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Wie die Blockchain zum Leim wird, der den Energiesektor eint

Blockchain und Energie, wie geht das zusammen? futurezone hat Jojo Hubbard dazu befragt. Sie ist Mitgründerin des Start-ups Electron, das beides miteinander vereinen will.

Joanne "Jo-Jo" Hubbard ist Mitgründerin des Start-ups Electron, dass sich auf die Nutzung von Blockchain-Technologie im Energiesektor spezialisiert hat. Bisher konnte sie mit ihrem Team bereits führende Energieversorger für die Idee gewinnen, entsprechende Plattformen und Ökosysteme für diese Industrie aufzubauen. Auf der kommenden Blockchain-Konferenz EventHorizon 2018 wird Jo-Jo mit Electron an den Start-up-Pitches teilnehmen, um auch neue potenzielle Investoren zu überzeugen. Mit futurezone sprach sie über Blockchain, welche Vorteile die Technologie für den Energiesektor mit sich bringt und wie sie als Frau in der Branche besteht.

futurezone: Wie würdest du Blockchain in einfachen Worten erklären?

Jo-Jo Hubbard: Es handelt sich dabei um ein Regelwerk, das allen Teilnehmern eines Netzwerks gleichermaßen auferlegt wird und diktiert wie geteilte Datensets weiterentwickelt und geupdatet werden können. Dadurch werden die Teilnehmer in die Lage versetzt, diese Regeln gemeinschaftlich aufrechtzuerhalten und direkt zu interagieren, ohne dabei alles über eine zentrale Gegenpartei laufen zu lassen.

Auf welche Art kann die Blockchain-Technologie für den Energiesektor hilfreich sein?

Grob gesagt, sind Energiesysteme dazu gemacht, an wenige große Kraftwerke zu liefern beziehungsweise an eine Umgebung, in der sich alles auf einem nationalen Übertragungslevel abspielt. Nichtsdestotrotz, dank der Verbreitung von erneuerbaren Energien, Speichern, Elektrofahrzeugen und verbrauchergesteuerten Technologien, finden wir uns in einer Welt wieder, in der Millionen anstelle von Hunderten Energieanlagen Strom exportieren. Diese Anlagen sind in der Lage, ein System zu bewirken, das seine Bestandsbasis effizienter nutzt.

Ich glaube, dass Blockchain die Technologie darstellt, die es möglich macht, dass alle Anlagen an einem Netzwerk teilnehmen, das auf Preissignale reagiert, um die Stromnutzung zu optimieren, und die Widerstandskraft des Netzes erhöht, indem sie große, einzelne Fehlerstellen entfernt.

Der Vorteil dieser Technologie ist es, dass die Motivation aller Teilnehmer in eine Bahn gelenkt werden kann. Dabei spielen mehrere Dinge eine Rolle. Darunter erstens das Ersetzen von bloßem Vertrauen durch nachvollziehbare, transparente Protokolle, und zweitens die Beseitigung von Anreizen, Liquidität wieder durch eine kostengünstige, erweiterbare Transaktionsarchitektur zu verorten.

Zu den größten Nachteilen (teils technologie-, teils industriell bedingt) gehört, dass die Bündelung von Liquidität zur Schaffung von Effizienz und Netzwerkeffekten (der Nutzen des Produktes nimmt mit steigender Konsumentenzahl zu, Anm. d. Red.) nicht allein möglich ist. Ein Konsortium ist dazu notwendig, das wichtige Marktteilnehmer und einen Konsens in der realen Welt vereint.

Bei Electron haben wir diesen Ansatz verfolgt und uns mit 14 der Hauptversorgungsunternehmen aus dem Energiesektor zusammengeschlossen. Das war nicht einfach.

Und welche Rolle spielt dein Start-up Electron in dieser Industrie? Was genau tut ihr?

Electron erstellt die gemeinsame digitale Infrastruktur, die für neue miteinbeziehende, auf Preise reagierende Stromsysteme notwendig ist. Bisher haben wir ein Bestandserfassungssystem ausgearbeitet, das die Eigenschaften der Energiebestände aufzeichnet, die gehandelt werden, sowie eine Handelsplattform, die es Teilnehmern ermöglicht, in festgesetzten Zeitfenstern auf die Auslieferung dieser besonderen Merkmale zu bieten.

Unser Hauptfokus liegt auf dem Flexibilitätsmarkt, also dem Markt, der Stromkonsumenten und -Hersteller dazu anhält, ihren Netzverbrauch an Preissignale anzupassen.

Was uns dabei hauptsächlich von anderen unterscheidet, ist unsere Kompetenz, die Handelsinteressen von Käufern oder Flexibilität derart zu aggregieren, dass ein Anlagenbesitzer, der Flexibilität veräußert, gleichzeitig auf verschiedenen Märkten verkaufen kann. Auf diese Weise maximiert er den Wert seiner Anlage und erhöht die Effizienz seines Systems.

Du bist eine Frau, die im Bereich Blockchain arbeitet. Welche Erfahrungen hast du persönlich damit gemacht?

Das ist schwierig zu beantworten. 90 Prozent der Zeit bin ich nur eine Person, die im Bereich Blockchain tätig ist. Die anderen zehn Prozent teilen sich in Vor- und Nachteile aufgrund meines Geschlechts, die mir aber immer von externen Personen auferlegt werden.

Ich würde dennoch sagen, dass es einige sehr beeindruckende Frauen auf dem Gebiet Blockchain gibt. Stina Brock ist zum Beispiel eine von ihnen. Erst kürzlich hat sie eine Liste der 14 größten Influencer im Bereich Energie-Blockchain veröffentlicht, von denen 50 Prozent Frauen sind. Das ist doch etwas!

Abgesehen vom Energiesektor, welche Gebiete könnten deiner Meinung nach außerdem von der Blockchain-Technologie profitieren?

Jedes Gebiet, auf dem zahlreiche, potenziell kooperierende oder im Wettbewerb zueinander stehende Parteien agieren, kann von Blockchain profitieren, wenn der Bedarf besteht, einheitliche Systeme und Datensets zu teilen, um Dienstleistungen bereit zu stellen. Eine offensichtliche Parallele zum Energiesektor stellen Gas und Wasser dar, das trifft aber auch auf den Finanzsektor sowie alle Arten von Versorgungsketten zu.

Dabei ist Blockchain aber nicht wirklich das "Magische" an der ganzen Sache, die Technologie fungiert eher als der Kleber oder die geteilte Infrastruktur. Die eigentliche Magie wird aus den vielen neuen, datengetriebenen Geschäftsmodellen resultieren, die über diese gemeinsamen Rahmenwerke bereitgestellt werden. Die Wege pflastern wir aber gegenwärtig noch.

Jo-Jo, vielen Dank für das Interview! Das Interview wurde auf Englisch geführt und anschließend übersetzt.

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