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Oh du stressiges Weihnachtsfest

Weihnachten steht vor der Tür. Doch statt besinnlicher Vorweihnachtszeit arten die Wochen vor dem Fest auf der Suche nach dem besten Geschenk in Stress und Hektik aus. Nichts gegen das Schenken - ohne Zweifel ist es schön beschenkt zu werden, ein Geschenk auszuwickeln. Und es ist auch schön, jemandem eine Freude zu machen. Aber durch die Dauerbeschallung in Fernsehen, Radio und Online-Medien bekommt man den Eindruck dass es außer kaufen, kaufen, kaufen nichts anderes gäbe. Doch die gibt es.

Zeit statt Zeug

Wir wissen alle, dass wir in einer Überflussgesellschaft leben. Wir haben von allem zu viel, außer vielleicht: Zeit. Es klingt ein bisschen platt, aber beim „Zeit verschenken" geht es nicht darum Geld zu sparen, einen Gutschein abzuliefern, der dann doch nie eingelöst wird, sondern eben eine unserer wichtigsten Ressourcen zu verschenken. Die Webseite www.zeit-statt-zeug.de listet viele verschiedene Möglichkeiten auf, wie wir unseren Lieben eine Freude machen können, ohne Zeug zu kaufen, was vielleicht weder gewünscht war, noch gebraucht wird.

Do it yourself

Die selbst gemachte Marmelade, Pralinen, Pestos oder Plätzchen „made at home", selbstangerührte Pflegeprodukte wie Peelings oder Cremes - was könnte schöner sein, als ein Geschenk zu erhalten, in das jemand offensichtlich Mühe gesteckt hat? Das Beste an diesen Produkten: sie werden gegessen oder verbraucht und verstauben nicht irgendwo in der Ecke.

Auch eine Möglichkeit: endlich das platte Fahrrad des Partners, das defekte Handy der Frau oder ein kaputtes Spielzeug reparieren oder die zerrissene Jeans zum Nähen bringen. Wer Anleitung braucht kann eines der zahllosen Repair-Cafés besuchen, die es deutschlandweit gibt. Für Smartphones gibt es auf kaputt.de, für weitere Elektronikgeräte auf ifixit.com nützliche Hinweise.

Gebrauchtes schenken

Muss es denn wirklich etwas Neues sein? Inzwischen gibt es unendlich viele Möglichkeiten an gute, gebrauchte Dinge zu kommen, die sich zum Verschenken genauso gut eignen wie Neuwaren. In Second-Hand-Shops und auf Flohmärkten finden sich schöne Bücher, Möbel oder andere Designstücke en masse. Gerade bei Kleidung gibt sehr viele tolle Möglichkeiten: sei es Kleidung über Webportale wie Kleiderkreisel oder den Onlineshop „ Oma Klara", der gebrauchte Bekleidung von Seniorinnen anbietet, zu kaufen oder einen Gutschein für eine Modeflatrate der „ Kleiderei" oder „ Kleiderrebell" zu verschenken. Wer Angst hat, dass ein gebrauchtes Geschenk als Geringschätzung wahrgenommen wird, sollte das Thema im Vorfeld ansprechen. Wer weiß, vielleicht freut sich der Beschenkte über den Gedankengang sogar?

Anderen Gutes tun

Oder mal eine Ziege verschenken. Ja, eine Ziege. Natürlich soll die nicht im heimischen Wohnzimmer leben. Die Hilfsorganisation Oxfam bietet unter „ Oxfam Unverpackt" diverse Charity-Geschenke an: Man selbst wählt aus, bezahlt den Betrag und Oxfams Partner vor Ort verteilen Ziegen an Menschen in extremer Armut, wo sie deren Existenzsicherung bedeuten. Gutes tun kann ein schönes Gefühl sein und dieses Gefühl kann man auch verschenken. Warum nicht in der Familie darüber sprechen, ob man einen Teil oder gar das ganze Geschenkebudget an einen guten Zweck spenden möchte. Die Möglichkeiten sind schier unendlich: sei es eine der zahllosen neuen Initiativen, die Geflüchtete unterstützen oder ein Projekt in der Nähe, das sich für benachteiligte Kinder, Bildung oder Umweltschutz einsetzt. Bevor wir also dem vorweihnachtlichen Konsumwahn verfallen, lohnt es sich einen Augenblick darüber nachzudenken, warum wir wem etwas schenken. Weil es sich so gehört? Weil die anderen es erwarten? Wenn irgendeine Art gesellschaftlicher Druck hinter unserer Entscheidung steckt, sind das meist keine guten Gründe. Wer darüber mit seiner Umgebung diskutiert, wird feststellen, dass viele genervt sind vom alljährlichen Geschenkestress. Um zu vermeiden, dass man überflüssigen Kram zu Weihnachten bekommt oder verschenkt, sollte man mit Freunden und Verwandten darüber sprechen, dass man darauf verzichten möchte oder eine Alternative zum gekauften Präsent bevorzugt. So kann es für alle viel leichter heißen: Oh Du Fröhliche!

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