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Weltraum-Tourismus: Heute fliegt Jeff Bezos Richtung All

Erst Richard Branson, jetzt Jeff Bezos: Der nächste Milliardär fliegt heute mit einem kommerziellen Raumschiff ins All. In Texas startet um 13:30 Uhr deutscher Zeit die "New Shepard" erstmals bemannt ins Weltall. Symbolträchtig ist nicht nur der Name - das Schiff ist nach Alan Shepard benannt, dem ersten US-Amerikaner, der im Weltraum war. Auch das Datum ist bewusst gewählt. Vor genau 52 Jahren feierte die USA die Mondlandung.

Wettstreit unter Milliardären

War die Mondlandung im Jahr 1969 der Höhepunkt im Wettstreit um die zivile Raumfahrt zwischen den USA und der Sowjetunion gewesen, so findet der Wettlauf nun auch im Bereich Weltraum-Tourismus statt - mit Jeff Bezos, der unter den Augen der Weltöffentlichkeit mit seiner Rakete und drei weiteren Personen, darunter seinem Bruder, ins All fliegen wird. Dass es sich bei den Aktionen um einen teuren Wettstreit handelt, darauf lässt der Umstand schließen, dass die "New Shepard" von Bezos' Unternehmen Blue Origin einige Kilometer weiter fliegen wird als Branson: Mehr als 100 Kilometer wird sich das Schiff von der Erde entfernen und dabei eine bedeutungsvolle Schwelle überqueren, die sogenannte Karman-Linie. Sie gilt als international anerkannte Grenze um die Luft- von der Raumfahrt zu unterscheiden. So wird Bezos nach erfolgreicher Mission, der Trip wird mit Start in Texas, Kapseltrennung vom Raumschiff und der Rückkehr in die Erdatmosphäre rund 10 Minuten dauern, die Nase vor dem Briten Branson haben. Branson flog "nur" rund 86 Kilometer von der Erde weg.

Münchener Reisebüro bietet Virgin-Flüge an

Beide wollen mit ihren Kurzflügen dem Weltraum-Tourismus einen Schub geben: Für rund 250.000 Euro kann man sich einen Flug in Bransons Schiff sichern. Buchbar ist ein Flug in Deutschland bislang in einem Reiseunternehmen, dem Anbieter "Design Reisen" von Marion Aliabadi. Sie sagt, der Ablauf sei im Grunde nicht anders als bei gewöhnlichen Reisen. Aliabadi: "Man kann Testflüge machen, eine Art Zentrifugentraining. Und dann brauche ich ein Gesundheitszeugnis, dass Sie in den Weltraum fliegen dürfen." Bislang haben laut Aliabadi zwölf Kunden bei ihr einen Flug reserviert, bei einer Anzahlung von 20.000 Euro. "Die meisten Kunden sind Unternehmer und Privatiers."

Musk will noch weiter fliegen

Professor Felix Huber leitet das Astronauten-Training beim Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt. Er glaubt nicht, dass solche Privat-Flüge ins All der Forschung direkt dienen. Aber: "Ich glaube schon dass diese frühen Nutzer Türöffner sind, um das Ganze einzuspielen, um es profitabler und billiger zu machen. Viele Sachen waren Gimmicks für Spinner. Und dann kam der Massenmarkt. Ich glaube schon, dass das helfen kann." Private Flüge für Touristen: Diese Vision will auch Elon Musk umsetzen. Seine Firma Space X plant, am Ende des Jahres vier Menschen zur internationalen Raumstation ISS zu fliegen. 400 Kilometer weg von der Erde. Gegen eine Gebühr von 55 Millionen Dollar.

Kritik an Milliardären

Dieser Wettlauf unter Milliardären sorgt für viel Aufmerksamkeit, aber auch Kritik. Die Vorwürfe lauten unter anderem: Geldverschwendung, Egoismus und Umweltverschmutzung. Der frühere US-Arbeitsminister Robert Reich kritisierte via Twitter, die Welttourismus-Pläne seien "ein Zeichen von grotesker Ungerechtigkeit, die es wenigen erlaubt, die Erde zu verlassen, während der Rest der Menschen leidet". David Beasley, Chef des Welternährungsprogramms, mahnte an, dass sich Branson und Bezos auch für die Hunger leidenden Menschen einsetzen sollen. In Sachen Umweltverschmutzung sei ein Flug mit Bransons "VSS Unity" laut Unternehmensangaben etwa vergleichbar mit einem Hin- und Rück-Transatlantikflug. Bezos' Rakete fliegt laut Blue Orgin mit Wasserstoff. BR-Wissenschaftsjournalist Stefan Geier hinterfragt die Nutzung des Treibstoffs für die Umwelt: "Wasser bildet Kristalle in der Atmosphäre. Das führt zur Wolkenbildung, das ist nicht positiv. Aber auch den Wasserstoff muss ich ja erzeugen. Und solange ich das nicht mit regenerativen Energien mache, stoße ich damit indirekt CO₂ aus."

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