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Die besten Orte in Wien, um allein zu sein | waldviertler.wien

veröffentlicht von david

Manchmal ist man selbst die beste Begleitung - ob zum Nachdenken, Lesen oder Abschalten. Selbst eine Großstadt wie Wien bietet einige Orte zum allein sein.

Autos, Menschen, U-Bahn, Bim, dazwischen das Kreischen einer Rettungssirene - und all das, während man von einem Termin zum nächsten hetzt. Wien ist laut. Wien ist schnellebig. Zwar sind die Wiener bekannt für ihre Gemütlichkeit, ein gewisses Level an Chaos ist in einer Großstadt jedoch unvermeidbar. Manchmal ist die Sehnsucht nach Ruhe und ein paar Stunden allein Sein in Wien daher doch da - und nicht immer kann man dafür ins Waldviertel fahren.

Ruhe und Stille bieten all das, was eine betongepflasterte Großstadt schon allein aufgrund ihrer Anatomie nicht bieten kann - Entschleunigung, Nachdenklichkeit, Gedankenfreiheit. Jeder, im Waldviertel regelmäßig im Wald spazieren geht, weiß, wie gut das tut. „Es gibt vielerlei Lärme. Aber es gibt nur eine Stille", schrieb schon der Schriftsteller Kurt Tucholsky. Manchmal möchte man mit seinen Gedanken eben unter sich sein. Vielleicht auch - oder gerade - bei einem Spaziergang während einer weltweit Pandemie. Wir haben daher uns daher nach den besten Orten in Wien gemacht, um allein zu sein.

1. Jubiläumswarte

Aussichtspunkte sind zum Alleinsein und Nachdenken immer gut. Sie bieten Perspektive - darauf, wie klein wir eigentlich sind und welch eindrucksvolle Stadt hier in den vergangenen Jahrhunderten an der Donau entstanden ist. Die Jubiläumswarte bietet einen der besten Überblicke über Wien - und das völlig kostenlos. Sie liegt mitten in der Natur am Gipfel des Gallitzinbergs (auch Wilhelminenberg genannt) am westlichen Stadtrand von Wien und vereint Aussichtspunkt mit einer Wanderung durch's Grüne. Spätestens nach dem Spaziergang im Grünen mit anschließendem Ausblick auf der Warte kommt hier jeder zur Ruhe.

Erreichbar ist die Jubiläumswarte am ehesten über die Busse 46A und 46B. Von der Station „Savoyenstraße" sind es zu Fuß knapp 20 Minuten bis zur Jubiläumswarte. Alternativ empfiehlt sich auch der Stadtwanderweg 4 von der Straßenbahnstation Rettichgasse der Linie 49. Da dauert der Fußweg bis zur Warte zwar knappe 3 Stunden, jedoch bekommt man so den Übergang von Stadtleben zu Natur mit - und ein längerer Spaziergang hat auch noch niemanden geschadet. Generell empfiehlt es sich, für einen Besuch auf der Jubiläumswarte ein paar Stunden einzuplanen.

Adresse: Johann-Staud-Straße 80, 1160 Wien

2. Alberner Hafen

Dass Wien durch die Donau auch eine Hafenstadt ist irgendwie logisch, geht aber im Stadtdschungel tendenziell unter - und dass ein Hafen ein durchaus ansehnlicher Ort sein kann, umso mehr. Wohl aus diesem Grund ist der Alberner Hafen fast schon ein Geheimtipp in Wien. Er erinnert etwas an die Häfen von Hansestädten wie Hamburg oder Rotterdam und fühlt sich eigentlich kaum wie Wien an. Es ist, als wäre man plötzlich an einem völlig anderen Ort.

Dank dem Wasser ist es am Hafen tendenziell sehr ruhig. Zwar passieren immer wieder ein paar Frachtschiffe den Hafen, jedoch ist der Lärmpegel ein Segen im Vergleich zum Trubel im Stadtzentrum von Wien. Wer einen Nachmittag weg von allem möchte, der kann am Alberner Hafen also ein regelrechtes Paralleluniversum entdecken. Die Erreichbarkeit des Hafens mit den Öffis ist etwas mühsam, allerdings ist es der lange Weg durchaus wert. Der Alberner Hafen liegt am äußersten Rand von Simmerung direkt an der Grenze zu Niederösterreich. An warmen Tagen ist auch eine Anreise mit dem Rad entlang der Donau zu empfehlen.

