2 subscriptions and 1 subscriber
Review

Oh, wie schön klingt Tupelo

Oh, wie schön klingt Tupelo: Elvis ist da geboren, Van Morrison und Jason Isbell haben honigsüß über die Stadt in Mississippi gesungen, und Jeff Tweedys erste Band verdankte ihr ihren Namen. Rebecca und Megan Lovell, bekannt als Larkin Poe, siedeln den besten Song ihres fünften Albums dort an. „Tupelo, rest my soul / Take me to the river / I’ve been delivered / Into the hands that reach to hold”, singen sie über sorglose Rock-‘n’-Roll-Kadenzen in „Tears of Blue to Gold“. Weiter südöstlich, in „Back Down South“, erklingt eine Hommage auf Little Richard und die Allman Brothers, deren Heimatstaat Georgia die Schwestern teilen. Textlich wie musikalisch gehen sie auf „Self Made Man“ (Tricki-Woo) kaum Risiken ein, lieber pinseln sie frische Farben auf alte Bilder. Man erblickt staubige Straßen, hört vom derben Leben am Flaschenboden („Ex-Con“) und lässt sich mit fetten Bluesriffs und starkem Gesang in Badass-Ästhetik bedröhnen. Alles um die drei Minuten, alles wie gemacht fürs Classic-Rock-Radio. Am besten lässt sich das wohl hinter einem Lenkrad thronend hören, aber auch unmotorisiert freut man sich über ein paar Ohrwürmer. Nur die vielen Klatsch- und Schnipsbeats („Keep Diggin’“, „God Moves on the Water“, „Easy Street“) hätten die Lovells nicht nach Tupelo schleppen müssen.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. Juli 2020.