Die Zahlen schnellen nach oben. 2013 sind deutlich mehr Diebe in Wohnungen eingestiegen als im Vorjahr. Die Polizei setzt auf Prävention. Oft sind ihr die Einbrecher aber einen Schritt voraus. Wir zeigen die Einbrüche in der Region auf einer interaktiven Karte.
Von Daniel Stahl
Link: Interaktive Karte zu Einbrüchen in der Region
Eine Polizeikontrolle wurde den Tätern zum Verhängnis. Im Januar überprüfte eine Polizeistreife in Heilbronn zwei junge Männer und fand bei ihnen Einbruchswerkzeug. Also schaltete sich die Kripo ein.
Bei der Durchsuchung der Wohnungen der Männer entdeckte sie eine Menge Diebesgut. Die Männer hatten Cabrios aufgeschlitzt, die in Tiefgaragen von Mehrfamilienhäusern standen. Auf einen Schlag waren so gut 40 Einbrüche aufgeklärt.
Wesentlich mehr Fälle als 2012So einfach hat es die Kripo aber meistens nicht. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Region steigt, doch nur jeden zehnten Fall klärt die Polizei auf. Rund 11.300 Mal sind im vergangenen Jahr in Baden-Württemberg Diebe in Wohnungen eingebrochen - das sind fast 30 Prozent mehr Einbrüche als 2012.
„Da gibt es nichts zu beschönigen", sagte Innenminister Reinhold Gall vor einigen Tagen. Die meisten Einbrüche gibt es zwar in Ballungsräumen. Aber auch in der Region gehen die Zahlen nach oben (siehe Grafik). „Und dieser Aufwärtstrend setzt sich bisher auch 2014 fort", sagt Maximilian Bruns. Er leitet bei der Heilbronner Kripo die Kriminalinspektion 2.
Bruns berichtet von 268 Einbrüchen und Einbruchsversuchen im vergangenen Jahr im Stadt- und Landkreis Heilbronn. 80 waren es im Hohenlohekreis. Die Täter hätten es vor allem auf Ein- und Mehrfamilienhäuser abgesehen, sagt er.
Polizei sucht nach EinbrecherbandenEin Problem seien dabei Einbrecherbanden, teilweise aus Osteuropa. Die würden oft an einem Abend in einer Gegend mehrere Häuser aufbrechen und wieder verschwinden, sagt Bruns. Viele dieser Gruppen seien hierarchisch organisiert, mit Chef, Fahrern, Einbrechern und Hehlern.
Die Diebe suchen „alles, was schnell versetzt werden kann", sagt Bruns. Uhren, Handys oder Bargeld könnten sie leicht transportieren und weiterverkaufen, sagt Bruns. Nach seinen Erkenntnissen kommen Einbrecher am häufigsten zwischen 15 und 22 Uhr - wenn niemand zu Hause ist.
Bis jemand den Einbruch bemerkt, sind die Diebe längst über alle Berge. Das stellt die Polizei vor große Schwierigkeiten. Die Beamten können fast nie Einbrecher auf frischer Tat stellen. „Streng genommen können wir nur reagieren", sagt Bruns.
In der Region kümmern sich seit der Polizeireform sechs Sachbearbeiter nur um Einbrüche. Sie beobachten auch, wo häufig eingebrochen wird. „Bei solchen Brennpunkten werden wir verstärkt aktiv", sagt Bruns.
Fast die Hälfte aller Einbrüche scheitertSo einen Fall gab es im Winter etwa in Lauffen: Viele Wohnungseinbrüche an wenigen Tagen. Nachmittags waren deshalb in der Stadt und in Wohngebieten in Lauffen Polizisten unterwegs, um Bewohner auf Schwachstellen ihrer Häuser hinzuweisen, wie gekippte Fenster. Abends waren dann verstärkt Streifen vor Ort.
Ob diese Prävention aber erfolgreich ist, lässt sich kaum messen. „Ich gehe davon aus, dass uns das etwas gebracht hat", sagt Bruns. Etwa 40 Prozent der Einbrüche scheitern laut Innenministerium. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass Prävention und besserer Einbruchsschutz funktionieren, sagt Bruns.
Aufmerksame Nachbarschaft ist gefragt
Noch lieber würde die Polizei Täter auf frischer Tat erwischen und so auch weitere Einbrüche verhindern. „Das A und O ist, dass die Leute uns zeitnah verständigen", sagt Pressesprecher Harald Schumacher. Auch sonderbare Beobachtungen wie Fremde im Garten des Nachbarn würden helfen. „Wenn wir so etwas erfahren, reagieren wir auch."
Unsere interaktive Karte bestätigt, was auch Kripo-Mann Bruns sagt: Die meisten Einbrüche gibt es in bevölkerungsreichen Gebieten und in Gegenden mit guter Verkehrsanbindung. Denn über Landesstraßen und Autobahnen können Täter schneller flüchten. Die Region kommt dabei aber noch gut weg. Nach Angaben des Innenministeriums gibt es die meisten Einbrüche im Großraum Stuttgart, dort vor allem entlang der A8. Trotzdem sind Einbruchs-Schwerpunkte in den großen Städten auch bei uns in der Region klar zu erkennen.
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