Das bayerische Kabinett hat zahlreiche Regeln zugunsten von Geimpften gelockert: etwa für viele Innenräume, Diskos, Bars, Handel und Veranstaltungen. Doch wie fair sind diese neuen Regeln?
Die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats Susanne Breit-Keßler hält den 3G-Entschluss (geimpft, genesen, getestet) für einen angemessenen Schritt: "Ich finde, das ist eine gute Lösung, weil die Grundrechte müssen die Geimpften und Genesenen wieder zurückerhalten. Es gibt keinen Grund mehr, sie ihnen zu verweigern. Und diejenigen, die sich nicht impfen lassen wollen, können zu Tests greifen, um überall dabei zu sein."
Das trifft bei 3G zu, aber nicht bei 2G (geimpft, genesen), das nach dem neuen Beschluss in Bayern laut Ministerpräsident Markus Söder nicht vorgeschlagen werde, aber erlaubt sei.
Beleidigungen und Bedrohungen im NetzDer Münchner Gastronom Florian Schönhofer ist den Schritt zu 2G schon vor einigen Tagen gegangen. In seiner Bar Café Kosmos darf nur rein, wer geimpft oder genesen ist. Beschwert habe sich vor seiner Tür bislang zwar noch niemand. Doch im Internet musste er bereits einige Hassbotschaften lesen: "Beleidigungen, Bedrohungen, klar. Dass man ein Nazi ist, ist noch das Mindeste. Man wird verflucht auf alle erdenklichen Arten."
Dabei gehe es Schönhofer mit seiner "2G-Tür" um den Schutz nicht geimpfter Menschen - was er auch auf Facebook so wiedergab. "Das Post kam wahrscheinlich für einige sarkastisch rüber. Aber in Wirklichkeit ist es so gemeint, dass niemandem etwas passiert. Es geht um Fürsorge und nicht Ausgrenzung und das ist ein Riesenunterschied."
Ausgrenzung durch 2G?Die Vorsitzende des Bayerischen Ethikrats Breit-Keßler findet dagegen schon, dass 2G Menschen ausgrenze, da man selbst mit einem negativen Test nicht teilnehmen dürfe.
Egal ob das allgemeingültige 3G oder 2G: Ein großer Teil der Ungeimpften wird sich weiterhin mit offiziellen Beschränkungen arrangieren müssen. Das könnte in der Gesellschaft zu einer stärkeren Spaltung in zwei Lager führen, die der geimpften und nicht-geimpften Personen.
Dienstleister für UngeimpfteIn den sozialen Medien treffen sich in zahlreichen Gruppen Impfgegner, die zum Teil selbst Anti-Impfkampagnen bewerben. Dazu gibt es auch Portale, die sich als Dienstleister für Ungeimpftegerieren und offen damit werben, die 3G-Regeln nicht einzuhalten.
Kommt die "ungeipmfte Parallelgesellschaft"?Wird es bald eine große "ungeimpfte Parallelgesellschaft" bei uns geben? Der Berliner Politikberater Johannes Hillje glaubt das nicht, da die Gruppe der aktiven Impfverweigerer am Ende zu klein sein werde - er schätzt ihre Größe auf einen einstelligen Prozentbereich.
Wegen 3G, glaubt er, werden sich noch viele bislang ungeimpfte Menschen immunisieren lassen. "Es ist eine Wette der Politik, dass die Ungeimpften anhand dieses Drucks eher eine Impfung nehmen würden. Das kann aber auch eine Trotzreaktion auslösen, Reaktanz, dass dann die Ungeimpften sagen - 'jetzt mache ich es erst recht nicht'."