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Freiwillige Feuerwehren: Vom Büro an den Brandherd

In den Wäldern kann es für Feuerwehrleute gefährlich werden. Im Gegensatz zu geschlossenen Räumen sind sie dort Hitze und Rauch besonders ausgeliefert. Ein wichtiger Aspekt, den Mario Rebell, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Heusenstamm, aufgreift, um auf die Risiken für sich und seine Kollegen aufmerksam zu machen. Auch die Gefahr der Erschöpfung dürfe bei weit über 30 Grad nicht unterschätzt werden, sagt der Mann, der nach eigenen Angaben noch kein einziges „feuerwehrfreies Wochenende" in diesem Juli erlebt hat. Zwanzig Jahre ist Rebell nun schon Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in der Stadt südlich von Offenbach - eine derartige Gefahrenlage ist auch für ihn neu.

Die derzeitigen Waldbrände in Hessen versetzen die Feuerwehren fast überall in Alarmbereitschaft. Zuletzt galt das etwa für die Wälder bei Cölbe im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Brände dort waren zwar seit Mittwochmorgen nach stundenlangem Einsatz unter Kontrolle. Wegen der „unendlich vielen Glutnester im Waldboden" gibt es aber länger keine Entwarnung, wie ein Einsatzleiter sagt. Neun Feuerwehrleute mussten wegen Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht werden.

Noch am Sonntag brannten ungefähr 15.000 Quadratmeter Wald bei Heusenstamm. Was nach nicht allzu viel klingt, entspricht immerhin fast 2000 nebenein­ander geparkten Autos - und das bei nur einem Brand von mittlerweile Dutzenden in ganz Hessen. Dort erkannte Rebell sofort, dass man Unterstützung brauchte. Weitere freiwillige Feuerwehren aus dem Umland rückten an. Teilweise waren bis zu 230 Feuerwehrleute im Einsatz.

„Ein normales Privatleben ist aktuell schwierig"

Neben den Löscharbeiten dürfe man jedoch immer auch das Drumherum nicht außer Acht lassen: Die gesamte Logistik, vor allem die Getränke- und Essensversorgung, müsse während der oft viele Stunden andauernden Einsätze stets gesichert sein, erläutert Rebell. Auch die medizinische Versorgung am Ort sei wichtig. Die Berufsfeuerwehren sind bei diesen Einsätzen übrigens nicht beteiligt. Stattdessen sind es die freiwilligen Feuerwehren, die die Einsätze im engen Austausch koordinieren. Dahinter stehen mehr als 70.000 Ehrenamtliche in insgesamt 2430 hessischen Feuerwehren.

Der Brand bei Heusenstamm wurde schließlich unter Kontrolle gebracht. Gesucht wird nun ein Brandstifter. Doch für Rebell bleibt wenig Zeit zum Durchatmen. Das Arbeitspensum belaste ihn in diesen Sommermonaten sehr: „Ein normales Privatleben ist aktuell schwierig." Seine Hoffnung und die vieler Feuerwehrleute auf Regen wurde nun zumindest ein wenig erfüllt. Doch die Lage bleibt weiter angespannt: Eine Abnahme der Temperaturen ist nicht in Sicht - genauso wenig wie weiterer Regen.

Resignation ist Rebell trotz alledem nicht anzumerken: „So blöd das klingt, aber wir müssen uns jetzt irgendwie daran gewöhnen." Der richtige Umgang mit dieser Situation, die sich in den nächsten Jahren noch weiter verschärfen werde, müsse jetzt erlernt werden. Ein erster Schritt, um auf Waldbrände als Folge des Klimawandels besser reagieren zu können, sei die Ausstattung mit besserem Equipment, sagt er. Ein Schritt, der den freiwilligen Feuerwehren unmittelbar helfen würde. Deutschlandweit sind sie in Bereitschaft oder fahren zu Einsätzen - rund um die Uhr, ehrenamtlich.

Wenn Rebell an die Zukunft denkt, fällt es ihm zunehmend schwer, zuversichtlich zu bleiben: Noch schlage man sich so durch. Welche Konsequenzen der demographische Wandel für die Feuerwehren bringe, sei derzeit noch völlig offen. Angst habe er nicht, Respekt schon eher. Damit blickt der Feuerwehrmann auf die zukünftigen Herausforderungen: „Was auch kommen mag - wir brauchen immer Personal. Je mehr, desto besser!"

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