das eigene Umfeld. Wenn sich aber auf Dauer nichts ändert, muss man das natürlich ernsthaft ausdiskutieren.

Sauberkeit, Finanzen und weitere WG-Angelegenheiten

Als WG teilt ihr euch alle Verpflichtungen, die eben in einem Haushalt anfallen - sei dies nun Putzen, Miete oder Internet. In der Regel kommen auch gemeinsame Ausgaben, zum Beispiel für Putzutensilien, Toilettenpapier oder neues Kochgeschirr hinzu. Für all diese Dinge müsst ihr eine Regelung finden, die für euch passt.

Was die allgemeine Hygiene betrifft, ist das Mittel der Wahl zumeist ein Putzplan. Es kann aber selbstverständlich auch ohne funktionieren. Dann putzt man eben, wenn man die Dinge für schmutzig erachtet. Das kann gut klappen, muss es aber nicht. Jedenfalls müsst ihr euch auf eine Routine einigen. Für Technophile gibt es auch passende Apps wie etwa Clean my house, mit denen sich ein Putzplan digital koordinieren lässt. Eine sinnvolle Grundregel in Sachen Sauberkeit ist in jedem Fall: Verlasse den Raum so, wie du ihn vorgefunden hast.

Auch gemeinsame Ausgaben gilt es zu regeln. Agiert ihr lieber nach dem Prinzip „eine Hand wäscht die andere" und jeder kauft Dinge wie Putzmittel oder Toilettenpapier einfach, wenn sie notwendig sind oder führt ihr lieber ein Haushaltsbuch? Je nach Verteilung der Ausgaben kann die eine oder die andere Variante sinnvoller sein. Wenn jeder ungefähr gleich oft einkauft und es sich immer nur um ein paar Euro handelt, dann ist das wohl den meisten egal. Wenn aber seit zwei Jahren immer nur eine Person Toilettenpapier einkauft, könnte ein simples Haushaltsbuch sinnvoll sein - zumindest der Fairness halber für diese eine Person. Auch hierfür gibt es mittlerweile unzählige Apps (z.B. Splid), die die Aufzeichnung erleichtern.

Für gemeinsame Rechnungen und Angelegenheiten, die die gesamte WG betreffen, ist eine Pinnwand im Wohn- oder Gemeinschaftszimmer eine tolle Idee. So hat man die Dinge immer gleich im Blick. Auch das lässt sich mit Apps wie flatastic auf das Smartphone auslagern.

Privatsphäre, Angewohnheiten und Grenzen

Eine wesentliche Sache, die man beim Zusammenleben mit Anderen lernt, ist, das Leben der MitbewohnerInnen zu respektieren und eigene Grenzen zu setzen. Denn selbst in der besten WG ist das gemeinsame Leben nicht immer glamourös. Jeder hat seine Eigenheiten und Angewohnheiten. Bis zu einem gewissen Grad muss man damit leben lernen. Manchmal ist Besuch anwesend, manchmal gibt es etwas zu feiern, manchmal ist es etwas lauter und manchmal ist das Bad zu ungünstigen Zeiten besetzt. All diese Dinge sind Teil des Lebens und solange es nicht ausartet, wäre es kontraproduktiv, etwas an ihnen auszusetzen. Denn lebt mit seinen MitbewohnerInnen zwar auf engen Raum, dennoch führt jeder sein unabhängiges Leben - und dies gilt es zu respektieren.

Ebenso wichtig ist es, nicht unangekündigt ins Zimmer zu platzen und lieber zwei Mal zu fragen, bevor man einfach etwas aus dem Kühlschrank nimmt. Auch das ist Verständigungssache. Wenn jemand die eigene Privatsphäre nicht respektiert, sollte man das auf jeden Fall deutlich machen. An dieser Stelle können wir faktisch im Kreis zurück zum Punkt Kommunikation springen.

Gemeinsam wohnen, gemeinsam leben

Schlussendlich ist eine WG in Wien mit Respekt, guter Organisation und etwas Begeisterung weitaus mehr als nur ein geteiltes, physisches Zuhause. Man wohnt nicht bloß nebeneinander, sondern miteinander und schlägt sich gemeinsam durch die kleinen Herausforderungen des Alltags. Das klappt wie so oft manchmal besser und manchmal schlechter.

In jedem Fall lernt man während dieser Zeit viel über einen selbst, den Umgang mit anderen und vielleicht auch über die eigenen Wohnpräferenzen. Was davon bleibt, ist ein Stück Lebenserfahrung und Geschichten, auf die man womöglich einmal nostalgisch zurückblickt.

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