Adresse: 1. Molostraße, 1110 Wien

3. Zentralfriedhof

Vielleicht ist der Wiener Zentralfriedhof nicht der perfekte Ort, um in Ruhe Buch zu lesen oder den eigenen Gedanken zu entfliehen. Aber wie sang Wolfgang Ambros schon? „Es lebe der Zentralfriedhof." Es gibt in Wien wohl keinen besseren Ort, um sich mit sich selbst zu beschäftigen. Die Ruhe am Zentralfriedhof nämlich eine andere, als an den anderen hier genannten Ort. Etwas unangenehmer, aber bedeutsamer. Sie hält uns gewissermaßen unsere Fragilität vor Augen. Ein langer Spaziergang durch den Zentralfriedhof rückt sehr vieles wieder in die Perspektive. Wer eine schwierige, anstrengende Woche hatte, stellt hier schnell fest, dass vieles davon eigentlich gar nicht so wichtig ist.

Für einen Friedhof hat der Zentralfriedhof übrigens beachtlichen Kultstatus. Fast 150 Jahre nach seiner Eröffnung im Jahr 1874 zieht er viele Touristen an (zumindest für einen Friedhof), denn er ist bis heute einer der größten Friedhofsanlagen Europas. Das heißt jetzt allerdings nicht, dass der Zentralfriedhof überlaufen ist, ein paar Leute mehr oder weniger machen auf dem großen Gelände wenig Unterschied. Unter den insgesamt 330.000 Grabstellen (ja, richtig gelesen, dreihundertdreißig-tausend) finden sich auch viele Ehrengräber österreichischer Größen aus Politik, Kunst und Gesellschaft. Johann Nestroy, Bruno Kreisky, Helmut Qualtinger oder Udo Jürgens ist beispielsweise allen ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedehof gewidmet.

Adresse: Simmeringer Hauptstraße 234, 1110 Wien

4. Steinhofgründe

Wanderwege, Natur und Ruhe mitten im 14. Bezirk. Die Steinhofgründe sind ein nicht ganz so bekanntes Naherholungsgebiet mit einer Fläche von 42 Hektar direkt beim Otto-Wagner-Spital. Damit ist es nicht nur exzellent erreichbar, sondern zumeist auch verhältnismäßig still - zumindest im Vergleich zu den großen Freizeitoasen wie Donauinsel oder Prater. Vom Gürtel aus dauert die Anfahrt gerade einmal 20 Minuten.

Am besten ist es, direkt zum Otto-Wagner-Spital zu fahren und dann direkt in das Naherholungsgebiet zu gehen. Früher gehörte das Gebiet einmal zum Spital, bis es der Forstbetrieb der Stadt Wien übernahm. Die jüngste Erweiterung des Parks um 15 Hektar war übrigens erst 2007.

Adresse: Baumgartner Höhe, 1140 Wien

5. Treppe auf der Haubtbücherei

Während die oben genannten Orte eher die Flucht vor dem Lärm propagieren, als die Ruhe im Lärm selbst zu suchen, versucht die letzte Empfehlung genau das. Die Treppe auf der Südseite der Hauptbibliothek ist im Sommer nämlich ein wahres Schmankerl. Sie bietet sie einen weiten Blick über den gesamten Gürtel, vor allem abends. Die Straßenbahnen und Autos erscheinen von oben wie kleine Spielzeugfahrzeuge - man hat die ständige Bewegung der Stadt ständig vor Augen. Da die Treppe der Bücherei jederzeit frei zugänglich ist, zahlt es sich aus, nach einem langen, anstrengenden Tag kurz beim Urban-Loritz-Platz Halt zu machen - denn es ist Balsam für die Seele.

Weniger zu Empfehlen ist die Hauptbücherei wiederum im Winter, denn dann ist es oben schlichtweg verdammt kalt. Das Gebäude der Bücherei selbst soll ein 150 Meter langes Schiff repräsentieren, daher auch der Aufgang inklusive Treppe. Auf dem Dach der Bücherei findet sich ebenso das Café Oben, in dem sich dieselbe Aussicht mit einem Getränk genießen lässt. Im Sommer finden auch diverse Veranstaltungen wie Poetry Slams oder ein Sommerkino am Dach statt.

Adresse: Urban-Loritz-Platz 2a, 1070 Wien

Wo ist die Ruhe?

Dank seiner vielen und weitläufigen Grünflächen überraschend viel Ruhe für eine Großstadt. Man muss sie nur finden. Die genannten Orte sind einige der besten Beispiele. Wer sucht, findet die Stille jedoch auch anderorts um und in Wien verstreut. Sei es im Lainzer Tiergarten, am Rande des Praters oder irgendwo in den Weinbergen in Nussdorf. Allein sein in Wien ist nicht nur einfach, sondern auch schön. Und wer weiß, vielleicht kommt dir ja einmal bei einem Spaziergang zur Jubiläumswarte eine lang ersehnte Erkenntnis in den Sinn.

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