Am Fuße des neuen EZB-Turms hat sich ein beliebter Treffpunkt entwickelt. Im Concrete Jungle treffen Biker auf Skateboarder, Banker auf Arbeitslose und 40-Jährige auf Jugendliche. Hier lernen vor allem Neu-Frankfurter schnell neue Leute kennen.
Die Bremsen hat er ausgebaut, den Helm zu Hause gelassen. Der 11-jährige Denis holt aus, tritt in die Pedale und rollt mit seinem BMX über die Brüstung zweieinhalb Meter hinab in die Skatelandschaft. Mit voller Geschwindigkeit fährt er auf die „Krake" - den höchsten Betonberg des Frankfurter Skateparks - und überspringt den Gipfel beinahe schwerelos. Im Tal setzt er auf und kommt nach wenigen Metern mit quietschenden Reifen zum Stehen. „Stark! Jetzt bist du dran!", ruft er seinem Freund Kahdem zu, mit dem er an dem Sprung übt.
Seit den Sommerferien kommen die Fünftklässler fast jeden Tag in den Franfurter Skatepark „Concrete Jungle" Mit Skateboardern und Inlineskatern teilen sich die Biker die hügelige Betonfläche. Obwohl der südliche Teil des Hafenparks noch nicht fertiggestellt ist, hat sich die Sportanlage zu einem beliebten Treffpunkt für Jugendliche entwickelt.
Für den portugiesischen Master-Studenten Vasco Martins war der Park eine der ersten Sehenswürdigkeiten, die er in seiner neuen Heimatstadt gesehen hat. „Just perfect" - findet er den Park vor der Kulisse des neuen EZB-Turms. Auf dem Basketballplatz neben der Skateanlage kommt der Student auch ohne Deutschkenntnisse zurecht. Innerhalb der fünf Tage, an denen er zum Basketball-Spielen gekommen ist, habe er bereits Freunde gefunden. Menschen jeden Alters treffe er hier.
Ein 40-jähriger Banker und ein Schüler von zwölf Jahren wären an diesem Nachmittag in seinem Team gewesen. „Es ist unglaublich, wie leicht man hier mit Leuten ins Gespräch kommt", schwärmt er. Bisher hätten sich immer mindestens zwei Vierergruppen zum Spielen gefunden. „Hier kommen alle zusammen, ob Banker oder Arbeitsloser", lacht er. „Es ist eine sehr offene Atmosphäre."
Lose trifft sich auch der 30-Jährige Skater mit dem Spitznamen „Ollie" mit seinen Freunden. Selten verabrede er sich mit jemanden. Den Skatepark bewertet der erfahrene Freizeit-Sportler jedoch mit gemischten Gefühlen. „Es ist zwar gut, dass es den Park endlich gibt", räumt er ein. Früher wären viele Skater an der Konstablerwache oder unter bestimmten Brücken geskatet.
„Hier ist es natürlich besser, der Park ist aber absolut suboptimal konzipiert", beklagt er. Die Promenade, die mitten durch den Skate-Bereich führt, „macht es unmöglich, den Park durchgehend von einem Ende zum anderen zu befahren". Probleme würden auch die Abstände von eingebauten Hindernissen und Treppenstufen bereiten. „Skaten ist leider immer noch ein Außenseiter-Sport."
Auf Inlineskates drehen zwei Mädchen ein paar Runden über den leichteren Parcours des Parks und fahren dann weiter. „Mädchen, die skaten, sieht man hier echt selten", sagt Lennart. „Höchstens dreimal" habe der 17-Jährige Mädchen gesehen, die „richtig gut" fahren konnten. „Ich find das schade." Eher sehe er „ältere" Männer, die mit über 30 Jahren noch versuchen würden, das Skaten zu erlernen.
Woran es liegt, dass wenige Frauen und Mädchen sich für den Sport begeistern, glauben Lennart und Andreas zu wissen. „Sie wollen sich nicht verletzten. Man darf aber keine Scheu haben, sich auf die Fresse zu legen", sagt der 16-Jährige Andreas. Zwei Bänderrisse und eine blutige Lippe hatte er bisher. Blaue Flecken an Beinen und Armen hat er auch heute noch. „Das war's wert", grinst er. „Anders lernt man das nicht."
Beim Hinfallen achte Lennart darauf, dass er sich abrolle, anstatt auf eine einzige Stelle zu fallen. „Wenn man das hinbekommt, kann man sich kaum verletzen", glaubt der 17-Jährige. Durch das Hinfallen habe er ein Gefühl dafür entwickelt, welche Sprünge er sich zutraut. „Wenn man sich dabei steigern kann, hat man jeden Tag etwas, worauf man sich freut - auch wenn's schon mal weh tut", sagt der Schüler aus dem Nordend.
Auch Lennart und Andreas ärgern sich über Fußgänger, die mit kleinen Kindern auf der Fahrbahn spazieren. Fahranfängern stehen sie jedoch aufgeschlossen gegenüber. „Die Skater-Szene ist ziemlich entspannt", sagt Lennart. „Wenn einer ganz frisch anfängt, hilft man sich. Keiner wird ausgelacht." So habe auch er vor gut einem Jahr skaten gelernt. „Ohne den Park wär ich nicht darauf gekommen."
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