Alicia Keys scheut große Worte nicht. „Forever" ist so ein Wort. Man hat es von ihr schon ein paar Mal gehört, in ihrem Welthit „No One" etwa oder in der Soulnummer „Lovin' U" von ihrem Debüt „Songs in A Minor" (2001). Auch auf Keys siebtem Album finden sich zwei Ewigkeitserklärungen. Die erste davon, „Authors of Forever", ist unauffälliger Einigkeitspop: Wir säßen alle in einem Boot und müssten gemeinsam die Zukunft gestalten. Würde man so unterschreiben, ohne das Kleingedruckte zu lesen.
Die zweite trifft einen umso härter. In „Perfect Way to Die" sind es nicht die großen, sondern die kleinen Begriffe, die sich reimen - und sich eigentlich in keiner Hinsicht reimen dürften: „Simple walk to the corner store / Momma never thought she would be getting a call from the coroner." Dass diese Exposition keine Erklärung braucht, erzählt bereits die halbe Geschichte. Weiter: „Said her sons been gunned down." Im Musikvideo sitzt Keys am Flügel mitten im nächtlichen, menschenleeren Los Angeles und wechselt in die Mutterperspektive: „I think of all you could have done / At least you'll stay forever young / I guess you picked the perfect way to die." Obwohl dieser Refrain leicht aus der Reihe fällt, weil seine Ironie eher opak bleibt, ist Keys eine innige und würdevolle Hommage gelungen. Aus der Vogelperspektive sieht man die Namen ungezählter in jüngster Zeit getöteter schwarzer Amerikaner. Keys, ganz in Schwarz, geht auf ein Knie.
(...)
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. September 2020.
Original