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Grüne Häuser

Die Bauindustrie ist ein mächtiger Industriezweig - und ein sehr behäbiger. „Wir möchten dieser traditionelle konservativen Branche einen neuen Atem einhauchen", sagt Thomas Robinson. Der Inhaber einer Baufirma versteht sich selbst als Vertreter einer immer größer werdenden Gruppe Menschen, die es nicht hinnehmen wollen, dass durch den immensen Rohstoffverbrauch „der Welt Schaden zugefügt wird".

In seinem Arbeitsalltag konnte Robinson beobachten, wie bei der Sanierung von Häusern Unmengen von Gipskartonplatten anfallen, die in vielen Gebäuden als Wand- und Deckenbekleidung dienen. „Bei der Produktion von Gips entsteht jede Menge klimaschädliches Gas. Und was das Ganze noch schlimmer macht: Nach Gebrauch landet der Abfall einfach auf der Deponie. Ich hab mir gedacht, da muss es doch was Besseres geben, " sagt Robinson.

Doch er fand nichts. Also forschte und entwickelte er im Rahmen seiner Abschlussarbeit im Studiengang „Nachhaltige Architektur" monatelang verschiedene Bio-Verbundstoffe. Das Ergebnis ist das „Breathaboard".

Hergestellt aus Grünabfällen

Gefertigt wird die Platte zum überwiegenden Teil aus einem Rohstoff, der massig verfügbar ist und ohnehin anfällt: Getreideabfälle aus der Landwirtschaft. Der natürliche Rohstoff habe zahlreiche Vorteile gegenüber Gipskarton: „Es ist atmungsaktiv, verhindert Kondensation und Schimmel in der Wohnung, und kann so Krankheiten wie Asthma, die durch Feuchtigkeit ausgelöst werden, reduzieren", sagt Robinson. Die Atmungsaktivität des Materials reduziere zudem den Bedarf an mechanischer Belüftung, was auch den Energiebedarf senke.

Nach Gebrauch sind die Platten nach Aussage von Robinson vollständig kompostierbar, was die Entsorgung denkbar einfach macht. Ein riesiger Umweltvorteil, denn alleine in Deutschland fallen pro Jahr rund 500.000 Tonnen Gipsabfälle an, die zum großen Teil deponiert werden. Die Deponierung ist kostspielig, geeignete Räume werden immer knapper und das genaue Gegenteil einer kreislauffähigen Wirtschaft.

Prototypen der Platten gibt es bereits, doch bislang fehlt ein echtes Vorzeigeprojekt. Auch die problemfreie Kompostierbarkeit und der Brandschutz sind bisher nicht von einer externen Stelle zertifiziert. Mit seinem Start Up Adaptavate will Robinson das Breathaboard nun an die Leute beziehungsweise vielmehr an die Hauswände bekommen.

Star-Architekt verhilft zum Durchbruch

Richtig Fahrt nimmt das Unternehmen auf, seit Kevin McCloud auf die Erfinder aufmerksam geworden ist. Der britische Architekt ist Star der beliebten TV-Show „Grand Designs", in der Bauprojekte der besonderen Art vorgestellt werden. Der Auftritt in der Rubrik „ Green Heroes" bescherte Adaptavate 80 Testkunden, darunter Bauunternehmen aber auch private Häuslebauer, die rund 20.000 Quadratmeter des umweltfreundlichen Materials vorbestellt haben. „Wir bauen nun einen Prozess auf mit dem wir diese Mengen produzieren können, " sagt Robinson. Behäbig gehen sie dabei nicht vor: bis Ende des Jahres wollen die Jungunternehmer soweit sein.

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