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Gazal Köpf: So ist es, in Armut aufzuwachsen

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Einige Wochen bevor dieser Podcast online geht, wird die Regierung die Mindestsicherung neu regeln. Der Vizekanzler der Republik Österreich wird die rot-grüne Wiener Stadtregierung zum Rücktritt auffordern, weil sie sich nicht an die „Mindestsicherung Neu“ halten möchte. Die neue Regelung sieht mehr Geld für Alleinerziehende und Menschen mit Behinderung vor, weniger Geld sollen Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen und kinderreiche Familien bekommen.
https://www.profil.at/oesterreich/mindestsicherung-neu-regeln-detail-10102185
Wir treffen Gazal Sadeghi (in der Zwischenzeit hat sie geheiratet, Anm. der Redaktion), sie hat im Dezember 2018 einen Text darüber geschrieben, vor allem, weil sie weiß, wie es ist in Armut aufzuwachsen.

Hintergrund:
Armutsgefährung steigt in Österreich

In Österreich gilt als ein Mensch als armutsgefährdet, wenn er unter 1.238 Euro im Monat zur Verfügung hat. Die Zahlen steigen leicht an, wenn Kinder und Partnerschaft miteingerechnet werden. Im Jahr 2017 sind über 18% der österreichischen Bevölkerung armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Das Einkommen dieser Menschen liegt weit unter der Armutsggefährungsschwelle. 14,4% der österreichischen Bevölkerung sind armutsgefährdet, ihr Einkommen liegt knapp unter der Schwelle. Beide Zahlen sind im Vergleich zum Jahr 2016 leicht gestiegen. Nicht-Österreicher*innen, Langzeitarbeitslose, Alleinerzieher*innen und Familien mit drei oder mehr Kindern sind am stärksten von Armut betroffen.

Migrant*innen haben durchschnittlich weniger Wohnraum, weniger Eigentum

Migrant*innen in Österreich leben durchschnittlich auf 31 m2, die durchschnittliche Wohnfläche in Österreich beträgt 43 m2. Einen Unterschied gibt es jedoch auch hier: Während EU-Bürger auf durchschnittlich 48 m2 leben, haben türkische Staatsbürger etwa 20 m2 Wohnraum zur Verfügung. Nur 16% der Migrant*innen besitzen eine Eigentumswohnung, jedoch 48% der Österreicher*innen. Überproportional viele Migrant*innen arbeiten zudem in Jobs, für die sie überqualifiziert sind.

Zahlen verbessern sich über die Jahre nicht

Diese Schieflage hat sich in den letzten Jahren kaum verbessert. Bereits 2010 gilt Migration als einer der größten Risikofaktoren für Armut. Jeder Vierte mit Migrationshintergrund lebt in Armut, jedoch nicht weil diese Menschen Migrationshintergrund haben, sondern weil Migrant*innen meist in den unteren Segmenten des Arbeitsmarkts arbeiten.

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x  Schwerpunkt „Willkommenskultur und Alltagsrassismus“

In diesem journalistischen Projekt wird die Auseinandersetzung der österreichischen Gesellschaft mit dem Thema Migration beleuchtet. Drei Jahre nachdem das Wort „Willkommenskultur“ in aller Munde gekommen war, haben sich die beiden Journalistinnen Dani Krenn und Lisa Lugerbauer für den Zeitraum eines halben Jahres intensiv mit diesem Begriff auseinandergesetzt. Ihr Ziel war es, die Willkommenskultur durch die Beleuchtung aus unterschiedlichen Blickwinkeln eine Kontur zu verleihen. Das Projekt ist mit den zehn verschiedenen Stimmen nicht abgeschlossen, es wird sich mit immer neuen Stimmen zur Willkommenskultur zumindest noch bis Sommer fortsetzen.
 
In zehn Podcasts sprechen sie mit Menschen, die unterschiedliche Aufenthaltstitel haben, mit Vertreter*innen diverser Einrichtungen wie etwa der Diakonie sowie mit Personen, die sich dem Thema wissenschaftlich und folglich soweit wie möglich emotionslos annähern. Aufbereitet werden die einzelnen Episoden mit online beigestellten, aktuellen Statistiken. Denn wenn auch aktuell viele Menschen von der Rechtsberatung für Asylwerber*innen hören, was dies wirklich bedeutet und in welchem großen Zusammenhang dies für einen Rechtsstaat, nicht nur auf moralischer Ebene, von Bedeutung ist, verstehen die Hörer*innen erst nach den Erklärungen des Rechtsexperten der Diakonie, Christoph Riedl. 

Das Format Podcast ist gerade für dieses Thema das passendste, da über die Stimme nicht nur Emotionen und Stimmungen transportiert werden können, sondern es auch den Hörer*innen die Möglichkeit bietet, in ein Gespräch einzutauchen, das sie möglicherweise selbst noch nicht geführt haben, aber wollen. Mit den zehn Podcast-Folgen ermöglichen wir unseren Hörer*innen, sich mit uns und unseren Gesprächspartner*innen an einen Tisch zu setzen.